So, da sind wir also wieder. Nach einer einjährigen Ehrenrunde befindet sich Hertha BSC wieder im Oberhaus des deutschen Profifussballs und es wirkt so, als wäre man gar nicht weg gewesen. Wenn die Namen der potentiellen Absteiger fallen, dann wird Hertha BSC nie genannt, obwohl man als Aufsteiger dafür eigentlich prädestiniert wäre. Lediglich für den Fussballprofessor Mario Basler steht man als Absteiger Nummer 1 jetzt schon fest und sämtliche Transfers sind nach seinem Dünken jetzt schon Flops, nachdem er den Hefeweizensatz in seinem Bierkrug auslas.

Auf der einen Seite halte ich es psychologisch wichtig sich gar nicht dem Abstiegskampf und Krampf hinzugeben bevor der erste Ball gespielt wurde, auf der anderen Seite ist es auch ein gefährlicher Trugschluss, man würde mit dem Abstiegssog nie in Berührung kommen. Denn wenn er eine Mannschaft unvorbereitet packt, dann können die Ausmaße fatal sein und letztlich einen genau dorthin ziehen, wo man nie hinwollte.

Eine Sache, die ich aber persönlich nie so ganz nachvollziehen konnte ist der allseits prognostizierte "Abstiegskampf". Hysterische Reporter warten Spieltag für Spieltag unruhig darauf um ihn schnellstmöglich bei einer Mannschaft auszurufen, die gerade als Verlierer den Platz verliess und auch der Tabellenstand keinen anlass zu Freudensprüngen gab. Aber was ist das eigentlich? Ist das auf einmal ein anderes Spiel? Ab jetzt hören wir auf mit dem Spielen und es wird gegrätscht und gebissen bis die Fetzen fliegen. Ahh, da geht dem archaischen Fussballverstand doch das Herz auf. Balsam für die verlorenen Seelen gepeinigter Verlierer. Ok, aber wie schiesst man damit Tore um Spiele zu gewinnen? Es gab zwar mal einen Spieler, der mit einer Grätsche den Ball aus 30m Entfernung glücklich ins Tor schoss aber der Normalfall ist das nicht.

Nein, wir müssen Fussball spielen, mit der Betonung auf spielen und das eben besser als drei andere Mannschaften der nächsten Saison. Hohe Verbindlichkeiten zwangen den Verein lediglich ablösefreien Spielern eine sportliche Perspektive zu bieten und somit wurden die Neuzugänge ungewohnt früh präsentiert. Thomas Kraft, Tunay Torun, Andreas Ottl und Iron Maik Franz, in Fachkreisen auch "dieses Arschloch" genannt, verstärken das neue Team. Unsichere Auftritte des Stammkeepers Aerts liessen hier Handlungsbedarf erscheinen. Maik Franz verstärkt als Innen- und rechter Aussenverteidiger die defensive Breite, Ottl gibt taktische Perspektiven im defensiven Mittelfeld und Torun war positionell kein zwingender Transfer, doch die Gelegenheit war günstig und der HSV schien diesem Spieler wenig Chancen auf Spielpraxis einzuräumen. Nachvollziehbar, denn beim HSV lief ja in der letzten Saison eh alles tutti. Er kam, sah, trainierte und spielte, könnte man diesen offensiv flexiblen Spieler schon jetzt beschreiben. Torun gilt als der Gewinner Vorbereitung und seine Trainingsleistungen hinterliessen einen beeindruckten Trainerstab. Einen Platz in der ersten Elf zum Saisonauftakt scheint für ihn als sicher.





Fast alle Positionen sind qualitativ breit besetzt, von daher ist eine genaue Vorgabe von System und Aufstellung kaum möglich. Bevorzugte Systeme werden das 4-2-3-1 und das 4-4-1-1 sein. Babbel ist, als ehemaliger Schützling von Ottmar Hitzfeld, auch ein Verfechter der Rotation. In wie weit er diese Anwenden wird ist noch nicht ganz klar, denn auch dort können negative Folgen im Mannschaftsklima lauern. Aus meinem persönlichen Empfinden sind Ramos, Lustenberger und Hubnik unersetzbar und ein wesentlicher Bestandteil der Mannschaft. Die Neuzugänge können jederzeit in der ersten Elf stehen und vermeintliche Stammspieler wie Raffael werden auch des öfteren die Bank bekleiden müssen. Fraglich bleibt auch, ob der in der 2.Liga stark aufspielende P.M.Lasogga diese Qualität auch in der 1.Bundesliga beweisen kann oder ob es bei Kobiashvili immer noch für höchste Ansprüche reichen wird, denn jünger wird er auch nicht mehr. Ist der Jungbrunnen in der ersten Liga schon versiegt oder werden auch Schulz, Perdedaj, Neumann und die neu mit Profiversträgen ausgestatteten Brooks und Kargbo, eine Chance sich zu beweisen erhalten. Viele Fragen die im Laufe der Saison beantworten werden.

Von der taktischen Ausrichtung kann man eine kompakte und defensive Hertha erwarten, die durch schnelle Ballgewinne im defensiven Mittelfeld, schnell umzuschalten versucht und mit den flinken Ramos, Torun oder Ebert die Gegner unvorbereitet treffen will. Auch wenn sich die Abwehrkette nicht gerade wie das who-is-who der internationalen Klasse liest, so wird es auch darauf ankommen, dass die gesamte Mannschaft den Abstand der Reihen eng hält und den Gegner es nur schwer ermöglicht zu klaren Torchancen zu kommen. Abstiegsformeln setzen sich aus zu einfachen Gegentoren und zu häufig vergebenen Großchancen zusammen und diese gilt es dringlichst zu widerlegen.

Es wird schwer denn es wird einige Niederlagen hageln und gerade in diesen negativen Phasen gilt es im bewegten Berlin Ruhe zu bewahren, damit es am Ende der Saison zum Klassenerhalt reichen wird. Ich bin überzeugt, dass das Saisonziel abgeschlossen wird.