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26.12.2010 um 01:51 Uhr
Financial Fairplay - Folgen?
Der 2.Blog zum Thema ist sicherlich komplexer als der erste Teil und leicht spekulativ. Inwieweit beeinflusst das Financial Fairplay die europäischen Vereine? Nutzt es der Bundesliga? Können hohe Gehälter wie sie aktuell gezahlt werden verhindert werden? (mMn nicht)
Ich habe mich bei der Analyse von ausländischen Vereinen auf Manchester United und Real Madrid konzentriert. Die einzelnen Fairplay Regeln werden allerdings nicht 1:1 an den Vereinen abgearbeitet. Zu defnieren was und wie hoch z.B. nicht-relevante Ausgaben sind, ist in meinen Augen für mich als Externen nicht möglich. Natürlich wäre es ebenfalls interessant gewesen Vereine wie Valencia oder Schalke auf Haut und Nieren zu prüfen, aber mir ging es in erster Linie darum, zu zeigen, dass die wirtschaftliche (Fussball)Welt eben nicht so einfach ist, wie sie vielleicht dem ein oder anderen erscheint.
Wie im 1.Blog, bitte auf Unregelmäßigkeiten bei Begriffen oder Zusammenhängen hinweisen. Ich werde es dann gern überprüfen und ausbessern.

,,Die Finanzlage der Bundesliga ist hier wirklich lobenswert herauszustellen und ich glaube wenn die Kollegen z.B. in Italien, in England oder auch Spanien solche wirtschaftlich gut geführten Klubs wie in Deutschland hätten, wären sie sehr glücklich", so K-H Rummenigge in einem Interview im Zdf-Magazin Frontal 21 vom 18.05.2010. (Der gesamte Beitrag)

Doch ist das wirklich so?
Nimmt man die durchschnittliche Meinung der Spox-User als Durchschnittsmeinung aller Fußballinteressierten Deutschlands, dann ist das wirklich so. Wie bei den Staaten, so häufen auch die Klubs aus anderen Ländern nichts als Schulden an und die, die blöd aus der Wäsche gucken sind dann wieder mal die Deutschen.
Und es gibt in der Tat einige Zahlen die aufhorchen lassen.

Die Fakten?
Real Madrid gab in den letzten zwei Jahren über 300 Millionen Euro für Spieler aus. In Manchester kauft der eine Verein jeden, der nicht bei drei auf den Bäumen ist, und United steht mit mehreren Hundert Millionen in der Kreide. Ein Fünftel der von der Uefa untersuchten europäischen Vereine geben Jahr für Jahr 20% mehr aus als sie einnehmen. Gleichwohl es problematisch ist, solche Aussagen ohne Detailwissen über die Untersuchung an sich zu bewerten, muss man doch annehmen, dass etwas nicht stimmt im europäischen Fußball. Und die deutschen Vereine können hierbei wohl wirklich nicht gemeint sein. Wir wirtschaften doch besser als die anderen. Oder vielleicht doch nicht?

Die Fakten!
Eine simple Aufrechnung von Schulden als Zeichen der Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen oder Fußballklubs geht sowieso nicht weit genug und führt sogar in die Irre. Eine ausführliche Bewertung des Unternehmungswertes (hierfür gibt es verschiedene Methoden) oder eine detaillierte Cash-Flow-Anaylse (Salopp gesagt: Gelder, die einem Unternehmen zur Verfügung stehen. Einige Werte wie Spielerwerte oder Gebäudewerte sind nicht so einfach zu Geld zu machen) gibt hier eine genauere Erkenntnis über den Wert oder das Wirtschaften von Fußballklubs. In bereits angesprochener Frontal 21 Sendung wird eine Studie vorgestellt, die mehrere Aspekte der finanzstärksten europäischen Vereine zur Grundlage haben (Jahresüberschüsse, Eigenkapitalquote, Schulden Fremdkapital, die Umsatzrentabilität, Cash-Flow-Marge der letzten 2 Jahre). Surprise, surprise, laut dieser Studie wirtschaftet Olympique Lyon am Besten, gefolgt von Real Madrid und Bayern München. Die umsatzstärksten Vereine der Bundesliga stehen nicht schlecht da, sind aber keineswegs das Nonplusultra.

Die Fakten!
Die Realität ist wie gesagt eben nicht ganz so einfach. Im weiteren Verlauf der Frontal 21 Sendung kommen einige interessante Punkte zur Sprache. Jorge Valdano, Generaldirektor von Real Madrid, ,,behauptet" der Verein sei mit Einnahmen von über 400 Millionen sogar der ,,reichste Klub der Welt". Die Gehaltsausgaben betragen sogar nicht einmal 50% der Einnahmen, zum Vergleich, die Uefa sieht in den "Fairplay Regeln" Anteile unter 70% als unproblematisch (bei Manchster United liegt der Anteil ebenfalls darunter). Wenn die neuen Fairplayregeln gelten, sind Shopping Touren wie im Sommer 2009 ohne Trickserei wohl nur schwer zu stemmen. Allerdings waren die Ausgaben in dieser Größenordnung die Ausnahme, nicht die Regel. Im operativen Geschäft läuft Real Madrid nicht Gefahr Jahr für Jahr Verluste anzuhäufen.

Manchester United plagen nach der Heuschrecken Übernahme durch die Glazer-Familie mehrere hundert Millionen Euro Schulden. Als Gegenwert steht aber z.B. das Stadion "Old Trafforf" deren Eigentümer der Verein ist. Allein dies müsste die Uefa zufrieden stellen, wenn sie angesichts einer (Netto)Verschuldung von über 100% der Einnahmen die Lage bei United genauer analysieren möchte.



In einem "Dummy-Test" prüfte Manchester United inwiefern die neuen Regeln das Geschäftsbaren des Klubs, der jährlich 50 Millionen Euro an Zinszahlungen zu leisten hat, beeinflusst (die Angaben bei den Zinszahlungen sind sehr volatil. Zudem konnte ich nicht exakt herauslesen, ob solche Ausgaben evtl. sogar unter nicht-relevanten Ausgaben fallen.).
"We support the financial fair play measures. We are confident that we pass them and that we will continue to do so," said a United spokesman.

Einzig Manchester City, Chelsea und Aston Villa hätten augenblicklich Probleme mit der sofortigen Umsetzung. Vor allem City braucht auf jeden Fall sportlichen Erfolg um die Regelungen einzuhalten ( siehe hierzu ).

Die Folgen
Vermutlich werden sich auch andere Klubs anstrengen müssen, die neuen Regeln einzuhalten. Über mögliche Folgen mag man spekulieren, aber eines sollte schon klar sein. Die Regeln sind auf den zweiten Blick nicht so hart wie es scheint, die Vereine haben bei der Auslegung von bestimmten Paragraphen, Anhängen Interpretationsspielraum. Außerdem ist bei der Umsetzung sicherlich noch nicht das letzte Wort gesprochen. Manchester City Eigentümer Scheich Mansour wird sicherlich auch im Detail wissen wollen, wieso ein Hopp – Hoffenheim oder ein Konzern Bayer – Bayer Leverkusen ein ganz anderer Fall sein sollen, als sein persönliches Engagement. Die Vereinbarungen wirken auf mich jedoch einigermaßen vernünftig. Man muss sehen als wie weitreichend sich die neuen Regeln erweisen. Ich denke allerdings, dass die großen Klubs, die den europäischen Fußball prägen, von den Regelungen wohl kaum tangiert werden.

Falls ein deutscher Verein in den nächsten 10 Jahren die Champions-League gewinnen sollte, dann sicherlich nicht aufgrund der neuen Financial Fairplay Regeln der Uefa.


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Aufrufe: 26570 | Kommentare: 66 | Bewertungen: 39 | Erstellt:26.12.2010
ø 9.5
KOMMENTARE
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löwengraetscher85
26.12.2010 | 02:13 Uhr
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26.12.2010 | 02:13 Uhr
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Wen die Quellen interessieren oder wer diese gerne nachlesen will, siehe meinen Kommentar unter Teil 1 des Blogs.

Die Folgen des Financial Fairplay zu beschreiben wäre uferlos, vorausgesetzt man beschäftigt sich im Detail damit. Für Manchester City kann ich oben verlinkten Artikel/Blog empfehlen.
Natürlich ist vieles spekulativ, daher appeliere ich, wie immer, bitte vernünftige Kommentare .

Meinungen, Kritik oder auch Verbesserungsvorschläge sind gern gesehen. In beiden Blogs sind noch ca. 800 Zeichen frei. Vielleicht kann ich den Blog ja noch aus- bzw. verbessern.

PS: Kann mir wer bitte noch die "Blog-Hilfen" schicken?
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Xavi_6
26.12.2010 | 02:15 Uhr
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Xavi_6 : 
26.12.2010 | 02:15 Uhr
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Xavi_6 : 
der erste teil war gut, den zweiten habe ich noch nicht gelesen.
eine frage habe ich:
bist du ein lehrer ?

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löwengraetscher85
26.12.2010 | 02:16 Uhr
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26.12.2010 | 02:16 Uhr
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@xavi6: Gott bewahre, ich hätte mit lernunwilligen Pubertierenden sicherlich keine Geduld .
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Xavi_6
26.12.2010 | 02:18 Uhr
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Xavi_6 : 
26.12.2010 | 02:18 Uhr
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Xavi_6 : 
wegen deinem avatar.


erinnert mich an meine schulzeit ^^
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TheUnknown
26.12.2010 | 12:18 Uhr
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TheUnknown : 
26.12.2010 | 12:18 Uhr
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TheUnknown : 
Respekt für Zeit und Mühe, sehr gut geschrieben.
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matondo
26.12.2010 | 13:24 Uhr
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matondo : 
26.12.2010 | 13:24 Uhr
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matondo : 
ganz stark geschrieben, ein sehr komplexes thema sehr einfach dargestellt. 10p.
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princeofbelair
26.12.2010 | 13:48 Uhr
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26.12.2010 | 13:48 Uhr
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Super Blog! Ganz starke Übersicht und Erklärung!
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MaVeRicK_90
26.12.2010 | 13:50 Uhr
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26.12.2010 | 13:50 Uhr
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Sehr schöner Blog zu einem sehr komplexen Thema. Man kann das gar nicht alles perfekt in einen Blog unterbringen, weil erstens die exakten Quellen fehlen und zweitens das Thema so umfangreich ist, dass das Ganze nie im Leben in einem Blog unterzubringen ist.

Du hast das trotzdem gut hinbekommen, dafür gibts von mir erstmal 10 Punkte!

Zu der Situation bei Manchester United:

Für mich ist das der einzige der ganannten Clubs, der wirklich Schwierigkeiten bekommen könnte. Wenn ein Verein pro jahr allein 50 Millionen Euro Ausgaben nur durch Zinsaufwendungen hat, dann ist das mehr als bedenklich. Denn bei so einem hohen Betrag kann es gut sein, dass die Einnahmen gar nicht ausreichen um die Zinsaufwendungen zu decken, sprich man nimmt noch mehr Kredite auf, dadurch entstehen noch höhere Zinsaufwendungen usw... Ein Teufelskreis, aus dem es nicht so leicht ist wieder herauszukommen.

Ich bezweifle zwar, dass United daran zugrunde geht, aber es kann gut sein, dass der Verein in den nächsten Jahren (weiter-)sparen muss(meiner Meinung nach tun sie das schon seit dem Ronaldo Verkauf). Das gute für United ist, dass das nicht unbedingt heißt, dass es einen sportlichen Rückschritt gibt, denn es sind viele junge hochtalentierte Spieler in der Mannschaft, sprich man muss nicht hohe Gelder für Neuzugänge ausgeben.

Bei den anderen europäischen Topvereinen besteht meiner Meinung nach keine Gefahr, nur Barcelona tendiert langsam auch in die Richtung Manchester United, nur sind die momentan das Nonplusultra in der ganzen Fußballwelt, da findet man immer sehr leicht zahlungskräftige Geldgeber(siehe Deal mit Katar).
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mfranky
26.12.2010 | 14:55 Uhr
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mfranky : 
26.12.2010 | 14:55 Uhr
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mfranky : 
Solange die spanischen (besser Real und Barca) und die englischen Klubs dermaßen hohe TV Einnahmen haben, wird sich an der Vormachtstellung wenig ändern. Betroffen sein werden ManC und Chelsea.
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löwengraetscher85
26.12.2010 | 18:19 Uhr
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26.12.2010 | 18:19 Uhr
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@West_stand: naja, man muß fairerweise sagen, daß bayern seit bestehen der allianz arena finanziell mächtig aufgeholt hat.

sie spielen definitiv ganz vorne mit, aber kommen an United oder Real nicht heran.

Die deutschen Klubs haben auch Schulden, hier ist es schwierig Zahlen herzubekommen. 2003 ging die Zahl von 500Mio Euro durch die Medien. Keine Ahnung wie es heute ausschaut. Am schlimmsten ists anscheinend bei Schalke, aber auch schalke gehört ja die arena wenn ich mich nicht täusche? in den letzten beiden Jahren hatten sie anscheinend jeweils hohe einstellige Millionensummen verlust gemacht haben --> genau das wäre gift, betrachtet man das financial fairplay.

die einnahmen der Bundesliga liegen zwar deutlich hinter der PL, aber gleichauf mit der PD. im gesamten steht die bundesliga finanziell sicherlich besser da als vor ein paar jahren. gerade in spanien leiden vereine wie valencia unter der immobilienkrise.

wieso italien auf dem absteigendem ast ist, ist mir selber nicht ganz klar...

ich bezweifle, dass United im großen stile schulden abbauen wird. für glazer hat sich das aktuelle system bewährt.

persönlich sehe ich das hopp engagement oder das von bayer oder das von vw in woflsburg ebenfalls kritisch. wenn die uefa ein rigoroses fairplay machen will, müsste sie auch da mal kritisch nachfragen.

@maverick: ich glaube nicht, daß united probleme haben wird. der verein konnte in den letzten jahren die zinsaufwendungen bedienen und erwirtschaftete darüber hinaus sogar überschüsse. inwiefern sie von den schulden runterkommen, oder ob das überhaupt gewünscht ist, ist eine andere geschichte.

ich bezweifle, das barca aufgrund des financial fairplay jetzt einen trikotsponsor hat, aber es beweist ein ums andere mal was für potentiale diese klubs haben, von denen die deutschen (selbst bayern) träumen können

@mrfranky: chelsea macht sich gerade, aber für city wirds eng (siehe hierzu die verlinkung, sehr schöne beschreibung der lage bei city)
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