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21.03.2011 um 15:22 Uhr
Irgendwie mehr!
17.03.2011, Anfield Road, Liverpool. Ein Europa League Spiel des dort heimischen FC Liverpool gegen den Portugiesischen Verein SC Braga. In den letzten Wochen ist viel passiert, wenig sportliches, viel weltliches. Eine Katastrophe in unglaublichem Ausmaß ist über Japan hinweggebrochen und um der Opfer dieser Katastrophe zu gedenken werden in sehr vielen Stadien zu diesem Anlass in diesen Wochen Schweigeminuten eingelegt um mit dieser Trauerbekundung die Hilflosigkeit die sich breit macht zumindest einigermaßen zu bekämpfen.
Leider sehen diese Minute der völligen Stille manche "Fans" diese zum Anlass endlich das auszurufen was sie ihren Idolen, oder auch ihren Feindbildern immer schon sagen wollten - mit dem Wissen durch die Stille hindurch gehört zu werden. Direkte, namentliche Beispiele sollte man in diesem Zusammenhang nicht nennen finde ich. Aber wer die CL Spiele angeschaut hat, dem ist da sicherlich einiges aufgefallen.
In Liverpool jedoch...Da ist das anders.
Klick mich für ein Klangbeispiel.

Eindrucksvoll hätte man eine Feder auf den Boden fallen hören können, so still war es im Stadion. Eindrucksvoll wurde bewiesen, dass Liverpool mitfühlt, vielleicht auch weil der FC Liverpool mit einer rießigen Fangemeinde in Japan und einem großen Supportersclub dort mehr von dieser Katastrophe betroffen war, aber größtenteils doch eben weil man in Liverpool weiß, dass es mehr im Leben gibt als nur den Fussball und das man mit solch einem großen Publikum eben auch Leute erreicht mit einer wichtigen Nachricht, in diesem Fall eben "Schaut her, da ist was passiert und wir müssen helfen!".

Aber nicht nur so eine eindrucksvolle Schweigeminute könnte als Begrüdnung herhalten, Liverpool als Anders darzustellen. Schweigeminuten gibt es eben auch bei anderen Vereinen und nicht immer ist solch ein Negativ-beispiel von reinrufenden Fans gegeben.
Da ist einfach noch viel mehr, dass auch einen gewissen Einblick in das gibt, was Liverpool doch ausmacht und das ist eben mehr als einfach nur der Fussball. So fliegen zum Beispiel Liverpool Legenden wie Ian Rush quer um die Welt um diverse Projekte voranzutreiben. Als ein Beispiel für Rushs Arbeit wäre da wohl die erst letzten Monat eröffnete Standard Chartered Clinic zu nennen, die sich zur Aufgabe gemacht hat körperlich eingeschränkten (blinden) Kindern durch den Fussball ein Lächeln zu schenken und zu helfen ihr Leben zu genießen.
ähnliches wird auch in der LDSA, der Liverpool Disabled Supporters Association, versucht, einer Organisation, gegründet im Jahr 2004 vom Liverpool Football Club. Die Organisation versucht beeinträchtigten Menschen den Besuch im legendären Anfield Stadium ohne Einschränkungen zu ermöglichen und noch vieles mehr.
Ein überblick über die LDSA und weitere Projekte und Organisationen, die vom LFC gegründet oder unterstützt werden findet ihr bei Interesse hier!

Natürlich arbeiten auch andere Vereine eng mit solchen vorbildlichen Organisationen zusammen, mir ist jedenfalls noch kein Verein aufgefallen, der es sich mit einer solch großen Hingabe auf die Flaggen geschrieben hat, dass man niemals alleine marschieren wird und sich auf und abseits des Platzes so für andere Menschen und vor allem hilfsbedürftige Menschen einsetzt.

Und wem das noch nicht reicht, der kann sich ja mal den Fall Michael Schields zu Gemüte führen. Viele der Liverpooler Fans hier werden sich sicherlich daran erinnern, für mich war diese Geschichte der Wendepunkt, wie ich vom Liverpool-Fan zum Liverpool-Fanatiker wurde.

26. Mai 2005. 1 Tage nach dem wohl schönsten Tag den die meisten Liverpooler Fans je hatten. Einer von diesen zu der Zeit überglücklichen Fans ist auch ein gewisser Michael Shields, zu diesem Zeitpunkt 18 Jahre alt, geboren in Wavertree, Liverpool und von der Heimreise wieder dorthin quer durch Europa, von Istanbul nach Liverpool. Seine Reise wird jedoch unterbrochen. Und zwar von der bulgarischen Polizei. Er wird nämlich angeklagt einen bulgarischen Barkeeper getötet zu haben, was er jedoch (auf der Durchreise) natürlich nicht getan hatte. Nichts desto trotz wird er ohne richtige Verhandlung zu 15 Jahren Haft verurteilt, abzusitzen in einem bulgarischen Gefängnis. Und ab hier startet eine rießige Kampanie um eben jenen unschuldig verklagten Liverpool Supporter Michael Shields zu befreien. In einem unglaublichen Kampf mit beeindruckenden Fanaktionen wie zum Beispiel einer "Free Michael" Fanchoreografie im Anfield Stadium wird für seine Freilassung gekämpft. Die Stadt, der Verein, die kompletten Fans, alle lassen Michael wissen, dass er niemals allein sein wird.
Das Resultat: Am 10. August wird endlich die Anklage fallen gelassen und Michael Shields kommt frei. Mehr Informationen zu den Aktionen und der kompletten Geschichte findet ihr bei Interesse übrigends hier!

Für diese unglaublichen Dinge die der Verein und die Fans bewirken liebe ich diesen Club. Wie kann man da anders? Wir Reds werden niemals alleine sein. You'll never walk alone! Das ist in Liverpool nicht einfach nur ein nett daher gesagter Spruch, es ist der Geist Liverpools. Und wer immernoch nicht genug hat kann sich mal über die Heysel oder Hillsborough Katastrophen informieren, auf die ich jetzt hier nicht noch eingehen werde, da sie den meisten wohl bekannt sind.

Meine Freunde fragen mich ja öfters wieso ich selbst dann mit Stolz geschwellter Brust mein Liverpool Trikot zur Schau trage, wenn wir mal wieder ein Spiel abgeliefert haben das in den Augen schmerzt (Hodgson-ära x.X), aber für mich ist das keine Frage. Entscheidend ist eben nicht nur auf dem Platz. Liverpool ist mehr als das. Meiner Meinung nach ist der LFC ist kein schlichter Fussballverein, es ist eine Lebenseinstellung!

You'll never walk alone!
Aufrufe: 4951 | Kommentare: 17 | Bewertungen: 18 | Erstellt:21.03.2011
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KOMMENTARE
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MassaUnited
22.03.2011 | 14:23 Uhr
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22.03.2011 | 14:23 Uhr
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des weiteren möchte ich dich auch daraufhinweisen, dass ja gerade einer der berühmtesten trainer der geschichte und des fcl allemal, gewisse worte gesprochen hat, die den verein in diesem präzedenzfall in einem völlig anderen (wenn auch aus meiner sicht nich unbedingt negativen) licht erscheinen lassen würde:

"Es gibt Leute, die denken Fußball ist eine Frage von Leben und Tod. Ich mag diese Einstellung nicht. Ich kann ihnen versichern, dass es noch sehr viel ernster ist."

ich nehme mal na du weißt von wem das ist und es ist mal ausnahmsweise nicht vom wirklich größten aller zeiten - sir alex ferguson;)

dennoch sehr guter blog, jedoch wie gesgagt, inhaltlich neigst du stark zu verallgemeinerungen und siehst kausalitäten wo keine sind.
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Floyd
22.03.2011 | 17:01 Uhr
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Floyd : 
22.03.2011 | 17:01 Uhr
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Floyd : 
deine Mühe in allen Ehren (ist wirklich ein guter Blog geworden), aber ich würde die Sache mit der "ruhigen" Schweigeminute auch nicht zu hoch hängen. Auch in Anfield gibt es hin und wieder Leute die bei solchen Sachen reinplärren (hab ich selbst schon live erlebt).
Auch Leute anderer Vereine setzen sich für caritative Zwecke ein.
So eine Geschichte mit Shields ist mir gottseidank kein zweites Mal bekannt, aber ich bin mir sicher nicht nur Scousers hätten sich so für einen der ihren eingesetzt.

Dennoch liebe ich diesen Verein. Ich lebe nach dem Motto dieses Klubs. Im Moment trage ich sogar ein Armband auf dem besagte 4,5 Worte stehen. Ich liebe diesen Verein weil er für alles steht was ich am Fussball liebe. Kampf,Freundschaft, Sich-nicht-unter-kriegen-lassen, Loyalität, aber auch Toleranz gegenüber Anderen.
Eine der schönsten Szenen, die ich in einem Fussballstadion je gesehen hab, war 2007 als Liverpool den FC Barcelona in der Champions League eliminierte. Nach dem Spiel stand das ganze Stadion (sowohl Heim - als auch Auswärtsfans) auf und applaudierte BEIDEN Mannschaften für ein tolles Spiel. Alle Spieler machten mit und liesen sich vor beiden Kurven feiern. Zum Schluss noch ein obligatorisches "You'll never walk alone" vom ganzen Stadion. Tags drauf stand ein Kommentar in der Süddeutschen mit dem Titel "so schön ist Fussball", in dem mit keinem Wort das Ergebnis erwähnt wurde.
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mamö99
22.03.2011 | 19:36 Uhr
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mamö99 : 
22.03.2011 | 19:36 Uhr
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mamö99 : 
gutes ding, aber in gewisser weise kann man bayerngewinnt8zu1 zustimmen, muss ich sagen;)
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Bayerngewinnt8zu1
22.03.2011 | 21:17 Uhr
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Bayerngewinnt8zu1 : Massa
22.03.2011 | 21:17 Uhr
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Bayerngewinnt8zu1 : Massa
Klingt vernünftig, was du sagst, aber ich finde dieses Zeichen der Wahrnehmung sinnlos. Wenn wir etwas wahrnehmen, kriegen wir von irgendwo eine Art Signal, das wir entweder ignorieren können (als unwichtig abtun können) oder darauf reagieren können.
Das schlimme dabei ist halt, dass diese Schweigeminuten, weil sie ja das Gewissen beruhigen, die Leute davon abhalten wirklich Sinnvolles für diese Katastrophen zu tun, weil sie das Gefühl haben, ihren Teil getan zu haben: Unsere Anteilnahme geht über 20 Sekunden Schweigen nicht hinaus, keine 10€ werden an diese fremden Menschen gespendet.
Es soll nicht mit einem Klick in Facebook für die Gruppe "We pray for Japan" enden, echte Anteilnahme führt auch zu echten Taten. Alles andere ist nur Schein. Wer redet denn in der deutschen öffentlichkeit noch von den Japanern? 2 Tage nach dem Unglück hört man nur noch Debatten über unsere AKWs, die Situation in japan wird nur noch nebenbei beobachtet. Hier hat kaum einer echte Anteilnahme für die Leute in Japan, denn wenige Stunden nach dem Unglück fing jeder an sich zu fragen: "Das ist ja richtig scheiße dort drüben, wie schauts eigentlich bei uns aus?". Dann sieht man, dass manche AKWs in deutschland in erdbebengebiet gebaut sind und jetzt ist Japan jedem egal, denn es geht jetzt jeden um den eigenen Hintern, der zu retten ist! Vielleicht ist das auch zu viel verlangt, erst die Sache in Nordafrika, jetzt in Japan, der Mensch hat emotional nicht so eine Kapazität, um für jeden einzelnen der Todesfälle seelisch zu leiden. Aber dann sollen sie es zumindest lassen, so zu tun als ob.
Nicht jeder stimmt mir da zu, ich weiß. Ich denk halt, jeder Gedanke ist nutzlos und sinnlos, wenn man daraus kein sinnvolles Handeln ableitet. Gedanken haben ne kurze Lebenszeit, heute denkt keiner mehr an Haiti, wo ja zeitweise der Exdiktator zurückkam, denen geht es immer noch nicht besser! Deswegen ist Handeln so wichtig, denn das vergisst der Mensch nciht so schnell, dann lernt er auch.
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SevenRed
22.03.2011 | 21:18 Uhr
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SevenRed : 
22.03.2011 | 21:18 Uhr
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SevenRed : 
Schön dass es unterschiedliche Meinungen gibt, dachte ich bekomm gar keine negativ Kritik mehr mit dem Ding hier :D

Natürlich muss ich auch zustimmen, dass eine Schweigeminute alleine ziemlich wenig ist, was den Leuten in Japan beispielsweise nicht unbedingt viel bringt. Aber es zeigt nichts desto trotz auf eine gewohnte Art eben das Mitgefühl. Wenn zum Beispiel ein Angehöriger eines Freundes gestorben ist, sagt man zu dem ja dann auch "Mein Beileid" obwohl das dem auch an sich nichts bringt. Es ist einfach die Anteilnahme, die Ausgedrückt wird. Und klar überwindet jeder seine Trauer anders, deswegen schreist du dann dem armen Angehörigen nicht ins Gesicht, sondern wickelst die Sache ihm gegenüber so ab, wie man es eben gewohnt ist in solchen Fällen zu Handhaben, das gebietet meiner Meinung nach der Respekt vor diesem. So empfinde ich die Schweigeminute auch. Es bringt einem vielleicht nicht sonderlich viel, wenn man die ganze Sache materialstisch sieht, aber als Mensch tut es immer gut zu wissen, dass andere Menschen an einen Denken...
Falls du mal einen eigenen Fussballverein oder ähnliches hast, kannst du ja mal 'ne Schreiminute ausprobieren wäre sicherlich interessant :)

Was den Rest angeht: Klar gibt es viele andere positive Beispiele. Dass Liverpool wie in der Überschrift ja steht, "mehr" ist, heißt nicht automatisch dass nicht andere Vereine genauso engagiert sein können, neben dem Platz! Es gibt klar noch ein paar schöne Ausnahmen wie eben Bayern, Barca und Co, aber das sind eben auch Ausnahmen von der großen, auf Unterhaltung und sportlich/wirtschaftlichen Erfolg spezialisierten Masse im modernen Fussball.
Mit diesem Blog möchte ich nicht sagen dass Liverpool FC der einzige Verein ist der sich neben dem Platz so engagiert, sondern dass es eben einfach gemacht wird, völlig egal, was in dem zusammenhang andere vereine machen oder nicht.
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Bayerngewinnt8zu1
22.03.2011 | 21:21 Uhr
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22.03.2011 | 21:21 Uhr
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weg vom philosophischen, zurück zum fußball:
gerade heute hab ich beim einkaufen im real gehört, dass der fc bayern mit seinen japanischen partnern (genau weiß ich es nicht, war halt beim einkaufen) im mai ein spiel abhält.
Das ist es, was ihc meine: Nicht nur Schweigeminuten in der AA, sondern auch reichen Säcken Ticketgeld aus den Taschen ziehn, dass sie sonst nie spenden würden, um Japan zu unterstützen!
Ganz nebenbei auch wieder ein Beispiel, dass nicht nur der FC Liverpool für menschliche Taten bereit ist.
Barcelona hat die unicef unterstützt bzw unterstützt die immer noch,... da gibts viele Beispiele, wie Massa es auch gesagt hat.

Edit: @sevenred hab erst jetzt deinen kommentar über diesen hier gelesen, von daher ist manches, was ich hier geschrieben hab, jetzt überflüssig, da du da ja erwähnst, dass es auch andere positive beispiele gibt ;)
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Whizard
22.03.2011 | 23:22 Uhr
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Whizard : An Feinden messen
22.03.2011 | 23:22 Uhr
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Whizard : An Feinden messen
Ich finde es auch großartig, daß es den F.C. Liverpool gibt!

Von seinen ärgsten Rivalen kann man am meisten lernen, auch über sich selbst, und nur an ihnen stellt man den eigenen Standpunkt fest.

Zum Blog: find' ich echt putzig...

Muss da den Kritikern beipflichten, allerdings sehe ich den Blog mehr als Äußerung eines theologischen Ersatzes.
Soetwas wie die Suche nach Aufrichtigkeit und Moral.
Und was jemand glaubt, will ich ja nicht bewerten!

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