MySpox NBA Line der Woche
01.04.2011 um 22:56 Uhr
Geschrieben von diddoff
Derrick Rose? Kein MVP!
Jedem NBA-Fan sollte klar sein, wer diese Saison der allgemeine Favorit auf den MVP-Titel der NBA ist. Im digitalen Blätterwald wird ein Name hoch- und runterdiskutiert, sodass sogar die üblichen Verdächtigen wie Kobe Bryant oder LeBron James zusammen nicht auf so viel Aufmerksamkeit kommen.
Aber wieso ist für so viele der (zum Teil mit einer Stimme für die MVP-Wahl ausgestatteten) Journalisten Rose der klare Favorit?
Es ist eine alte Geschichte, die uns in der NBA schon seit Jahren verfolgt. Die Beobachter der Liga stehen vor allem auf eines: kleine Spieler, die mit den großen Jungs mithalten können. Paart man diesen Effekt mit einem Überraschungsteam, hat die schreibende Zunft einen echte Headline zu verkaufen. Die Geschichte vom kleinen David, der sein Team gegen die großen Goliaths zu einer guten Regular Season führt.
Und seien wir doch mal ehrlich. Was verfolgen wir eher? Wie ein kleiner Guard das Überraschungsteam aus Chicago zum (wahrscheinlich) ersten Platz im Osten führt oder wie der polarisierende Bryant seine Lakers schon wieder zum besten Team der Saison macht? Wir stehen einfach eher auf Davids und nicht auf Goliaths.
Ähnliche Storylines gab es in der Vergangenheit schon öfter. Um genau zu sein, im Falle des Awards für Rose wäre es die 5. Wiederholung dieses "David-Phänomens" in den letzten 11 Jahren NBA. Seine Vorgänger in dieser Hinsicht waren Allen Iverson (2001), Jason Kidd (2002) und Steve Nash (2005, 2006). Sie alle profitierten von diesem "Hype".
Das auffälligste Beispiel war Jason Kidd 2002. Kidd gewann den Titel zwar nicht, bekam aber starke 45 Stimmen für den ersten Platz, obwohl er eine Saison spielte, in der er nur 14,7 Punkte und 9,9 Assists bei einer unterirdische Wurfquote von 39% auflegte. Die Nets kamen in die NBA Finals und tradeten in der nächsten Saison zwei Starter des erfolgreichen Teams weg. In dieser Saison hatte Kidd die beste Saison seiner Karriere, in der er sich zum Vorjahr um 4 Punkte und 2% FG verbesserte. Die Nets schafften es auch 2003 in die Finals.
Und wieviele Stimmen für den ersten Platz hatte Jason Kidd in diesem Jahr bekommen? Gar keine. Er wurde 9. im MVP-Voting und landete sogar noch hinter Ben Wallace.
Ähnlich verlief es bei Steve Nash. Zusammen mit einem dominanten Amare Stoudemire führte er die Suns 2004/05 zu 62 Siegen und erreichte dabei eine Effektivität (PER) von 22,04.
Zwei Jahre davor führte Nash - in mehr Minuten als in zu seiner MVP Saison - die Dallas Mavericks zu 60 Siegen und hatte ein PER von 23,51. In diesem Jahr wurde er nur 5. im MVP-Voting.
Der Unterschied zwischen den beiden Saisons war wieder nur die Story, die den Wählern imponierte. Als er nach Phoenix kam, hatten die Suns gerade 29 Spiele gewonnen, in der nächsten waren es dann 62.
Zurück zu Rose. In zahllosen MVP-Diskussionen, die man mitbekommt, fällt oft die Phrase: "Die Bulls wären nichts ohne Rose. Er hat die Bulls lange ohne Noah oder Boozer geführt."
Da ist natürlich etwas dran, aber schauen wir uns mal die Teams der anderen MVP-Kandidaten an. Die Heat sind 10,49 Punkte pro 100 Angriffe schlechter ohne LeBron, die Mavs 16,68 schlechter ohne Dirk, die Magic 6,95 schlechter ohne Howard und die Lakers 6,20 ohne Kobe.
Und die Bulls? Ohne Rose sind sie nur um 1,49 Punkte schlechter und holen durchschnittlich immer noch 6,78 Punkte mehr als ihr Gegner (in 100 Angriffen).
Im Prinzp könnte man Rose getrost mit jedem der Elite Point Guards der Liga (und mit Dwyane Wade) ersetzen, die Leistung der Bulls würde dies auf die Dauer wohl nicht sehr schmerzen. Von diesen Point Guards (Williams, Westbrook, Paul, Nash) ist übrigens keiner aus verschiedensten Gründen in der Diskussion.
Mit welchem aktuellen Spieler könnte man Dwight Howard ersetzen? Richtig. Mit keinem.
Mit Williams, Westbrook und Paul würden die Bulls vielleicht höchstens ein paar Spiele mehr verlieren, aber was machen die Magic ohne Dwight Howard, dem Spieler, der die komplette Defense und den Großteil der Offense seines Teams übernimmt.
Der einzige Center, der Howard (der Effektivität nach) ersetzen könnte, ist im Moment Andrew Bynum, der nicht einmal halb so viele Minuten spielt.
Die Magic haben die dritteffektivste Defense der Liga, noch vor Miami, Milwaukee, den Lakers und Dallas. Wir reden von den Magic, die Howard oft zur gleichen Zeit Gilbert Arenas, Hedo Turkoglu und Ryan Anderson an die Seite stellen.
Offensiv sind die Magic ohne ihren Center ähnlich wenig wert, wie in der Defense. Es mag nicht immer schön aussehen, aber die Art und Weise, wie Howard Foultrouble bei gegnerischen Centern erzeugt und gleichzeitig viele Double-Teams auf sich zieht, ist für Orlando der Schlüssel zum Erfolg in der Offense.
Warum die Bulls deutlich mehr Spiele gewonnen haben als die Magic? Dwight Howard spielt die ganze Saison ohne Noah und Boozer... und Deng. Jeder von den Dreien wäre klar der zweitbeste Spieler in Orlando...
inspiriert von John Hollinger
Aber wieso ist für so viele der (zum Teil mit einer Stimme für die MVP-Wahl ausgestatteten) Journalisten Rose der klare Favorit?
Es ist eine alte Geschichte, die uns in der NBA schon seit Jahren verfolgt. Die Beobachter der Liga stehen vor allem auf eines: kleine Spieler, die mit den großen Jungs mithalten können. Paart man diesen Effekt mit einem Überraschungsteam, hat die schreibende Zunft einen echte Headline zu verkaufen. Die Geschichte vom kleinen David, der sein Team gegen die großen Goliaths zu einer guten Regular Season führt.
Und seien wir doch mal ehrlich. Was verfolgen wir eher? Wie ein kleiner Guard das Überraschungsteam aus Chicago zum (wahrscheinlich) ersten Platz im Osten führt oder wie der polarisierende Bryant seine Lakers schon wieder zum besten Team der Saison macht? Wir stehen einfach eher auf Davids und nicht auf Goliaths.
Ähnliche Storylines gab es in der Vergangenheit schon öfter. Um genau zu sein, im Falle des Awards für Rose wäre es die 5. Wiederholung dieses "David-Phänomens" in den letzten 11 Jahren NBA. Seine Vorgänger in dieser Hinsicht waren Allen Iverson (2001), Jason Kidd (2002) und Steve Nash (2005, 2006). Sie alle profitierten von diesem "Hype".
Das auffälligste Beispiel war Jason Kidd 2002. Kidd gewann den Titel zwar nicht, bekam aber starke 45 Stimmen für den ersten Platz, obwohl er eine Saison spielte, in der er nur 14,7 Punkte und 9,9 Assists bei einer unterirdische Wurfquote von 39% auflegte. Die Nets kamen in die NBA Finals und tradeten in der nächsten Saison zwei Starter des erfolgreichen Teams weg. In dieser Saison hatte Kidd die beste Saison seiner Karriere, in der er sich zum Vorjahr um 4 Punkte und 2% FG verbesserte. Die Nets schafften es auch 2003 in die Finals.
Und wieviele Stimmen für den ersten Platz hatte Jason Kidd in diesem Jahr bekommen? Gar keine. Er wurde 9. im MVP-Voting und landete sogar noch hinter Ben Wallace.
Ähnlich verlief es bei Steve Nash. Zusammen mit einem dominanten Amare Stoudemire führte er die Suns 2004/05 zu 62 Siegen und erreichte dabei eine Effektivität (PER) von 22,04.
Zwei Jahre davor führte Nash - in mehr Minuten als in zu seiner MVP Saison - die Dallas Mavericks zu 60 Siegen und hatte ein PER von 23,51. In diesem Jahr wurde er nur 5. im MVP-Voting.
Der Unterschied zwischen den beiden Saisons war wieder nur die Story, die den Wählern imponierte. Als er nach Phoenix kam, hatten die Suns gerade 29 Spiele gewonnen, in der nächsten waren es dann 62.
Zurück zu Rose. In zahllosen MVP-Diskussionen, die man mitbekommt, fällt oft die Phrase: "Die Bulls wären nichts ohne Rose. Er hat die Bulls lange ohne Noah oder Boozer geführt."
Da ist natürlich etwas dran, aber schauen wir uns mal die Teams der anderen MVP-Kandidaten an. Die Heat sind 10,49 Punkte pro 100 Angriffe schlechter ohne LeBron, die Mavs 16,68 schlechter ohne Dirk, die Magic 6,95 schlechter ohne Howard und die Lakers 6,20 ohne Kobe.
Und die Bulls? Ohne Rose sind sie nur um 1,49 Punkte schlechter und holen durchschnittlich immer noch 6,78 Punkte mehr als ihr Gegner (in 100 Angriffen).
Im Prinzp könnte man Rose getrost mit jedem der Elite Point Guards der Liga (und mit Dwyane Wade) ersetzen, die Leistung der Bulls würde dies auf die Dauer wohl nicht sehr schmerzen. Von diesen Point Guards (Williams, Westbrook, Paul, Nash) ist übrigens keiner aus verschiedensten Gründen in der Diskussion.
Mit welchem aktuellen Spieler könnte man Dwight Howard ersetzen? Richtig. Mit keinem.
Mit Williams, Westbrook und Paul würden die Bulls vielleicht höchstens ein paar Spiele mehr verlieren, aber was machen die Magic ohne Dwight Howard, dem Spieler, der die komplette Defense und den Großteil der Offense seines Teams übernimmt.
Der einzige Center, der Howard (der Effektivität nach) ersetzen könnte, ist im Moment Andrew Bynum, der nicht einmal halb so viele Minuten spielt.
Die Magic haben die dritteffektivste Defense der Liga, noch vor Miami, Milwaukee, den Lakers und Dallas. Wir reden von den Magic, die Howard oft zur gleichen Zeit Gilbert Arenas, Hedo Turkoglu und Ryan Anderson an die Seite stellen.
Offensiv sind die Magic ohne ihren Center ähnlich wenig wert, wie in der Defense. Es mag nicht immer schön aussehen, aber die Art und Weise, wie Howard Foultrouble bei gegnerischen Centern erzeugt und gleichzeitig viele Double-Teams auf sich zieht, ist für Orlando der Schlüssel zum Erfolg in der Offense.
Warum die Bulls deutlich mehr Spiele gewonnen haben als die Magic? Dwight Howard spielt die ganze Saison ohne Noah und Boozer... und Deng. Jeder von den Dreien wäre klar der zweitbeste Spieler in Orlando...
inspiriert von John Hollinger
Aufrufe: 11467 | Kommentare: 59 | Bewertungen: 46 | Erstellt:01.04.2011
ø 6.1
KOMMENTARE
Um bewerten und sortieren zu können, loggen Sie sich bitte ein.
13.04.2011 | 22:12 Uhr
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Mutu77 :
@LeBron: Jaa, dann sind endlich alle Stathuren zufrieden!
0
13.04.2011 | 20:35 Uhr
0
klit :
Und die Playoffs spielen wir auch nicht mehr, sondern addieren einfach nur noch Boxscores...
3
13.04.2011 | 20:24 Uhr
-3
1
05.04.2011 | 21:26 Uhr
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Die Nuggets haben ohne LBJ immerhin 47 Spiele gewonnen!
1
05.04.2011 | 21:18 Uhr
-3
1
05.04.2011 | 20:40 Uhr
0
Risi96 :
wie schön das du dich auf Punktstatistiken stützt :Dals ob es nur auf die punkte drauf ankommt - vllt lieber ein statistik mit siegen mit und ohne spieler
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04.04.2011 | 15:57 Uhr
0
ZioN :
Rose ist einer von mehreren Kandidaten, die es allesamt verdient hätten...Gut, das es Leute entscheiden, die echt B-Ball Sachsverstand haben....
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04.04.2011 | 15:50 Uhr
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bigusZ :
Also ich verstehe was du sagen willst, bin aber leider überhaupt nicht deiner Meinung. Der Ami hat ja bekanntermaßen für alles eine Statistik und somit auch ne ganze Menge für ziemlichen Quatsch. oder glaubt hier irgendwer in der Runde das die Bulls ohne Rose um Platz 1 im Osten spielen würden? Ein MVP ist für mich jemand der in der Crunchtime Verantwortung übernimmt und Spiele entscheidet. Rose macht das diese Saison für mich wie kein 2ter ob durch Punkte, Steals oder seine Assists.
Für mich klarer Nr.1-Anwärter auf MVP, geschockt sollte man bei Kobe, Howard & Co zwar auch nicht sein, aber verdient hätte Rose es allemale, vorallem weil durch dieses Gehetzte von Jordan und Co. über die nächsten Jahre noch genug auf den Jungen zurückkommen wird.
Ich finde dieses Überbewerten von solch unwichtigen Statistiken grausam für den Sport. Sonst hätte beispielsweise auch ein Kevin Love die Trophäe irgendwie verdient.
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