liegt hinter uns. Das wäre so schlecht nicht, wenn man dafür nicht auch knapp ein Drittel der Spieltage gebraucht hätte, und daher kann man mit Fug und Recht behaupten, dass, wenn wir so weitermachen, es einfach nicht reichen wird.

Und, man muss es leider sagen, wie ein Absteiger haben wir auch die erste halbe Stunde gespielt. Da passte nichts, da war kein Wille sichtbar, da war keine Mannschaft sichtbar. Anders kann man es nicht sagen. In einer Situation, in der man kämpfen muss. Gegen einen Gegner, der auch nicht auf allzu sicheren Füssen stand. Der aber dann erst eins, und dann ein zweites Tor erzielte, und zwischendrin sichtbar aufblühte. Das war für mich der Moment, an dem ich mich begann zu fragen, wie hoch sich diese Leute abschlachten lassen würden, und warum sie das tun, und warum ich es mir eigentlich überhaupt noch ansehen soll.
Und dann begann das Unbegreifliche.
Ich würde die Ursache gerne dem HSV zuschreiben; ich würde gerne sagen, dass unsere Spieler endlich erwachten und aus eigener Kraft begannen, sich zu wehren, allein es wäre gelogen. Die Ursache lag ganz allein bei den Leverkusenern, die aus einem mir völlig unverständlichen Grund einfach aufhörten, so weiterzumachen. Nichts hätte sie daran gehindert, dies zu tun, und uns mit 6 - 0 oder einem vergleichbaren Resultat aus dem Stadion zu fegen. Bayern hätte es ohne Zweifel gemacht. Bayer tat es nicht. Das ist wohl der Unterschied.
Statt dessen liess man sich gegnerischerseits dazu verleiten, das Ergebnis bereits nach weniger als einem Drittel der Gesamtspielzeit nur noch verwalten zu wollen. Dafür, Freunde und Nachbarn, war es noch zu früh. Das merkten sogar wir. Und so konnte es nicht ausbleiben, dass sich auch eine Mannschaft an diesem moralischen Tiefpunkt schliesslich berappelt und dazu entschliesst, doch noch um ihre Ehre zu kämpfen.
Und so kam es endlich zum Anschlusstreffer; und es wäre auch noch in der ersten Halbzeit zum Ausgleich gekommen, hätte hier nicht ein kleinlicher Schiedsrichter das Tor wegen eines angeblichen Aufstützens Guerreros aberkannt. Die Zeitlupe zeigte dann, dass es eigentlich abseits gewesen wäre - aber die Fahne war unten geblieben. Das Tor hätte gezählt, und der Abstützer war viel zu schwach, da war sich die ganze Expertenrunde mit mir einig.
Trotz dieses entschlossenen Auftretens in der letzten Viertelstunde vor der Pause wäre man zu Beginn der zweiten Halbzeit beinahe wieder in Bedrängnis geraten, denn unser Spiel drohte wieder zu zerfasern. Hätte Leverkusen diese Chance genutzt, wäre es vorbei gewesen. Aber Bayer hatte nicht den Willen, vielleicht auch nicht die Kraft, dies zu tun. Dass dann der Ausgleich erfolgte war nicht nur folgerichtig, sondern auch verdient. Bayer bettelte ja förmlich darum. Zu mehr als ein paar Frustfouls reichte es nicht mehr; da war Gelbwürdiges dabei, auch und gerade nachdem Guerrero blutend am Boden lag und behandelt werden musste. Reaktion? Null... Ich will hier keine Verschwörungstheorie starten, aber man darf sich gewisse Fragen stellen. Und der eine oder andere Offizielle müsste sie sich stellen lassen. Auch wenn sich die Situationen um Tiffert letzte Woche und Guerrero gestern nicht direkt vergleichen lassen - die Frage nach dem Strafmass und der Gerechtigkeit stellt sich durchaus.
Schliesslich kam es zu den Wechseln; Thorsten Fink signalisierte damit ganz eindeutig, dass er sich mit dem Resultat des Unentschiedens zufriedengab. Man kann dieses Fazit teilen; die Mannschaft hatte letztendlich eine beachtliche Leistung gezeigt, und der HSV ist allemal als moralischer Sieger vom Platz gegangen. Und trotzdem gab es noch Aktionen nach vorne. Beide Mannschaften waren im Prinzip mit dem Unentschieden einverstanden, hätten aber einen Siegtreffer in letzter Minute mitgenommen. Ein bisschen bleibt die Frage bestehen, ob wir ihn nicht gemacht haben, weil man Offensivkraft rausgenommen hat, oder ob wir ihn nicht bekommen haben, weil man Defensivkraft zugeführt hat. Auf diese Frage gibt es letztlich keine sichere Antwort, denn die Alternative kennen wir nicht.
Wie soll man das jetzt bewerten? Die gezeigte Leistung war am Ende beachtlich, und so war ich im Prinzip mit dem Ergebnis zufrieden. Es lässt sich aber nicht leugnen, dass diese Leistung so nicht nötig gewesen wäre, wenn man nicht schon zu Anfang gleich einem zwei-Tore-Rückstand hätte hinterherlaufen müssen. Warum man überhaupt so schwach auftrat zu Beginn ist mir ein Rätsel - das war die schwächste erste halbe Stunde in dieser Saison überhaupt. Woher soviel Unsicherheit kommt ist mir unverständlich. Warum so wenig Wille da ist, die Punkte zu holen, kann ich nicht begreifen. Der Abstiegskampf ist nicht vorbei, wenn man auf dem Relegationsplatz steht.
An dieser Stelle muss ich Paolo Guerrero ein Kränzchen winden; wieder einmal ist er seinem Namen gerecht geworden und hat gekämpft bis zuletzt. Viele, und ich will mich da nicht ausnehmen, haben schon gefordert, er möge doch für den HSV so treffen wie für Peru. Aber das hat auch eine Kehrseite, und die konnte man in diesem Spiel sehr gut sehen. Wenn er treffen soll, muss man ihn auch bedienen. Es kann nicht sein, dass er sich hinten den Ball holen muss, dann nach vorne geht, und sich dann gegen alle im Alleingang durchsetzt. Dabei geht die Konzentration auf den Abschluss verloren. Ich hatte den Eindruck, dass sich Guerrero in letzter Zeit sehr verbessert hat - das darf man jetzt nicht zerstören, indem man ihn da vorne verhungern lässt. Denn im Moment ist er unser Goalgetter - die Tatsache, dass man ihm zwei Tore nicht zuerkannt hat, ändert daran nichts. Im Gegenteil: es unterstreicht diese Tatsache noch. Aber er kann diese Rolle nur dann ausfüllen, wenn er vom Mittelfeld die entsprechende Unterstützung hat. Ob er die in Peru hat, entzieht sich meiner Kenntnis, womöglich ist das dort der Fall. Ehrlich gesagt ist es mir wichtiger, wenn er sie bei uns bekommt.
Dem Jansen ist scheinbar wieder eingefallen, was er tun kann. Gut zu wissen...