26.08.2008 um 19:13 Uhr
Pfeifen-Check I
Wie an anderer Stelle bereits angemerkt, besitze ich ein fragwürdiges Faible für die deutsche Schiedrichtergilde. Grund genug, die deutschen Erstligaschiris im Rahmen meines vierteiligen Pfeifen-Checks zu präsentieren.
Gagelmann (Bremen)
Peter Gagelmann aus Bremen. Das klingt irgendwie nach der Verkündung des unbescholtenen und nichtsahnenden Siegers im Samstagslotto. Böse Zungen behaupten gar, nur so sei Friesen-Peter an den Job des Bundesligaschiedsrichters gekommen. Ganz so ist es nicht. Gagelmann ist besser als sein Ruf. Dieser hat allerdings in den letzten Jahren ziemlich darunter gelitten, dass Volker Roth nur selten auf seine Dienste zurückgreift. Dabei sind die Pfiffe des gelernten Karosserieflaschners (ja, so etwas gibt es wirklich) in aller Regel zutreffend. Nur wenn da nicht die üblen Ausrutscher wären. So einst beim Spiel Hertha gegen Kaiserslautern, als Gagelmann den Hauptstädtern zwei klare Treffer wegen angeblicher Abseitsstellungen verweigerte. Zecke Neuendorf war so wütend, dass er sich aus Frust das eigene Trikot zerriss. Ich weiß nicht, ob der wohl am Bildschirm weilende Volker Roth beim Betrachten der Bilder selbiges mit seinem Baumwoll-Jackett versuchte. Dennoch plädiere ich dafür, häufiger auf die Dienste des jungen Kraftfahrzeugexperten zurückzugreifen. Denn ob vier Räder oder 22 Mann, Gagelmann beherrscht sein Handwerk.
Fleischer (Sigmertshausen)
Ein weiteres Beispiel aus der Reihe Halbgötter in Weiß als Schwarzer Mann auf grünem Feld. Ja, auch Helmut Fleischer verdingt sich im wahren Leben als Mediziner, so wie der Kollege Drees oder einst die Herren Merk und Wack. Im Falle des bayrischen Fifa-Referees meinen weniger wohlmeinende Kommentatoren, er solle es besser auch dabei belassen; frei nach dem Motto: Fleischer bleib bei Deinen Würsten! Ein zugegebenermaßen recht einseitiges Bild, das man so nicht stehen lassen kann. Zwar ist es zutreffend, dass der Brillenträger aus dem Münchener Vorort in der Vergangenheit manchmal seine Kontaktlinsen vergessen haben muss (anders lässt sich manch unterbliebener Elfmeterpfiff nicht erklären). Doch um im Bild zu bleiben: Die Wurst hat – auch wenn es ein deutscher Schlager anders vermuten lässt – auch noch ein zweites Ende. Und dieses strahlt im Falle unseres Fleischer vor Souveränität und Klasse. Denn absolute Topleistungen sind bei ihm keine Seltenheit. Doch die immer wieder auftretenden regionalliga-reifen Darbietungen stören das Gesamtbild ein wenig. Immerhin, der Doc aus Sigmertshausen kommt stets auf eine ansehnliche Zahl von Ersligaeinsätzen. Ein Einsatz in einem DFB-Pokal-Endspiel fehlt ihm jedoch noch. 2002 sollte er eigentlich, durfte dann aber dann doch nicht, da man ihn den verpfiffenen Leverkusener nicht zumuten wollte. Also etwas mehr Konzentration, Helmut – dann klappt's auch mit dem Pokalfinale.
Schmidt (Stuttgart)
Bei Markus Schmidt fällt einem nur das gute alte Simpsons-Zitat ein: Wenn du über jemanden nichts Gutes zu erzählen weißt, sag besser gar nichts. In diesem Sinne sollte man respektvoll von einer Beschreibung seiner Leistungen absehen. Nur soviel: Als Schmidt im Sommer 2003 in die Erste Liga aufrückte, hat er es sich gewiss auch ein wenig erfolgreicher vorgestellt. Bislang hat er allzu oft eine unglückliche Figur abgegeben und lag mit seinen Entscheidungen schlicht daneben. Ich vertraue aber Volker Roth, der sich gewiss etwas gedacht hat, als er Schmidt in die oberste deutsche Spielklasse beförderte. Insofern wird auch ein Markus Schmidt seinen Weg machen, wohin auch immer er gehen mag. Quo vadis, Marke? (Da mir zu Herrn Schmidt nicht mehr einfiel, wollten ich wenigstens mit dem lateinischen Vokativ beeindrucken…)
Rafati (Hannover)
Klingt wie ein persisches Reisgericht - ist aber ein verdienstvoller Schiedsrichter der Bundesliga. Gute Leistungen werden honoriert, so auch im Falle des Hannoveraner Bankkaufmanns mit iranischem Einschlag. Er überzeugt durch eine klare Linie - hektische Gesten sind sein Ding nicht. Und genau diese unbekümmerte Gelassenheit braucht Babi, wie ich ihn liebevoll nenne, als Referee auch. Als selbsternannter Hobby-Börsianer dürfte er das nötige taktische Kalkül aber bereits hinreichend geübt haben. Bleibt zu hoffen, dass er auf dem Spielfeld stets weniger spekuliert als auf dem Börsenparkett. Andernfalls fallen seine Aktien - momentan steigen sie noch.
Drees (Mainz)
Wie bei allen Berufsgruppen gibt es auch das Stereotyp des durchschnittlichen Schiedsrichters: Groß, grimmig, ein wenig unfreundlich, stark und mannhaft. All das ist Dr. Jochen Drees nicht. Nein, der Drees wirkt eher kindlich, ja fast ein wenig verschüchtert. Umso erstaunlicher ist es, dass es der Arzt aus Rheinland-Pfalz als Schiedsrichter bis in die erste Liga geschafft hat. "Klein, aber oho", mag man meinen und damit den Nagel auf den Kopf treffen. Denn wer Drees unterschätzt, macht einen Fehler. Immerhin hat er sein Handwerk von der Pike auf gelernt und durfte dabei auch auf den fachkundigen Rat von Weltschiedsrichter Merk, an dessen Seite er lange Zeit das Fähnchen schwenkte, bauen. Seinen ersten großen Auftritt hatte er in der letzten Saison, als ihm das zweifelhafte Vergnügen zuteil wurde, das Pfützen-Match von Nürnberg zu leiten. Damals ließ er die Zuschauer im Rahmen mehrer Interviews an seiner Entscheidungsfindung teilhaben. Welch eine TV-Präsenz, welch ein Fest für Bulischianti-Freunde. Mehr davon!
Peter Gagelmann
Dr. Helmut Fleischer
Markus Schmidt
Babak Rafati
Dr. Jochen Drees
Weiter zu Teil 2!
Gagelmann (Bremen)
Peter Gagelmann aus Bremen. Das klingt irgendwie nach der Verkündung des unbescholtenen und nichtsahnenden Siegers im Samstagslotto. Böse Zungen behaupten gar, nur so sei Friesen-Peter an den Job des Bundesligaschiedsrichters gekommen. Ganz so ist es nicht. Gagelmann ist besser als sein Ruf. Dieser hat allerdings in den letzten Jahren ziemlich darunter gelitten, dass Volker Roth nur selten auf seine Dienste zurückgreift. Dabei sind die Pfiffe des gelernten Karosserieflaschners (ja, so etwas gibt es wirklich) in aller Regel zutreffend. Nur wenn da nicht die üblen Ausrutscher wären. So einst beim Spiel Hertha gegen Kaiserslautern, als Gagelmann den Hauptstädtern zwei klare Treffer wegen angeblicher Abseitsstellungen verweigerte. Zecke Neuendorf war so wütend, dass er sich aus Frust das eigene Trikot zerriss. Ich weiß nicht, ob der wohl am Bildschirm weilende Volker Roth beim Betrachten der Bilder selbiges mit seinem Baumwoll-Jackett versuchte. Dennoch plädiere ich dafür, häufiger auf die Dienste des jungen Kraftfahrzeugexperten zurückzugreifen. Denn ob vier Räder oder 22 Mann, Gagelmann beherrscht sein Handwerk.
Fleischer (Sigmertshausen)
Ein weiteres Beispiel aus der Reihe Halbgötter in Weiß als Schwarzer Mann auf grünem Feld. Ja, auch Helmut Fleischer verdingt sich im wahren Leben als Mediziner, so wie der Kollege Drees oder einst die Herren Merk und Wack. Im Falle des bayrischen Fifa-Referees meinen weniger wohlmeinende Kommentatoren, er solle es besser auch dabei belassen; frei nach dem Motto: Fleischer bleib bei Deinen Würsten! Ein zugegebenermaßen recht einseitiges Bild, das man so nicht stehen lassen kann. Zwar ist es zutreffend, dass der Brillenträger aus dem Münchener Vorort in der Vergangenheit manchmal seine Kontaktlinsen vergessen haben muss (anders lässt sich manch unterbliebener Elfmeterpfiff nicht erklären). Doch um im Bild zu bleiben: Die Wurst hat – auch wenn es ein deutscher Schlager anders vermuten lässt – auch noch ein zweites Ende. Und dieses strahlt im Falle unseres Fleischer vor Souveränität und Klasse. Denn absolute Topleistungen sind bei ihm keine Seltenheit. Doch die immer wieder auftretenden regionalliga-reifen Darbietungen stören das Gesamtbild ein wenig. Immerhin, der Doc aus Sigmertshausen kommt stets auf eine ansehnliche Zahl von Ersligaeinsätzen. Ein Einsatz in einem DFB-Pokal-Endspiel fehlt ihm jedoch noch. 2002 sollte er eigentlich, durfte dann aber dann doch nicht, da man ihn den verpfiffenen Leverkusener nicht zumuten wollte. Also etwas mehr Konzentration, Helmut – dann klappt's auch mit dem Pokalfinale.
Schmidt (Stuttgart)
Bei Markus Schmidt fällt einem nur das gute alte Simpsons-Zitat ein: Wenn du über jemanden nichts Gutes zu erzählen weißt, sag besser gar nichts. In diesem Sinne sollte man respektvoll von einer Beschreibung seiner Leistungen absehen. Nur soviel: Als Schmidt im Sommer 2003 in die Erste Liga aufrückte, hat er es sich gewiss auch ein wenig erfolgreicher vorgestellt. Bislang hat er allzu oft eine unglückliche Figur abgegeben und lag mit seinen Entscheidungen schlicht daneben. Ich vertraue aber Volker Roth, der sich gewiss etwas gedacht hat, als er Schmidt in die oberste deutsche Spielklasse beförderte. Insofern wird auch ein Markus Schmidt seinen Weg machen, wohin auch immer er gehen mag. Quo vadis, Marke? (Da mir zu Herrn Schmidt nicht mehr einfiel, wollten ich wenigstens mit dem lateinischen Vokativ beeindrucken…)
Rafati (Hannover)
Klingt wie ein persisches Reisgericht - ist aber ein verdienstvoller Schiedsrichter der Bundesliga. Gute Leistungen werden honoriert, so auch im Falle des Hannoveraner Bankkaufmanns mit iranischem Einschlag. Er überzeugt durch eine klare Linie - hektische Gesten sind sein Ding nicht. Und genau diese unbekümmerte Gelassenheit braucht Babi, wie ich ihn liebevoll nenne, als Referee auch. Als selbsternannter Hobby-Börsianer dürfte er das nötige taktische Kalkül aber bereits hinreichend geübt haben. Bleibt zu hoffen, dass er auf dem Spielfeld stets weniger spekuliert als auf dem Börsenparkett. Andernfalls fallen seine Aktien - momentan steigen sie noch.
Drees (Mainz)
Wie bei allen Berufsgruppen gibt es auch das Stereotyp des durchschnittlichen Schiedsrichters: Groß, grimmig, ein wenig unfreundlich, stark und mannhaft. All das ist Dr. Jochen Drees nicht. Nein, der Drees wirkt eher kindlich, ja fast ein wenig verschüchtert. Umso erstaunlicher ist es, dass es der Arzt aus Rheinland-Pfalz als Schiedsrichter bis in die erste Liga geschafft hat. "Klein, aber oho", mag man meinen und damit den Nagel auf den Kopf treffen. Denn wer Drees unterschätzt, macht einen Fehler. Immerhin hat er sein Handwerk von der Pike auf gelernt und durfte dabei auch auf den fachkundigen Rat von Weltschiedsrichter Merk, an dessen Seite er lange Zeit das Fähnchen schwenkte, bauen. Seinen ersten großen Auftritt hatte er in der letzten Saison, als ihm das zweifelhafte Vergnügen zuteil wurde, das Pfützen-Match von Nürnberg zu leiten. Damals ließ er die Zuschauer im Rahmen mehrer Interviews an seiner Entscheidungsfindung teilhaben. Welch eine TV-Präsenz, welch ein Fest für Bulischianti-Freunde. Mehr davon!
Peter Gagelmann
Dr. Helmut Fleischer
Markus Schmidt
Babak Rafati
Dr. Jochen Drees
Weiter zu Teil 2!
Aufrufe: 1902 | Kommentare: 4 | Bewertungen: 6 | Erstellt:26.08.2008
ø 7.0
KOMMENTARE
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27.08.2008 | 13:15 Uhr
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Red_7 :
Also ich würde manchen der Herren die Du da beschreibst, nicht so positiv beschreiben, aber das ich in dem Punkt nicht objektiv genug bin das ist mir bewusst.Ich freue mich schon auf Gräfe und Kinhöfer. Ersteren finde ich irgendwie vom Pfeifspiel sympathisch und Kinhöfer ist jawohl der Scharfschütze der Liga.
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27.08.2008 | 13:40 Uhr
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Voegi : @ Red7
Das ist auch Dein gutes Recht und ich kann das auch nachvollziehen. Meine Charakterisierungen sind die eines Schiesdrichter-Fans (ja, so etwas gibt es) und erheben damit keinen Anspruch auf Objektivität. Was für manche Justin Timberlake und für andere Madonna ist, das ist für mich Florian Meyer! Naja, nicht wirklich... aber ein bisserl schon!
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27.08.2008 | 16:48 Uhr
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Schnipo : Wahsinn ...
... ein Blog über Schiedsrichter. Sehr interessant und von mir mit einer 10 Bewertet. Was is mit den anderen?
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