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Von: algato
20.12.2015 | 9156 Aufrufe | 15 Kommentare | 4 Bewertungen Ø 8.3
Guardiola in München eine Bestandsaufnahme
Guardiola geht - was bleibt?
Unter Guardiola ist der FC Bayern so gut wie nie, doch noch fehlt der große Erfolg. Wieso und wie wirds mit Ancelotti?

Jetzt ist es amtlich: Pep Guardiola geht am Ende der Saison. Alle Überzeugungsversuche der Bayern-Verantwortlichen haben nicht gefruchtet. Seit vor knapp 3 Jahren klar war, dass der Katalane die Münchner trainiert, war die Erwartungshaltung der Bayern-Anhänger geradezu ins unermessliche gestiegen. Diese Zeit neigt sich jetzt dem Ende entgegen. Zeit für eine Bestandsaufnahme.

1. Fast perfekter Fußball

Unter Guardiola hat sich der FC Bayern endgültig im Kreis der Top-Top-Top Vereine in Europa etabliert, nur noch Real Madrid und der FC Barcelona können sich zur Zeit mit ihm messen. Auf dem Grundstein, den Van Gaal gelegt hat und der von Jupp Heynckes weiterentwickelt wurde, hat Pep die Mannschaft auf allerhöchstes Niveau geführt. Der FC Bayern spielt den besten Fußball seiner Geschichte: offensiv, schnell, flexibel, erfolgreich. Denn egal was die letzte Saisonhälfte unter dem Katalanen bringt, erfolgreich war die Phase auf jeden Fall: Auf die ersten zwei Meistertitel in Rekordgeschwindigkeit wird in Kürze der dritte Folgen, bei 8 Punkte Vorsprung zweifelt in der Liga niemand daran. Auch im Pokal stehen die Chancen auf einen zweiten Titel gut. Noch nie war der FC Bayern so dominant in der Liga, keine andere Mannschaft kann ohne Brüche während eines Spiels beliebig die Taktik wechseln. Was einfach aussieht ist Ergebnis kontinuierlicher, harter Arbeit und einer Arbeitsethik, nach der der nächste Gegner immer Stärkste ist. Guardiolas Aussagen in dieser Richtung werden mittlerweile mit einem gelangweilten Lächeln quittiert, tatsächlich ist diese Einstellung aber der Grundstein für die Rekorde und Erfolge in der Liga.

2. Super, Super Spieler

Überhaupt, die Rekorde: Wenn wir auf jeden Rekord von einem von uns anstoßen würden, den wären wir selten nüchtern. Dieses Zitat von Thomas Müller verdeutlicht, wie stark der FC Bayern mittlerweile auch auf individueller Ebene ist. Nach Frank Ribery 2013 trat letztes Jahr Arjien Robben gegen die ewigen Messi und Ronaldo zur Wahl des Weltfussballer an. Für Thomas Müller selber wird inzwischen mehr Geld geboten als für irgendeinen anderen Spieler bisher bezahlt wurde. Robert Lewandowski ist der erfolgreichste Mittelstürmer der Welt in 2015, in Jerome Boateng sehen viele den besten Innenverteidiger der Welt und vielleicht sogar den zukünftigen Kapitän der Nationalmannschaft. Manuel Neuer hat mittlerweile ein Abo auf den Welttorhütertitel, Alaba, Lahm, Martinez und Thiago gehören zur absoluten Weltklasse und haben Ihr Spiel noch weiter entwickelt, Rafinha, Bernat und Coman wurden Nationalspieler. Kurz, Guardiola hat geschafft was andere erreichen wollten: nicht nur die Mannschaft sondern auch jeden einzelnen Spieler ein Stück besser zu machen.

3. Noch kein ganz großer Erfolg

Trotzdem: der ganz große Erfolg ist (noch) ausgeblieben. Auf besagtem Niveau werden nationale Erfolge eben als Voraussetzung, nicht als Erfüllung einer erfolgreichen Saison erachtet. Es zählt nur noch der Champions League Titel. Den hat Guardiola zwei Mal verpasst, zwei Mal war im Halbfinale gegen den späteren Titelträger Schluss, zweimal war man eben im entscheidenden Moment nur die zweitbeste Mannschaft der Welt. In seiner ersten Saison war es sicherlich auch seinem fragwürdigen Zitat Die Meisterschaft ist vorbei geschuldet, dass seine Mannschaft im entscheidenden Moment nicht in Topform war. In der zweiten Saison war es auch seiner taktischen Finesse gedankt, dass der FC Bayern überhaupt trotz einer historischen Verletztenmisere bis ins Halbfinale vorstoßen konnte.

4. Zweifel

Aber gerade zu dieser Zeit sind auch die ersten leisen Zweifel an Guardiolas Arbeit entstanden. Der peinliche Streit mit der Koryphäe der internationalen Sportmedizin, Dr. Müller-Wohlfahrt, war die erste offen Missstimmung im Führungsteam des Vereins. Unter anderem soll eine unterschiedliche Auffassung über die Spielfitness von Spielern im Aufbautraining zu diesem Streit geführt haben, insgesamt hatte kaum ein Club so stark mit verletzten Spielern zu kämpfen wie der FC Bayern in den letzten Jahren. Guardiola griff lieber früher als später auf die fehlenden Spieler zurück, war auch bereit, wie im Fall von Thiago eher risikoreiche Behandlungsmethoden in Kauf zu nehmen. Die Kritik an dieser Einstellung soll auch vom neuen Chef der medizinischen Abteilung, Dr. Braun, vor kurzem erneuert worden sein. Die erneute Verletzung von Ribery solll dem zu frühen und intensiven Einsatz nach seiner langen Verletzung geschuldet gewesen sein. Hat das System? Wurden die regelmäßig Spieler zu früh in eher unwichtigen Spielen überstrapaziert, so dass sie in den wichtigen Spielen nicht mehr Einsatzfähig waren? Geht damit die Verletztenmisere Anfang des Jahres auf eine zu frühe Überlastung der Spieler zurück? Ist das ein Fehler Guardiolas? Führt seine generelle Ethik, den nächsten Gegner auch in vermeintlich leichten Spielen stets sehr ernst zu nehmen, zu dieser Überlastung? Führen damit die Rekorde in der Liga zu Niederlagen in der Champions League? Hier bleibt ein Fragezeichen hinter den Ursachen der Verletzungen und damit letztendlich des fehlenden internationalen Erfolges.

5. Der Neue: Carlo Ancelotti

Fragen, auf die Carlo Ancelotti Antworten kennen wird. Wie bei keinem anderen großen Trainer sind seine Erfolge vor allem international. Kein Trainer hat die Champions League so oft gewonnen wie er, drei Mal. Allerdings nehmen sich im Vergleich dazu drei nationale Meisterschaften eher bescheiden aus. Nie schaffte er es, den nationalen Titel mehr als ein Mal in einer Liga zu gewinnen.

Ancelotti pflegt einen ganz anderen Führungsstil als Guardiola. Er ist der große Gelassene, oft wird er ob seiner Gemütsruhe mit einem Bären verglichen. Er richtet das System nach den Spielern aus, er schafft es, den Stars seiner Teams Platz zum glänzen zu geben und die Befindlichkeiten in der Mannschaft wie kein zweiter zu moderieren. Er ist ein Players Coach, einer der Spielern Freiheiten und Verantwortung lässt und sie damit vor allem in entscheidenden Spielen zur besten Leistung motiviert. Kaka und Shevchenko wurden so unter ihm bei Milan zu Weltstars. Die Entwicklung einzelner Spieler treibt er so voran, auch Toni Kroos hat er z.B. bei Real in der defensiven Arbeit den letzten Schliff verpasst. Die Konstanz seiner Mannschaften scheint aber zu wünschen übrig zu lassen, einen echten Titel-Hunger auf nationale Erfolge scheinen die Mannschaften zu verlieren.

6. Fazit

Der FC Bayern war nie so gut wie unter Guardiola. Ob er dies auch in die erwarteten internationalen Titel umsetzen kann, wird die letzte Halbsaison zeigen. Sollte dies nicht gelingen, bleibt der Verdacht, das Guardiola mit seinem Coaching-Stil entscheidend zu der hohen Anzahl an Verletzten beigetragen hat. Ein Fehler, der dem neuen Coach Ancelotti nicht unterlaufen wird. Er scheint gerade zu der ideale Coach für die Bayern und die Bundesliga zu sein: er wird die Millionentruppe zum ersehnten Champions League Titel moderieren; durch seinen anderen Fokus haben die Konkurrenten in der Bundesliga aber plötzlich wieder realistische Chancen, die Münchner in der Liga zu überholen.

Unter Guardiola ist der FC Bayern so gut wie nie. Unter Ancelotti wird er noch ruhmreicher und die Liga wieder spannend.

KOMMENTARE
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KoenigRibery
21.12.2015 | 20:35 Uhr
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21.12.2015 | 20:35 Uhr
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"Ja. Schwache gegner können wir besser beherrschen als früher.

Aber gute Gegner kontern uns aus."

Jedem seine Meinung, mir ist das zu einfach gehalten.

Im Schnitt haben wir mindestens 65 Prozent ballbesitz, teilweise geht es sogar bis zu 80 - natürlich entstehen die meisten gefährliche Situationen bzw Tore durch Konter, eine logische Konsequenz.

Auf der anderen Seite erzielen wir im Schnitt 3 Tore pro Spiel, dazu etliche Spektakel. Persönlich sehe ich lieber schönen offensiv Fußball, auch mit der Gefahr hin mal einen Konter zu bekommen. Guardiola ist absoluter Perfektionist, ihn wird das mit Sicherheit am meisten "nerven".

Die Hinrunde fand ich bisher überragend ( die letzten 3-4 Wochen mal ausgenommen ). Das war teilweise Fußball nah an der Perfektion.

Ich weiß nicht woran du dieses " starke Gegner kontern uns aus " ausmachst, vielleicht aufgrund der Niederlage gegen Real
(nachvollziehbar ) - vielleicht aufgrund der Niederlage gegen Barca ( weniger nachvollziehbar ) oder aufgrund der Niederlage gegen Gladbach ( unverständlich ) ... letztendlich bleibt eine schmerzhafte Niederlage natürlich hängen.

Um das ganze abzuschließen:

Sicherlich war/ist unter Guardiola nicht alles perfekt, bei welchem Trainer wäre das schon so ? ... dennoch finde ich seine Interpretation von Fußball faszinierend und sehe durchaus eine spielerische Entwicklung - die Vergleiche zu Jupp und dem Triple sind einfach absoluter quatsch ( was Jupp's Erfolg auf keinen Fall schmälern soll ).

PS: Auch wenn ich hier Pro Guardiola argumentiere, gibt es natürlich durchaus Dinge die man kritisieren kann - keine Frage.
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scholli99
21.12.2015 | 22:29 Uhr
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scholli99 : 
21.12.2015 | 22:29 Uhr
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scholli99 : 
Ach was geht mir das auf den Kecks.....

Aber gut, hat mit dem Schreiber dieses Blog's nix zu tun!

Klasse alles beleuchtet!

Aber wo ist die differenzierung? Pep hat mitnichten Müller-Wohlfahrt gefeuert! Der Mull hat von heute auf morgen hingeschmissen und ist selber gegangen! Einvernehmlich soll Kalle schuld gewesen sein.... ja, man kann Pep dahinter vermuten, ok! Aber ist nur spekulativ.....

Ansonsten alles perfekt, man verliert mit den wohl genialsten Trainer aller Zeiten.... Schade! Aber man sichert sich gleichzeitig Ancelotti...

Das ist wohl einzigartig bei den aktullen Top-Teams!

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STOP
21.12.2015 | 22:45 Uhr
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STOP : 
21.12.2015 | 22:45 Uhr
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STOP : 
ich kann nur soviel dazu sagen.
ich war überzeugt, dass die oberen pep mehr macht geben werden und er letztendlich unterschreibt, aber anscheinend wollte er zuviel mehr macht, und wer letztens zwischen den zeilen lesen könnte, hat verstanden, dass pep nicht mit den transfers von costa, kimmich, und coman ganz einverstanden war, und dass er sogar wahrscheinlich müller rasieren wollte.
es ist sein gutes recht das zu verlangen was er denkt dass er braucht, und wenn er das nicht bekommt, is es natürlich auch sein gutes recht irgendwo anders das alles zu suchen.
und es ist mein gutes recht ihm zu wünschen so wenig wie möglich erfolg zu haben in seine neue station.
"es ist eine ehre trainer dieser spieler und dieses vereins zu sein", alles nur blabla, wahrscheinlich wird er irgendwann politiker, die können auch lügen ohne mit der wimper zu zucken, und verlogen sind sie auch!
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algato
22.12.2015 | 09:15 Uhr
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algato : Guardiola Fans
22.12.2015 | 09:15 Uhr
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algato : Guardiola Fans
Guardiola scheint so zu polarisieren, dass man nur Fan oder Gegner sein kann. Etwas dazwischen scheint es nicht zu geben....

Persönlich bin ich auch ein Guardiola Fan, den Fußball, den er spielen lässt finde ich großartig. Erst mit der erneuten Verletzung Riberys und der erneuten Auseinandersetzung mit der medizinischen Abteilung letzte Woche ist ein Punkt aufgetaucht, wo Kritik aus meiner Sicht berechtigt ist.

Was mir ein bisschen untergeht in der ganzen Diskussion: Wir werden mit Ancelotti die Liga nicht mehr derart dominieren. Ich sehe ihn mit seiner "Ich tue keinem weh" Einstellung auch kritisch. Man muss die Spieler eben auch mal aus der Komfortzone rausbringen, damit sie Außergewöhnliches leisten. Alle reden jetzt von der Champions League, und da haben wir auch gute Chancen. Im Tagesgeschäft wird es wieder Konkurrenz geben. Ich bin mir fast sicher, dass er die Mannschaft nicht zu mehr als einer Meisterschaft in den nächsten Jahren motivieren kann.
Das hat sicher auch Vorteile, kann aber eigentlich nicht im Sinne des Vereins sein.
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KoenigRibery
22.12.2015 | 11:33 Uhr
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22.12.2015 | 11:33 Uhr
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@algato

Ich finde es schwer solch eine Bewertung bzgl Ancelotti zu treffen, da bin ich ehrlich.

Natürlich könnte man aufgrund seiner Vergangenheit versuchen mögliche Erfolge/Misserfolge auf den FC Bayern zu projizieren, persönlich halte ich allerdings nicht allzu viel davon.

Es sollte klar sein, dass sich gewisse Dinge unter Ancelotti ändern werden - das steht außer Frage.

Bedeuten diese Veränderungen zwangsläufig ein schlechteres Abschneiden in der Liga und im Gegenzug ein "besseres" abschneiden in der Königsklasse ?

Um ehrlich zu sein, sehe ich in der Bundesliga einfach nicht die Konkurrenz um auf Dauer etwas ins Hintertreffen zu geraten - einzig Dortmund sehen ich als "Gefahr" an.

Der Kader ist groß und qualitativ 1A besetzt, mit vielleicht 2-3 Veränderungen im Sommer - hat Ancelotti jedenfalls bestes "Material" zur Verfügung um alle Titel angreifen zu können.

Sollte am Ende des Tages "nur" eine Meisterschaft in 3 Jahren daraus resultieren, wird sich Ancelotti mit einer berechtigten Kritik auseinandersetzen müssen.
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