19.03.2010 um 13:31 Uhr
Zeitreisen - Monsieur Dynamite
Wir drehen dir Uhr zurück in den Sommer 1958. In Schweden treffen sich die besten Fussballteams der Welt, in Deutschland dürfen Frauen nun einen Beruf ohne Zustimmung des Ehemanns ausüben, in der Sowjetunion übernimmt Nikita Chruschtschow das Ruder und Manchester United erholt sich von der grössten Katatastrophe in der Vereinsgeschichte.
Die Weltmeisterschaft in Schweden wird die Geburtsstunde einer der größten Legenden des Fußballs werden: Pele, gerade einmal 17 Jahre alt, wird im Finale beim 5:2 gegen den Gastgeber zwei Tore erziehlen. Im Schatten Peles wird aber auch ein Rekord für die Ewigkeit aufgestellt werden - Just Fontaine "Monsieur Dynamite" schiesst bei diese WM 13 Tore für Equipe Tricolore, wird Torschützenkönig und der erste weltbekannte Fussballer der Franzosen.
Just Fontaine - Monsieur Dynamite
Geboren wurde Fontaine nicht in Frankreich, sondern am 18. August 1933 in Marrakesch in Marokko, als Sohn eines nordfranzösischen Vaters und einer spanischen Mutter. Wenn es nach dem Willen seines Vaters gegangen wäre, der in der Tabakbranche arbeitete, hätte sich Just dem Basketball und der Leichtathletik sowie dem Studium der Medizin widmen sollen. Doch der Sohn setzte sich mit seinem Fußball-Wunsch durch und gewann in seinem ersten Jahr beim AC Marrakesch die Jugendmeisterschaft. Über den USM Casablanca, bei dem er marokkanischer Torschützenkönig wurde, führte sein Weg als 20-Jähriger nach Frankreich.
Dort heuerte Fontaine in Nizza an, sein Einstand: Der französische Pokal. Sein Wirken: Die französische Meisterschaft im darauf folgenden Jahr.
Die nächste Station in Fontains Leben war Reims, in dessen Reihen er zweimal französischer Torschützenkönig wurde. Die Offensive in der er spielte gilt heute noch als die beste, vor allem als spektakulärste, die je in der französischen Liga spielte: Fontaine, Vincent, Bliard, Piatoni und Kopa erziehlten zusammen in vier Jahren in der Liga sage und schreibe 379 Tore.
Aber zur großen Bühne seines Spiels und seines Könnens wurde die WM 1958 in Schweden.
Dieses Turnier reichte aus, mit späteren Idolen wie Michel Platini oder Zinedine Zindane aus den erfolgreicheren Fußballer-Generationen des Landes bis heute mitzuhalten. Das Geheimnis seiner Popularität ist eine in der WM-Geschichte bis heute nie mehr erreichte Leistung: Fontaine hält seit dem Turnier in Schweden den Rekord für die meisten Tore bei einer WM-Endrunde. 1958 gelangen ihm 13 Treffer, in jedem seiner sechs Spiele erzielte er mindestens ein Tor. Dabei durfte Fontaine die beiden Elfmeter, die Frankreich zugesprochen wurden, nicht einmal verwandeln und kurioser Weise spielte er in geborgten Fussballschuhen.
Beim 7:3 gegen Paraguay traf Fontaine drei Mal. Beim 3:2 gegen Jugoslawien erzielte er zwei Treffer. Im dritten Match gegen Schottland (2:1) gelang ihm ein Tor. Im Viertelfinale gegen Nordirland (4:0) markierte der Mittelstürmer einen "Doppelpack". Im Halbfinale gegen den späteren Weltmeister Brasilien (2:5) zeichnete Just für ein Tor verantwortlich. Der Höhepunkt folgte im Spiel um Platz drei gegen Deutschland: Beim 6:3 setzte er dem deutschen Torwart Kwiatkowski gleich vier "Dinger" ins Netz.
Dass sich Fontaine trotz seines Torsegens nicht rundum glücklich war, lag vor allem an Pelè, der ihm letztlich bei der WM in Schweden die Schau stahl. Im direkten Duell Brasilien gegen Frankreich hatte Pelé mit drei Treffern Fontaines Finaltraum zerstört. An diesem 24. Juni 1958 gelang dem französischen Topstar nur ein Treffer, während der 17 Jahre alte Pelè mit drei Toren zum neuen brasilianischen Helden wurde.
Fontaine begriff selbst erst mit einigen Jahren Verzögerung seine große Leistung: "Erst später wurde mir klar, was ich geschafft hatte. Damals gab eigentlich noch niemand etwas auf die Torjägerkanone." Ohne seinen starken Sturmkollegen habe er ohnehin seine Torausbeute niemals erreicht, meinte Fontaine: "Ich traf so oft, weil ich neben Raymond Kopa stürmte und wir immer Angriffsfußball spielten. In sechs Spielen haben wir beide zusammen 16 Tore und als Team insgesamt sogar 23 Tore geschossen."
Das Glück des Just Fontaine war allerdings nach dieser WM aufgezehrt. 1960 erzielte er gegen Chile seine Länderspieltreffer 29 und 30. Vier Tage später, am 20. März, brach dem Mittelstürmer im Meisterschaftsspiel gegen FC Sochaux Montbéliard erstmals das linke Schienbein. Zehn Monate musste der 27-Jährige aussetzen, dann erlitt er am gleichen Bein erneut einen Bruch. Es folgte nach einer weiteren langen Pause eine Achillessehnenoperation. Der Komet Fontaine war verglüht.
Doch seine Bilanz blieb sehenswert: In 21 Spielen erzielte Fontaine für die Equipe Tricolore 30 Tore. In seiner Profi-Laufbahn von 1950 bis 1962 war die Teilnahme am Finale im Europapokal der Landesmeister 1959 gegen Real Madrid sein größter Erfolg. Insgesamt soll der 1,72 Meter große und 73 Kilo schwere Schwarzschopf in 450 Spielen für Casablanca, Nizza, FC Reims und Stade de Reims über 400 Tore erzielt haben.
Nach dem Ende seiner aktiven Laufbahn wurde Fontaine Präsident der französischen Spielervereinigung, war kurze Zeit Trainer in Toulouse und für die Nationalmannschaft verantwortlich, widmete sich aber vor allem seinem Sportartikelgeschäft in Toulouse. Im Februar 2005 wurde Just Fontaine vom Französischen Fußballverband (FFF) eine Ehrenmedaille verliehen, nachdem er im Rahmen der UEFA-Jubiläumsfeierlichkeiten zu Frankreichs bestem Spieler der vergangenen 50 Jahre gewählt worden war. Das Phänomen Fontaine erklärte der Geehrte mit Bescheidenheit: "Alles was ich geworden bin, bin ich durch Raymond Kopa geworden. Denn mein Freund war es, der mir meine Hemmungen nahm und mit mir die Spielzüge übte, die zu Toren führte...
-----------------------------------------------------------------------------------------------------
Teil 2 der Zeitreisen
Teil 1 der Zeitreisen
Die Weltmeisterschaft in Schweden wird die Geburtsstunde einer der größten Legenden des Fußballs werden: Pele, gerade einmal 17 Jahre alt, wird im Finale beim 5:2 gegen den Gastgeber zwei Tore erziehlen. Im Schatten Peles wird aber auch ein Rekord für die Ewigkeit aufgestellt werden - Just Fontaine "Monsieur Dynamite" schiesst bei diese WM 13 Tore für Equipe Tricolore, wird Torschützenkönig und der erste weltbekannte Fussballer der Franzosen.
Just Fontaine - Monsieur Dynamite
Geboren wurde Fontaine nicht in Frankreich, sondern am 18. August 1933 in Marrakesch in Marokko, als Sohn eines nordfranzösischen Vaters und einer spanischen Mutter. Wenn es nach dem Willen seines Vaters gegangen wäre, der in der Tabakbranche arbeitete, hätte sich Just dem Basketball und der Leichtathletik sowie dem Studium der Medizin widmen sollen. Doch der Sohn setzte sich mit seinem Fußball-Wunsch durch und gewann in seinem ersten Jahr beim AC Marrakesch die Jugendmeisterschaft. Über den USM Casablanca, bei dem er marokkanischer Torschützenkönig wurde, führte sein Weg als 20-Jähriger nach Frankreich.
Dort heuerte Fontaine in Nizza an, sein Einstand: Der französische Pokal. Sein Wirken: Die französische Meisterschaft im darauf folgenden Jahr.
Die nächste Station in Fontains Leben war Reims, in dessen Reihen er zweimal französischer Torschützenkönig wurde. Die Offensive in der er spielte gilt heute noch als die beste, vor allem als spektakulärste, die je in der französischen Liga spielte: Fontaine, Vincent, Bliard, Piatoni und Kopa erziehlten zusammen in vier Jahren in der Liga sage und schreibe 379 Tore.
Aber zur großen Bühne seines Spiels und seines Könnens wurde die WM 1958 in Schweden.
Dieses Turnier reichte aus, mit späteren Idolen wie Michel Platini oder Zinedine Zindane aus den erfolgreicheren Fußballer-Generationen des Landes bis heute mitzuhalten. Das Geheimnis seiner Popularität ist eine in der WM-Geschichte bis heute nie mehr erreichte Leistung: Fontaine hält seit dem Turnier in Schweden den Rekord für die meisten Tore bei einer WM-Endrunde. 1958 gelangen ihm 13 Treffer, in jedem seiner sechs Spiele erzielte er mindestens ein Tor. Dabei durfte Fontaine die beiden Elfmeter, die Frankreich zugesprochen wurden, nicht einmal verwandeln und kurioser Weise spielte er in geborgten Fussballschuhen.
Beim 7:3 gegen Paraguay traf Fontaine drei Mal. Beim 3:2 gegen Jugoslawien erzielte er zwei Treffer. Im dritten Match gegen Schottland (2:1) gelang ihm ein Tor. Im Viertelfinale gegen Nordirland (4:0) markierte der Mittelstürmer einen "Doppelpack". Im Halbfinale gegen den späteren Weltmeister Brasilien (2:5) zeichnete Just für ein Tor verantwortlich. Der Höhepunkt folgte im Spiel um Platz drei gegen Deutschland: Beim 6:3 setzte er dem deutschen Torwart Kwiatkowski gleich vier "Dinger" ins Netz.
Dass sich Fontaine trotz seines Torsegens nicht rundum glücklich war, lag vor allem an Pelè, der ihm letztlich bei der WM in Schweden die Schau stahl. Im direkten Duell Brasilien gegen Frankreich hatte Pelé mit drei Treffern Fontaines Finaltraum zerstört. An diesem 24. Juni 1958 gelang dem französischen Topstar nur ein Treffer, während der 17 Jahre alte Pelè mit drei Toren zum neuen brasilianischen Helden wurde.
Fontaine begriff selbst erst mit einigen Jahren Verzögerung seine große Leistung: "Erst später wurde mir klar, was ich geschafft hatte. Damals gab eigentlich noch niemand etwas auf die Torjägerkanone." Ohne seinen starken Sturmkollegen habe er ohnehin seine Torausbeute niemals erreicht, meinte Fontaine: "Ich traf so oft, weil ich neben Raymond Kopa stürmte und wir immer Angriffsfußball spielten. In sechs Spielen haben wir beide zusammen 16 Tore und als Team insgesamt sogar 23 Tore geschossen."
Das Glück des Just Fontaine war allerdings nach dieser WM aufgezehrt. 1960 erzielte er gegen Chile seine Länderspieltreffer 29 und 30. Vier Tage später, am 20. März, brach dem Mittelstürmer im Meisterschaftsspiel gegen FC Sochaux Montbéliard erstmals das linke Schienbein. Zehn Monate musste der 27-Jährige aussetzen, dann erlitt er am gleichen Bein erneut einen Bruch. Es folgte nach einer weiteren langen Pause eine Achillessehnenoperation. Der Komet Fontaine war verglüht.
Doch seine Bilanz blieb sehenswert: In 21 Spielen erzielte Fontaine für die Equipe Tricolore 30 Tore. In seiner Profi-Laufbahn von 1950 bis 1962 war die Teilnahme am Finale im Europapokal der Landesmeister 1959 gegen Real Madrid sein größter Erfolg. Insgesamt soll der 1,72 Meter große und 73 Kilo schwere Schwarzschopf in 450 Spielen für Casablanca, Nizza, FC Reims und Stade de Reims über 400 Tore erzielt haben.
Nach dem Ende seiner aktiven Laufbahn wurde Fontaine Präsident der französischen Spielervereinigung, war kurze Zeit Trainer in Toulouse und für die Nationalmannschaft verantwortlich, widmete sich aber vor allem seinem Sportartikelgeschäft in Toulouse. Im Februar 2005 wurde Just Fontaine vom Französischen Fußballverband (FFF) eine Ehrenmedaille verliehen, nachdem er im Rahmen der UEFA-Jubiläumsfeierlichkeiten zu Frankreichs bestem Spieler der vergangenen 50 Jahre gewählt worden war. Das Phänomen Fontaine erklärte der Geehrte mit Bescheidenheit: "Alles was ich geworden bin, bin ich durch Raymond Kopa geworden. Denn mein Freund war es, der mir meine Hemmungen nahm und mit mir die Spielzüge übte, die zu Toren führte...
-----------------------------------------------------------------------------------------------------
Teil 2 der Zeitreisen
Teil 1 der Zeitreisen
Aufrufe: 1795 | Kommentare: 8 | Bewertungen: 5 | Erstellt:19.03.2010
ø 8.2
KOMMENTARE
Um bewerten und sortieren zu können, loggen Sie sich bitte ein.
19.03.2010 | 13:44 Uhr
0
m4ep89 :
Nett zu lesen weiter so!! 10 P.
0
19.03.2010 | 14:05 Uhr
0
noch jemanden, den ich bisher nicht kannte. dank dir lerne ich bestimmt nie aus
0
19.03.2010 | 15:04 Uhr
0
Fontaine: KLICK MICH!
Garrincha: KLICK MICH!
Sindelar: KLICK MICH!
Aber sind drei tolle Blogs geworden, muss man sagen
0
19.03.2010 | 15:40 Uhr
0
Kannst du ja nicht unbedingt wissen Und vor allem sind deine Blogs ja sehr lesenswert...
0
19.03.2010 | 16:15 Uhr
0
UliFan :
Ist zwar kaum mehr möglich, aber ich bin wieder ein Stück schlauer geworden
10/10
0
COMMUNITY LOGIN
Statistik