In der Winterpause langweilt man sich ja gerne und schaut mit Sehnsucht auf den Kalender, zählt die Tage, bis es endlich wieder losgeht. Man vertreibt sich die Zeit mit Testspielen, Transfergerüchten und Rück- oder Ausblicke, aber es ist auch die ideale Zeit, sich ein paar Gedanken über Vorgänge abseits des Platzes zu machen und so drängt sich mir aktuell die Frage auf, warum bei uns in Deutschland eigentlich immer nur ein Kommentator das Spiel verbal begleitet.

Wenn man einen Blick ins Ausland wirft oder Vergleiche zu anderen Ballsportarten zieht, findet man eigentlich immer mindestens zwei Kommentatoren, auch bei Bundesligaübertragungen im Ausland und ebenfalls nicht nur in den Ländern, in denen viel mehr Fernsehgelder fließen, als bei uns. Ich sehe keinen vernünftigen Grund, warum man nicht auch in Deutschland dem Play-by-Play Kommentatoren einen Experten/Insider an die Seite stellt. Die Vorteile hingegen liegen auf der Hand:

Ein Dialog macht eine Übertragung bedeutend abwechlungsreicher und interessanter als der bloße Monolog, der oftmals zu Eintönigkeit führt. Gerade Kommentatoren, die eher langweilig oder gar Fehl am Platze sind (und davon gibt's nicht wenige), würden von einem charismatischen Partner, der sein Fachwissen live einbringen kann, wahnsinnig profitieren. Besonders wenn jener selbst noch mit den Aktiven auf dem Platz stand und sie daher weitaus besser einschätzen kann, als jeder x-beliebige reguläre Kommentator. Zudem würde es die ganze Geschichte vielschichtiger machen - zwei Meinungen zu einer fragwürdigen Schiedsrichterentscheidung, eine Diskussion über die Leistung eines Spielers oder der gesamten Mannschaft, dazu wenn es die Situation erlaubt eine kurze Anekdote oder Vergleiche mit der eigenen aktiven Zeit - ein zweiter Kommentator könnte soviele Aspekte der Übertragung bereichern und für ein qualitativeres Produkt sorgen und somit auch Quoten und Interesse steigern. Nicht dass sich der Fußball darum Sorgen machen müssten, aber der Anspruch sich zu verbessern sollte immer vorhanden sein.

Geeignete Kandidaten stehen ja eigentlich immer zur Verfügung, aber ausschließlich im Studio: Ein paar Worte vor dem Spiel, die Halbzeitanalyse und wieder ein paar Worte nach dem Spiel - das ist verschwendetes Potential! Die Öfffentlich-Rechtlichen hatten Mehmet Scholl zum Champions League Quali Spiel der Schalker nach Madrid geflogen, Oliver Kahn war für das WM-Quali Spiel der Nationalelf sogar in Finnland, Premiere hat wöchentlich einen Experten im Studio, den sie genauso gut neben den Kommentator ins Stadion schicken könnten - bei der Konferenz lässt sich natürlich kaum umsetzen, aber das 18:30-Topspiel zur neuen Saison wäre doch ein Anreiz.

Ich habe nach Gründen für das Nichteinsetzen eines zweiten Kommentators gesucht und mir ist nur das Finanzielle in den Sinn gekommen. Ein Live-Kommentar bedeutet natürlich mehr Arbeit als die erwähnten Analysen und damit auch eine höhere Entlohnung, aber gerade daran sollte es nicht scheitern. Ein zweiter Kommentator ist die ideale Gelegenheit, die Qualität der Übertragung wesentlich zu steigern und wenn die Fernsehanstalten der anderen Länder das stemmen können, müssten die hiesigen das doch eigentlich auch auf die Reihe bekommen - zumindest die Gebührenfinanzierten. Ich weiß nicht ob sie am falschen Ende sparen, zu wenig Experimentierfreudigkeit zeigen oder überhaupt nicht auf die Idee kommen, ihr Produkt in diesem Bereich zu erweitern und zu verbessern. Jedenfalls entgehen uns so Woche für Woche potentiell qualitativere Sendungen. Das mindert zwar nicht die Vorfreude auf den Start der Rückrunde, aber erhöhen würde es jene allemal.