Augenblicke, Momente die der Mensch in seinem Gedächtnis speichert, die sich so fest eingebrannt haben, so das diese Jahre später immer noch so frisch sind, als wären diese Augenblicke gerade gestern erst geschehen.



Jeder Fußball-Fan auf dieser Welt hat seine persönlichen Augenblicke. Augenblicke der Freude, des Jubels, aber auch der Frustration und des Leids. Ja, auch wir, die Anhänger des FC Bayern, im Jargon liebevoll Erfolgfans betitelt, haben solche.
Da es in der menschlichen Natur liegt, dieser eher die Neigung besitzt, über positive Momente zu berichten, möchte ich an dieser Stelle keine Ausnahme machen.

Nou Camp, UEFA-Pokal-Habfinal CF Barcelona gegen Bayern München

16. April. 1996. Die Bayern reisten mit einer nicht gerade kleinen Hypothek nach Spanien. Da es im Hinspiel im heimischen Olympiastadion nur zu einem 2:2 gereicht hatte, machte die Sache nicht gerade leichter. Auf der Bayernbank nahm zu dieser Zeit noch Otto Rehhagel Platz, aber zu späterem Zeitpunkt darüber mehr.

Im Team der Katalanen befanden sich so klangvolle Namen wie, Luis Figo, Bakero, Popescu und der Sohn von Barca-Legende Johan Cruyff, Jordi. Doch sollte sich das Fehlen zweier Schlüsselspieler bemerkbar machen. Die Rede ist von Gheorghe Hagi, der im Hinspiel noch den 2:2 Ausgleichstreffer markieren konnte, sowie der jetzige Barca-Coach Pep Guardiola. Und bei den Bayern? In der Bundesliga lief man den Konkurrenten hinterher, aber im UEFA-Cup sah man eine ganz andere Bayern-Mannschaft. Auch in Barcelona, präsentierte sich das Team um Matthäus, Klinsmann und Co in komplett veränderter Verfassung.

Engagiert und motiviert bis in die Haarspitzen lieferte man den Spaniern einen ganz heißen Tanz. Kämpferisch und konzentriert, so das sich mancher Fan wunderte, das dies nicht in so manchem Bundesligaspiel war. Von Minute zu Minute stieg der Optimismus, trotz des unglücklichen Ergebnisses aus dem Hinspiel, den Sprung ins Finale doch noch zu schaffen. Ein Tollhaus das elterliche Wohnzimmer, nachdem Babbel kurz vor der Pause den umjubelten Führungstreffer erzielen konnte.

Nun Begann aber das große Hoffen und Bangen. Der FC Barcelona, unterstützt vom Groß der 115.000!!! Zuschauer, drückte nun mit aller Macht vehement auf den Ausgleich. Doch der Abwehrverbund hielt dem Druck stand und falls doch ein Spieler der Spanier eine Lücke fand, da stand ja noch ein gewisser Olli Kahn im Bayern-Gehäuse. Doch die Anspannung und Nervosität stieg und stieg, proportional zur Schweißbildung. Feuchte Hände waren noch das kleinste Problem, drückte doch dieses zuckerhaltige Kaltgetränk auf die Blase.

Die Entscheidung wurde mir aber in der 84. Minute von einem Mann namens Witeczek abgenommen. Einen Konter schloss der eben genannte Spieler ab und der FC Bayern führte mit 2:0 im Hexenkessel Nou Camp. Erlösung in beiden Fällen, oder wie man so schön sagt, 2 Fliegen mit einer Klappe geschlagen.

Doch kaum war die Blase geleert, die Jubelschreie verstummt, kam mit einem Schlag das Zittern wieder zurück. Das Zeitmessgerät zeigte die 89. Minute an, als Barcelona durch de la Pena auf 2:1 verkürzen konnte. Eben noch entspannt in den Sessel zurückgelehnt, war wieder Action in der Bude. Die Schweißproduktion lief wieder auf Hochtouren und schreckliche Szenarien erfüllten das Kopfkino. Fällt noch der Ausgleich usw. Dann kam er, der erlösende Schlusspfiff. Ja, jawohl, ole ole ole, Jubelschreie, Tröte, das ganze Haus sollte es wissen, die Bayern hatten es geschafft. Die Endspiele um den UEFA-Cup waren erreicht.

Jürgen Klinsmann konnte sich an diesem Abend zwar nicht in die Torschützenliste eintragen. jedoch stellte er in dieser UEFA-Cup-Saison mit 15 erzielten Treffern einen neuen Rekord auf.

Triumph ohne Rehhagel

Verbinden mit diesem Augenblick werde ich immer Otto Rehhagel. Den in den beiden Endspielen saß nicht der Otto auf der Trainerbank, sondern der Kaiser Franz Beckenbauer. Nach einem 2:0 Hinspielerfolg und einem 3:1 Auswärtssieg in den Endspielen gegen Girondins Bordeaux holte sich der FC Bayern München den Pott. Bei Bordeaux kickten zu diesem Zeitpunkt, Bixente Lizarazu, der später auch zahlreiche Titel mit den Bayern feiern konnte und die 2 späteren Weltstars Dugarry und Zinedine Zidane.

Beckenbauer übernahm den Chefposten nach der 0:1 Heimniederlage in der Bundesliga gegen Hansa Rostock. Nach dieser herben Niederlage suchten einige Spieler das Gespräch mit Uli Hoeneß und wir alle kennen die Folgen. Noch am selben Abend wurde Otto Rehhagel entlassen. In einem Interview Jahre später, wurden den beiden, Beckenbauer und Hoeneß die Frage gestellt, welche Entscheidung sie am meisten Bereuen würden.



Die Entlassung von Otto Rehhagel. Schwachsinn war diese Entscheidung, ging Hoeneß noch einen Schritt weiter. Doch im Nachhinein ist man immer klüger. Diesen Augenblick, in diesem Blog, widme ich Otto Rehhagel. Danke Herr Rehhagel, das sie uns ins Finale des UEFA-Cup der Saison 1995/96 geführt haben. Ohne sie, wäre dieser Triumph der Vereinsgeschichte nicht möglich gewesen.

Und vielleicht haben die Verantwortlichen ja aus dieser Entscheidung gelernt