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15.02.2011 um 08:36 Uhr
Geschrieben von DieZecke
Das große Missverständnis
Dieser Blog ist im Grunde kein eigenständiger Blog, sondern eine Reaktion auf die Rote Karte im Spiel St. Pauli-Mönchengladbach gegen De Camargo und die Reaktionen auf die Schauspieleinlage Lehmanns, die ich persönlich völlig daneben fand (sowohl die Reaktionen als auch die Einlage). Aber ich empfinde die meisten Beiträge hier als scheinheilig oder zumindest emotional beeinflusst und undurchdacht. Grund scheint ein Bild des FC St. Pauli zu sein, dem dieser Verein im Grunde nicht gerecht werden kann und will. Dafür muss man zwei Bereiche unterscheiden, nämlich den offiziellen FC St. Pauli (Präsidium Verantwortliche Mannschaft) und die Fanszene.

Der offizielle FC St. Pauli
Im Wesentlichen ist dies ein Fußballverein wie andere auch. In vielen Kommentaren scheint ein Teil Fußball-Deutschlands davon auszugehen, dass dieser Teil des Vereins ganz hohe Ideale verkörpert. Nur so sind die Reaktionen auf die Schauspieleinlage Lehmanns zu verstehen. Dem Verein wird vorgeworfen, er spiele "sich als Gralshüter fußballerischer Moral" auf, "Wasser predigen, Wein saufen" ist zu lesen, weitere Kommentare dieser Art sind in Vielzahl gepostet. Ich frage mich, wo und wann sich Verantwortliche des FC St. Pauli als "Gralshüter fußballerischer Moral" aufgespielt haben. Kann dies jemand mit Aussagen, Interviews oder Videos belegen? Hat je ein Offizieller gesagt, bei uns gibt es keine Schwalben, nur bei den anderen? Aussagen zu diesem Thema unterscheiden sich vielmehr nicht von den Aussagen, die von Verantwortlichen anderer Vereine gemacht werden. Ich hoffe, ich lege jetzt nicht ganze Arbeitsplätze lahm, weil mir jemand das Gegenteil beweisen möchte. Auch sind die Spieler nicht besser oder schlimmer als anderswo. Nur: Wenn sich ein Wolfsburger Spieler (im Spiel gegen Frankfurt) so verhält wie Lehmann, dann kommen nicht einmal drei Kommentarseiten unter dem Artikel zustande, hier sind es ein ganzer Blog samt unzähliger Kommentare dazu. Dazu noch mit Strafforderungen gegen Lehmann, die beispielsweise ein Marko Marin selbst nach der zehnten Strafraum-Schwalbe der Saison nicht zu befürchten hat.
Selbst Verbindungen zum Wettskandal werden gezogen. Lehmann sei nur das i-Tüpfelchen, "gleichzeit stecken sich die Spieler unmengen an Geld von irgendwelchen Wettpaten in die Taschen" (die Rechtschreibfehler stammen nicht von mir). Wer das Verhalten von Lehmann als Beleg für die Schuld einiger Spieler im Wettskandal nimmt, ist vorsichtig formuliert mutig. Ebenso wird die Aussage Stanislawskis, er lege für die vier genannten Spieler (Gunesch, Bruns, Hain, Rothenbach) seine Hand ins Feuer, als ein "bei uns passiert so etwas nicht" ausgelegt. Alle, die dies tun, verschweigen aber, dass er auf Nachfrage gesagt hat, dass er dies ausdrücklich nicht für alle seine Spieler tun würde, "nur für diese vier".
Fazit: Warum nimmt man den offiziellen FC St. Pauli nicht einfach, was er ist: Ein kleiner Bundesligist, der von den Strukturen und den finanziellen Mitteln irgendwo bei Freiburg oder Mainz angesiedelt ist.

Die Fanszene
Diese unterscheidet sich ganz offenbar von vielen anderen Vereinen. Um es gleich vorweg zu sagen: Auch bei uns gibt es Vollpfosten, die sich auswärts völlig daneben benehmen (siehe letzte Saison in Rostock als schlimmstes Beispiel). Von diesen Idioten rede ich nicht, die hat offenbar jeder Verein (außer Hoffenheim, da ist halt auswärts keiner). Als ein Beispiel seien aber die "Sozialromantiker" genannt. Wer sich nicht so genau damit beschäftigt (wie viele, die lieber ohne Kenntnis Kommentare verfassen weil's leichter ist): Diese Initiative ist eine gegen das Präsidium gerichtete Aktion innerhalb des Vereins, die Auswüchse der Kommerzialisierung am Millerntor verhindern möchte. Fälschlicherweise werden die SR immer als Spinner dargestellt, die gegen jede Art von Kommerz sind. Das stimmt so nicht, es geht nur darum, wie Geld verdient wird! (Zitat: "Dass es uns allen anscheinend doch nicht egal ist wo das Geld herkommt, das nunmal nötig ist. Dass wir auf bestimmte Erscheinungen des modernen Fussballbetriebs lieber verzichten, seien sie finanziell noch so verlockend."). Mit diesen "Erscheinungen des modernen Fussballbetriebs" sind unter anderem gemeint: Das Verkaufen des Stadionnamens, das Präsentieren von völlig unwichtigen Infos während des Spiels (z.B. Eckballverhältnis), nur um Werbung rausposaunen zu können, Leuchtbanden mit der Möglichkeit, kostenpflichtig dort SMS-Botschaften zu senden usw. Wie sich gezeigt hat, will dies eine Mehrheit der Fans nicht, auch wenn man vielleicht absteigt. Dies verurteilt nicht andere Vereine, die dies machen, mit anderen Vereinen hat das gar nichts zu tun. Soll halt jeder Verein machen, was er für richtig hält.

Ein weiterer Punkt, der anderes unter den Fans ist: Die Mannschaft wird nicht ausgepfiffen. Natürlich gibt es ein Raunen im Stadion, wenn der Pass über 5 Meter 3 Meter daneben geht. Auch wird mal individuell gemeckert auf der Tribüne, aber es wird niemals kollektiv gepfiffen. Auch sollte man am Millerntor nicht vor dem Abpfiff gehen, selbst wenn das Spiel verloren ist. Nach dem Spiel wird die Mannschaft verabschiedet (man muss sie ja nicht nach Niederlagen abfeiern, aber verabschieden). Aber auch das kann man z.B. in Stuttgart anders handhaben, jedem das seine.
Offenbar scheint der Hass, der dem Verein manchmal entgegenschlägt, eine Art versteckter Neid auf diese Grundsätze (und nicht genannte weitere) zu sein. Anders ist es nicht zu erklären, dass Regeln und Grundsätze, die einzig und allein den FC St. Pauli und seine Fans/Mitglieder betreffen, so angegangen werden.
Ansonsten ist die Fanszene bei St. Pauli alles andere als homogen, es gibt genug Grabenkämpfe zwischen einzelnen Gruppen. Die Ultras sind z.B. mein Fall nicht und ich kritisiere sie auch an anderer Stelle massiv, aber das gehört eigentlich nicht an diese Stelle.
Aufrufe: 3569 | Kommentare: 21 | Bewertungen: 7 | Erstellt:15.02.2011
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