Es hätte alles so schön sein können. Minus 20 Grad im Lambeau Field, alle Straßenschilder mit New York im Namen abgeklebt und das gefrorene Bier zum Auftauen in den Kühlschrank gestellt. Kurz: Green Bay war vorbereitet auf einen großen Football-Abend. Doch irgendetwas lief schief. Gewaltig schief.

Denn trotz der Aussicht auf das Traum-Finale gegen die ungeschlagenen New England Patriots im Super Bowl XLII, verloren die Packers ihr NFC Championship Game gegen die New York Giants mit 20:23 in der Overtime. Eine Blamage.

Mittlerweile ist das Spiel aus, der Traum geplatzt - und die Fans wieder zu Hause. Was jetzt noch bleibt, ist die Klärung der Schuldfrage. Denn irgendjemand muss den Mist ja verbockt haben. Die Fans? Auf keinen Fall. Denn wer bei diesen selbst für Wisconsin frischen Temperaturen auch in der Verlängerung noch feiert, der kann an absolut gar nichts Schuld sein. Außer vielleicht am erhöhten Bier-Absatz.

Brett Favre? Auch der war es ganz bestimmt nicht. Selbst wenn er nicht seinen besten Tag erwischte, so ist er doch immer noch eine Legende. Und Legenden sind aus Prinzip schon an gar nichts Schuld. Es muss also jemand anders gewesen sein - weit ab der Mannschaft. So wie die ARD zum Beispiel.

Die ARD? Was hat die denn damit zu tun? Nicht viel. Und ich will mich auch nicht beschweren. Ganz bestimmt nicht. Schließlich finde ich es toll, dass die ARD Football zeigt. Dazu noch ohne Werbung - bezahlt man schließlich für. Und man kann während der Unterbrechungen im ansonsten bevorzugten US-Fernsehen schnell mal umschalten. Aber einer muss nun mal der Sündenbock sein. Und das ist heute eben ARD-Kommentator Dirk Froberg, der den geneigten Pay-TV- Rüberzapper stets mit bewundernswerter Monotonie in der öffentlich-rechtlichen Welt des Sports begrüßt und subtil vermittelt, dass die bösen US-Kollegen gerade Werbung machen. Codewort: "Achtung! In den USA ist schon wieder Werbung."

Gleicher Wortlaut ist übrigens auch die Erkennungsmelodie eines weiteren Versuches, die entstandene sportliche Lücke mehr oder weniger sinngestaltend zu überbrücken. Nicht immer fachlich fundiert, aber immerhin komisch.

Wenn auch unfreiwillig.

Beispiel: Die Kamera schwenkt wie bei jeder Unterbrechung durchs Publikum und bleibt an einem Plakat hängen, welches sich dank lebensgroßer Gesichtsporträts deutlich erkennbar über Dallas-Cowboys-Quarterback Tony Romo und dessen Promi-Freundin Jessica Simpson lustig macht. Kommentar Froberg: "Da haben sich die Jessica und der Tony aber was Lustiges ausgedacht."

Ähm, nein. Eher nicht.

Jessica Simpson wird, sofern sie auch nur geringen Wert auf ihre eigene körperliche Unversehrtheit legt, in naher Zukunft kein Football-Stadion mehr betreten. Und Tony Romo? Der wird ihr das nach dem peinlichen Ausscheiden gegen die Giants in der Vorwoche vermutlich gerade an irgendeinem Promi-Erholungsort verständlich machen.

Ich nehme es Herrn Froberg prinzipiell ja nicht einmal krumm, dass er Jessica Simpson nicht (er)kennt. Die Welt wäre sicherlich um einiges entspannter, wenn mehr Menschen diese charmante Wissenslücke aufweisen würden. Doch wenn man sich schon als vermeintlicher Football-Experte outet, könnte man von der in den USA viel belächelten Romo/Simpson-Liebschaft wenigstens ansatzweise gehört haben.

Aber so ist das eben - mit dem Sarkasmus. Wird nicht immer verstanden. Kennt man ja. Und was fällt dem gemeinen Football-Fan überhaupt ein, solch anspruchsvolle Plakate zu basteln. Hat ihm denn keiner gesagt, dass er wenigstens ein bisschen Rücksicht auf das auswärtige Reportervolk nehmen muss. Ist ja schließlich schon spät, und dann auch noch der Jetlag und so. Kennt man ja - und kann man verstehen.

Trotzdem hat die ARD jetzt schuld, dass Eli Manning und die Giants im Superbowl stehen – und nicht Green Bay.

Wissenschaftlich belegen kann ich es nicht. Muss aber auch nicht sein, schließlich geht es hier um Sport und Emotionen. Und für Froberg-Sprüche wie: "Da hat er sie gefangen, die Pille für den Mann" gibt es ja auch keine Erklärung.