Manchmal möchte man nicht Recht haben. Manchmal möchte man auch gewisse Spiele nicht erleben. Manchmal fragt man sich auch, wann der HSV mal anfangen will, seine großen Ziele zu verwirklichen.

Ich sprach nach dem Spiel gegen Stuttgart von der Notwendigkeit eines Sieges in Freiburg, ohne dass dabei zu hohe Euphorie aufkommen sollte. Nun hat der HSV jegliche Ambitionen durch die 5. Auswärtspleite in Folge (DFB-Pokal mit eingerechnet) gleich wieder in den Skat gedrückt. Nonsens. Wozu punkten? Wir können auch ohne Siege Spaß haben.

Wenn in dieser Saison eines klar ist, dann dass der HSV das Mittelfeld der Liga schmückt. Niederlagen gleichen sich mit Siegen aus, das Torverhältnis ist ausgeglichen, all diese Indizien weisen nach, dass der HSV den schon seit Jahren propagierten Schritt in die Bundesligaspitze zuletzt nicht geschafft hat und auch in dieser Saison wohl nicht mehr schaffen wird. Ab sofort verkneife ich mir jedwede Erwartungen an diese Saison. Das meine ich nicht mal negativ. Der HSV, oder besser die Wundertüte aus Hamburg gibt in dieser Spielzeit einfach keinen Anlass auf größeren Erfolg zu hoffen.

Integration an sich ist auch eine tolle Sache. Es sah auch richtig homogen aus, wie Cissé herrlich freistehend in Kooperation mit dem linken und dem rechten Pfosten das spielentscheidende Tor schoss. Auch das Hin- und Hergeschiebe des Balles sah beim HSV richtig gut aus. Richtig entspannt. Aber Leute: So kannst du doch kein Auswärtsspiel gewinnen. Von über 60 Prozent Ballbesitz kannst du dir nix kaufen. Daraus solltest du Chancen kreieren. Man darf von einer besseren Bundesligamannschaft durchaus erwarten, dass sie sich auch gegen Ende eines Spiels klare Chancen erspielt. Ab der 71. Minute hatten wir mit Zé Roberto, Trochowski, Elia, Guerrero, Son und van Nistelrooy 4 klare Offensivkräfte auf dem Feld und mit unserer Doppel-Sechs auch ordentlich Offensivpotenzial, zumindest auf dem Papier. Auf dem Platz kam dann nichts raus. Einige Halbchancen von Son, ein Kopfbällchen von van Nistelrooy, eine Chance von Guerrero und ein paar Standards und Weitschüsse mit dem Hauch von Gefahr – das reicht nicht!

Doch da sind auch andere unverständliche Personalien. Was Elia nach seiner Einwechslung gezeigt hatte, konnte man getrost als „Nichts" einstufen. Warum spielte Rincon wieder auf rechts? Ist Besic jetzt wieder komplett abgemeldet? Rincons mangelnde Offensivfähigkeit als rechter Verteidiger ist offensichtlich. Besic, als Spieler mit dem Prädikat „guter Spielaufbau" versehen, erhält keine Bewährungschancen. Bitter. Die umfassende Nichtberücksichtigung dürfte auch wenigstens für Gesprächsstoff sorgen.

Der HSV in dieser Verfassung gehört auch nicht in die oberen Tabellenbezirke. Die Abwehr wackelt, unsere Außenverteidiger wechseln öfters, beziehungsweise spielen unterirdisch und unsere Innenverteidigung wackelt von Zeit zu Zeit ebenso. Obwohl, und das muss man sich mal vorstellen, ein Demel hat mir dort hinten gar nicht so schlecht gefallen. Im Moment bin ich auch eher ratlos. Nächste Woche empfangen wir Leverkusen, jenes Team, das ich nach Dortmund als die härteste Nuss dieser Liga einordnen würde.

Zuhause wechselhaft, Auswärts desöfteren grauenhaft, gepriesen mit großen Ansprüchen, durchschnittlichen Umsetzungen und viel Gejammer – der HSV ist definitiv die Wundertüte der Bundesliga. Vor die Hunde gehen dabei die Fans. Die Menschen, die Spiel um Spiel auf Besserung hoffen. Vielleicht bringt der HSV als kleines Weihnachtsgeschenk die Hinrunde wenigstens mit Würde und Anstand zu Ende. Es wäre zu hoffen.

Trotzdem: Nur der HSV. Gerade jetzt.