Jetzt ist es amtlich: Pep Guardiola geht am Ende der Saison. Alle Überzeugungsversuche der Bayern-Verantwortlichen haben nicht gefruchtet. Seit vor knapp 3 Jahren klar war, dass der Katalane die Münchner trainiert, war die Erwartungshaltung der Bayern-Anhänger geradezu ins unermessliche gestiegen. Diese Zeit neigt sich jetzt dem Ende entgegen. Zeit für eine Bestandsaufnahme.
1. Fast perfekter Fußball
Unter Guardiola hat sich der FC Bayern endgültig im Kreis der Top-Top-Top Vereine in Europa etabliert, nur noch Real Madrid und der FC Barcelona können sich zur Zeit mit ihm messen. Auf dem Grundstein, den Van Gaal gelegt hat und der von Jupp Heynckes weiterentwickelt wurde, hat Pep die Mannschaft auf allerhöchstes Niveau geführt. Der FC Bayern spielt den besten Fußball seiner Geschichte: offensiv, schnell, flexibel, erfolgreich. Denn egal was die letzte Saisonhälfte unter dem Katalanen bringt, erfolgreich war die Phase auf jeden Fall: Auf die ersten zwei Meistertitel in Rekordgeschwindigkeit wird in Kürze der dritte Folgen, bei 8 Punkte Vorsprung zweifelt in der Liga niemand daran. Auch im Pokal stehen die Chancen auf einen zweiten Titel gut. Noch nie war der FC Bayern so dominant in der Liga, keine andere Mannschaft kann ohne Brüche während eines Spiels beliebig die Taktik wechseln. Was einfach aussieht ist Ergebnis kontinuierlicher, harter Arbeit und einer Arbeitsethik, nach der der nächste Gegner immer Stärkste ist. Guardiolas Aussagen in dieser Richtung werden mittlerweile mit einem gelangweilten Lächeln quittiert, tatsächlich ist diese Einstellung aber der Grundstein für die Rekorde und Erfolge in der Liga.
2. Super, Super Spieler
Überhaupt, die Rekorde: Wenn wir auf jeden Rekord von einem von uns anstoßen würden, den wären wir selten nüchtern. Dieses Zitat von Thomas Müller verdeutlicht, wie stark der FC Bayern mittlerweile auch auf individueller Ebene ist. Nach Frank Ribery 2013 trat letztes Jahr Arjien Robben gegen die ewigen Messi und Ronaldo zur Wahl des Weltfussballer an. Für Thomas Müller selber wird inzwischen mehr Geld geboten als für irgendeinen anderen Spieler bisher bezahlt wurde. Robert Lewandowski ist der erfolgreichste Mittelstürmer der Welt in 2015, in Jerome Boateng sehen viele den besten Innenverteidiger der Welt und vielleicht sogar den zukünftigen Kapitän der Nationalmannschaft. Manuel Neuer hat mittlerweile ein Abo auf den Welttorhütertitel, Alaba, Lahm, Martinez und Thiago gehören zur absoluten Weltklasse und haben Ihr Spiel noch weiter entwickelt, Rafinha, Bernat und Coman wurden Nationalspieler. Kurz, Guardiola hat geschafft was andere erreichen wollten: nicht nur die Mannschaft sondern auch jeden einzelnen Spieler ein Stück besser zu machen.
3. Noch kein ganz großer Erfolg
Trotzdem: der ganz große Erfolg ist (noch) ausgeblieben. Auf besagtem Niveau werden nationale Erfolge eben als Voraussetzung, nicht als Erfüllung einer erfolgreichen Saison erachtet. Es zählt nur noch der Champions League Titel. Den hat Guardiola zwei Mal verpasst, zwei Mal war im Halbfinale gegen den späteren Titelträger Schluss, zweimal war man eben im entscheidenden Moment nur die zweitbeste Mannschaft der Welt. In seiner ersten Saison war es sicherlich auch seinem fragwürdigen Zitat Die Meisterschaft ist vorbei geschuldet, dass seine Mannschaft im entscheidenden Moment nicht in Topform war. In der zweiten Saison war es auch seiner taktischen Finesse gedankt, dass der FC Bayern überhaupt trotz einer historischen Verletztenmisere bis ins Halbfinale vorstoßen konnte.
4. Zweifel
Aber gerade zu dieser Zeit sind auch die ersten leisen Zweifel an Guardiolas Arbeit entstanden. Der peinliche Streit mit der Koryphäe der internationalen Sportmedizin, Dr. Müller-Wohlfahrt, war die erste offen Missstimmung im Führungsteam des Vereins. Unter anderem soll eine unterschiedliche Auffassung über die Spielfitness von Spielern im Aufbautraining zu diesem Streit geführt haben, insgesamt hatte kaum ein Club so stark mit verletzten Spielern zu kämpfen wie der FC Bayern in den letzten Jahren. Guardiola griff lieber früher als später auf die fehlenden Spieler zurück, war auch bereit, wie im Fall von Thiago eher risikoreiche Behandlungsmethoden in Kauf zu nehmen. Die Kritik an dieser Einstellung soll auch vom neuen Chef der medizinischen Abteilung, Dr. Braun, vor kurzem erneuert worden sein. Die erneute Verletzung von Ribery solll dem zu frühen und intensiven Einsatz nach seiner langen Verletzung geschuldet gewesen sein. Hat das System? Wurden die regelmäßig Spieler zu früh in eher unwichtigen Spielen überstrapaziert, so dass sie in den wichtigen Spielen nicht mehr Einsatzfähig waren? Geht damit die Verletztenmisere Anfang des Jahres auf eine zu frühe Überlastung der Spieler zurück? Ist das ein Fehler Guardiolas? Führt seine generelle Ethik, den nächsten Gegner auch in vermeintlich leichten Spielen stets sehr ernst zu nehmen, zu dieser Überlastung? Führen damit die Rekorde in der Liga zu Niederlagen in der Champions League? Hier bleibt ein Fragezeichen hinter den Ursachen der Verletzungen und damit letztendlich des fehlenden internationalen Erfolges.
5. Der Neue: Carlo Ancelotti
Fragen, auf die Carlo Ancelotti Antworten kennen wird. Wie bei keinem anderen großen Trainer sind seine Erfolge vor allem international. Kein Trainer hat die Champions League so oft gewonnen wie er, drei Mal. Allerdings nehmen sich im Vergleich dazu drei nationale Meisterschaften eher bescheiden aus. Nie schaffte er es, den nationalen Titel mehr als ein Mal in einer Liga zu gewinnen.
Ancelotti pflegt einen ganz anderen Führungsstil als Guardiola. Er ist der große Gelassene, oft wird er ob seiner Gemütsruhe mit einem Bären verglichen. Er richtet das System nach den Spielern aus, er schafft es, den Stars seiner Teams Platz zum glänzen zu geben und die Befindlichkeiten in der Mannschaft wie kein zweiter zu moderieren. Er ist ein Players Coach, einer der Spielern Freiheiten und Verantwortung lässt und sie damit vor allem in entscheidenden Spielen zur besten Leistung motiviert. Kaka und Shevchenko wurden so unter ihm bei Milan zu Weltstars. Die Entwicklung einzelner Spieler treibt er so voran, auch Toni Kroos hat er z.B. bei Real in der defensiven Arbeit den letzten Schliff verpasst. Die Konstanz seiner Mannschaften scheint aber zu wünschen übrig zu lassen, einen echten Titel-Hunger auf nationale Erfolge scheinen die Mannschaften zu verlieren.
6. Fazit
Der FC Bayern war nie so gut wie unter Guardiola. Ob er dies auch in die erwarteten internationalen Titel umsetzen kann, wird die letzte Halbsaison zeigen. Sollte dies nicht gelingen, bleibt der Verdacht, das Guardiola mit seinem Coaching-Stil entscheidend zu der hohen Anzahl an Verletzten beigetragen hat. Ein Fehler, der dem neuen Coach Ancelotti nicht unterlaufen wird. Er scheint gerade zu der ideale Coach für die Bayern und die Bundesliga zu sein: er wird die Millionentruppe zum ersehnten Champions League Titel moderieren; durch seinen anderen Fokus haben die Konkurrenten in der Bundesliga aber plötzlich wieder realistische Chancen, die Münchner in der Liga zu überholen.
Unter Guardiola ist der FC Bayern so gut wie nie. Unter Ancelotti wird er noch ruhmreicher und die Liga wieder spannend.
Aber gleichzeitig ist er auch ein ein Nerd, und auf die Dauer nicht nur für die Spieler, sondern auch das gesamte Umfeld im Verein ziemlich anstrengend. Den Krieg mit Müller-Wohlfahrt hätte er besser nicht angefangen, eine absolute Vereinsikone derart zu diskreditieren, hat sein Standing nicht verbessert. Und wenn dann obendrein, nachdem alles seinen Wünschen gemäß verändert wurde, die Mannschaft schon zur Winterpause einen noch schlechteren Krankenstand aufweist als zum Ende der Vorsaison, dann macht das auch nicht den Eindruck, als wäre es gut gewesen, in dieser Angelegenheit auf Guardiola zu hören. Eher schon hat man da den Bock zum Gärtner gemacht.
Aber ich bin sicher, jeder einzelne Spieler hat unter diesem Trainer Wichtiges gelernt, dass ein andere Trainer nie vermittelt hätte, genau wie von vGaal wird man auch von Guardiola in der Zukunft noch profitieren. Es ist aber gut, wenn jetzt erstmal wieder einer ans Ruder kommt, der etwas entspannter an die Sache herangeht. Und, ich hoffe da sind wir uns alle einig, fachlich ist auch Ancelotti einer der ganz Großen, es ist nicht so, als hätte man jetzt einen Grüßaugust installiert, um im Prinzip nur das Guardiola-Erbe zu verwalten.
Die 4 Jahre vor Guardiola waren wir 3x im Finale der CL und haben diese 1x gewonnen.
Unter Guardiola sind wir 2x im HF gescheitert.
und meiner Meinung nach war es letztes Jahr nicht nur Pech mit den Verletzten, sondern durchaus auch die Schuld beim Trainer zu suchen.
Vor Guardiola hatten wir nie so viele Muskelverletzungen.
Kann also kein Zufall sein.
Ist Pep der eigentliche Quälix?
und das nicht gerade mit der langweiligsten art fußball
aber scheinbar ist pep gott und hat alles richtig gemacht
das die manschaft der liga schon unter jupp enteilt ist und wahrscheinlich jeder zweite bundesligatrainer die drei meisterschaften gewonnen hätte spielt dabei wohl keine rolle
guardiola hat das ärzteteam ausgetauscht und es wurde noch schlimmer ist schonmal jemand auf die idee gekommen das er mit seinem zwanghaften wahn zur perfektion auch das ein oder andere mal über das ziel hinaus schießt ?
eventuell ist das training vielleicht einfach nicht optimal unsere medizinische abteilung hatte immer einen hervorragenden ruf war aber unter guardiola auf einmal nicht mehr gut genug
das jeder spieler sobald er laufen kann wieder eingestzt wurde und nicht nur einer dann schnell wieder ausgefallen ist wollen manche wohl nicht sehen denn guardiola hat ja immer recht
Inwiefern? Körperlich sollte Peps Spielstil nicht außergewöhnlich anstregend sein.
Bayern läuft in der Bundesliga die geringste Strecke pro Spiel, liegt bei der Anzahl Sprints pro Spiel auch ganz weit unten und führt die geringste Anzahl an Zweikämpfen nach Köln. Das hängt natürlich mit den cleveren Laufwegen, überragendem Passspiel und dem daraus resultierenden höchsten Ballbesitzanteil der Liga zusammen.
Zudem rotiert Pep relativ viel.
Mental? Schwer zu beurteilen, aber ich habe immer eher den Eindruck gehabt, dass es mental wesentlich zermürbender ist, dem Ball hinterher zulaufen, als ihn durch die eigenen Reihen laufen zu lassen.
Ich vermisse seine Giftigkeit...der wurde auch schon weichgespült von Guardiola
Guardiola war schon immer ein Trainer mit Ecken und Kanten, kaum jemand polarisiert so wie er ( Mourinho/Klopp ). Mir persönlich gefällt diese Art durchaus - kann aber auch verstehen, wenn es bei anderen nicht ganz so der Fall ist.
Seine fachliche Kompetenz steht meiner Meinung nach außer Frage, für mich war Guardiola ein absoluter Glücksgriff. Für die Weiterentwicklung unserer Spiel-Philosophie gab und gibt es einfach keinen besseren Trainer. Was Van Gaal einst begann, Jupp mit dem Triple auf Titel Ebene vergoldete - wurde durch Guardiola ( taktisch und spielerisch ) noch veredelt.
Natürlich gibt es mehr als genügend Leute, die seine Arbeit aufgrund eines möglichen fehlenden Champions-League Sieges als "unvollendet" bezeichnen - aus meiner Sicht sollte das aber nur bedingt als Argument greifen.
Er selbst misst sich daran, jeder im Verein verfolgt natürlich dieses große Ziel, dennoch muss man realistisch genug sein um abschätzen zu können, wie sehr sich solch ein Titel überhaupt planen lässt. Letzendlich sollte man trotz aller gier nach Titeln nicht vergessen, dass zwischen den letzten beiden Triumphen in der Königsklasse immerhin ganze 12 ! Jahre lagen.
Andere mögen ihn daran messen, er selbst mag sich daran messen - ich für meinen Teil sehe lieber das gesamte.
Man könnte jetzt natürlich über einzelne Spiele wie gegen Real/Barca philosophieren, dass erspare ich mir an dieser Stelle jedoch, da es sich nunmal sowieso nicht mehr ändern lässt.
Der Grundstein wurde gelegt, ich sehe es als Privileg an, unseren FCB - Jahr für Jahr mit Vereinen wie Barca/Real usw. um den Titel kämpfen zu sehen.
Zu Ancelotti:
Aus meiner Sicht der logische Nachfolger. Guardiola hinterlässt eine wunderbare Basis, die Ancelotti auf seine Art und Weise verändern/optimieren kann. Ich für meinen Teil bin sehr gespannt und wünsche Carlo viel Erfolg.
Ja. Schwache gegner können wir besser beherrschen als früher.
Aber gute Gegner kontern uns aus.
Die Offensive gewinnt das Spiel.
Die Devensive die Meisterschaft.
Klar dominiert Bayern unter Guardiola die Bundesliga (diese Dominanz macht nebenbei bemerkt die Bundesliga kaputt.
Sein Spielstil ist aber dermaßen anstrengend, dass Bayern in den wichtigen Spielen oft die Luft ausgeht.
Genau, dass ist Ancelottis Stärke. Seine Mannschaften waren meistens auf den Punkt fit.
Ach noch was. Durch den feststehenden Abgang wird der FCB dieses Jahr mit Guardiola die Champions League gewinnen.
Aber die nächsten Jahre hätte es mit ihm nicht mehr funktioniert. Ich glaube nicht, dass er eine Trainer für einen längeren Zeitraum wie maximal 3- 4 Jahre ist.