Vor einer Woche fand in Stuttgart der alljährliche DTB-Pokal statt. Ich machte mich auf den Weg zur Porsche-Arena um den Turn-Weltcup live zu erleben.

Da den DTB-Pokal wohl nicht sehr viele Leute hier kennen werden. Was ist das überhaupt? Der DTB-Pokal gehört mit 7 anderen Turnieren zu der höchsten Weltcup-Kategorie des Internationalen Turnerbundes FIG und findet zum 28. Mal in Stuttgart statt. Zu Gast sind die weltbesten Turnerinnen und Turner. Dieses Jahr waren 116 Teilnehmer aus 31 Ländern am Start. Da gleichzeitig die Asienspiele stattfanden, waren leider nicht die traditionell sehr starken Chinesen und Japaner in Stuttgart.

Es gibt Wettkämpfe an 10 verschiedenen Geräten (sechs bei den Männern, vier bei den Frauen). Jede Nation hat pro Gerät zwei Startrechte, doch nicht alle nutzen dies auch. Für einen Weltcup-Sieg bekommt ein/e Turner/in 1123 Euro, der Achte bekommt 74 Euro.


Die Porsche-Arena in Stuttgart beim DTB-Pokal


Freitag: Qualifikation
In aller Frühe ging es in den Neckarpark, in dem sich direkt neben der Mercedes-Benz-Arena die Porsche-Arena befindet. Die Halle war auch fast voll, v.a. mit Kindern, die aufgrund des Schulaktionstages zum Turnen gekommen waren. Zuerst begannen die Frauen um 10 Uhr. Die ersten Geräte waren der Sprung und der Stufenbarren, an dem die Turnerinnen parallel turnten. Anschließend kam der Schwebebalken und Boden dran. Das Ziel für jede Turnerin ist unter die besten Acht zu kommen und somit in den Gerätefinals am Samstag starten zu dürfen.

Pia Tolle (6.) gelang dies am Sprung, Anja Brinker als 8. und Elisabeth Seit als Gewinnerin der Qualifikation am Stufenbarren, sowie Elisabeth Seitz (2.) und Pia Tolle (7.) am Boden. Die überragende Turnerin war Lauren Mitchell aus Australien. Die amtierende Weltmeisterin am Boden wurde 4. am Stufenbarren und gewann die Qualifikationen am Schwebebalken und Boden.

Nach dem ersten Teil gab es eine lange Pause für Umbau und Einturnen der Turner. Währenddessen unterhielt u.a. das Maskottchen Turni die Zuschauer. Er war der heimliche Star am ganzen Wochenende, tanzte immer wieder verrückt umher und sorgte für Stimmung in der Halle:

Hinweis: das Video ist vom youtube-user cjjan

Nachmittags ging es dann mit den Turnern weiter. Erst wurde parallel an Boden, Pauschenpferd und den Ringen geturnt, dann am Sprung, Barren und Reck. Die deutschen Turner präsentierten sich sehr gut und knüpften an die sehr guten Leistungen der WM Ende Oktober in Rotterdam an, wo sie als Team die Bronzemedaille holten. An jedem Gerät kam mindestens ein Deutscher weiter. Nachdem die Qualifikation um 20 Uhr vorbei war, machten sich die Leute auf den Heimweg, denn es war erst die Qualifikation geschafft und am nächsten Tag sollte es erst richtig losgehen…


Samstag: Gerätefinals
Heute standen die Finals mit den besten Einzelturner des gestrigen Tages an. Der beste eines jeden Gerätes sollte die verschiedenen Weltcups des diesjährigen DTB-Pokals gewinnen. Den Beginn machten die Frauen am Boden und die Männer am Sprung.
Die Siegerin am Boden mit 14,275 Punkten wurde Lauren Mitchell aus Australien. An diesem Gerät gewann sie ebenfalls bei den Weltmeisterschaften die Goldmedaille, als erste Australierin jemals. Zweite wurde Anna Dementyeva (Russland) und Dritte die Mannheimerin Elisabeth Seitz. Die weitere deutsche Starterin Pia Tolle wurde Fünfte.
Beim Sprung der Herren gewann Marius Daniel Berbecar (Rumänien) vor Jeffrey Wammes (Niederlande) und Andriy Isayev (Ukraine). Der für die KTV Straubenhardt startende Thomas Taranu wurde Fünfte.

Nun folgte das Highlight des Tages, zu dem auch die ARD live auf Sendung ging: das Reckfinale. Die meisten Turner zeigten spektakuläre Flugeinlagen. Als Siebter starte der Deutsche Philipp Boy. Er gewann bereits die Qualifikation mit großem Vorsprung. Auch im Finale zeigte er eine gewohnt sehr gute Übung mit 15,900 Punkten. Geteilter Zweiter wurden Gael da Silva (Frankreich) und Jeffrey Wammes (Niederlande), die beide 15,175 Punkte bekamen – die Punktedifferenz zwischen Erstem und den Zweiten sind im Turnen Welten. Dies war auch der erste Weltcup-Sieg von Philipp Boy überhaupt. Schon bei der Weltmeisterschaft 2007 in Stuttgart zeigte er sein Talent, hatten in den vergangen Jahr aber viele Verletzungen und musste mehrmals operiert werden. Dieses Jahr zeigte er erstmals konstant seine Weltklasse. Er war der deutsche Star bei den Weltmeisterschaften, gewann in Team Bronze, im Mehrkampf Silber und wurde Vierter am Reck.

Philipp Boy

Besonders die Deutschen wurden von den 4.000 Zuschauern in der Porsche-Arena gefeiert. Vor jedem deutschen Turner wurde "We will rock you" eingespielt und die Halle so noch einmal eingeheizt. Es wurden aber auch die anderen Turnerinnen und Turner vom Publikum angefeuert und es herrschte eine klasse Stimmung.

Es folgte nun das kraftintensivste Gerät: die Ringe. Und wieder waren zwei Deutsche am Start. Erster wurde Alexandr Baladin (Russland), Thomas Taranu wurde Fünfter und Robert Weber Achter.

Thomas Taranu und Robert Weber

Das Schwebebalken-Finale gewann wieder die Australierin Lauren Mitchell.
Nun war auch schon Pause und man konnte sich mal etwas die Beine vertreten. Zum einen konnte man in die Messe gehen, wo man verschiedene Stände zum Thema Turnen und Gesundheit vorfand, inklusive Massagestühle. Oder man ging zur Autogrammstunde, bei der natürlich sehr viel los war. Schließlich waren dort auch u.a. Fabian Hambüchen, Marcel Nguyen und Kim Bui, die allesamt wegen Verletzungen ihren Start absagen mussten.

Autogrammstunde (von hinten nach vorne): Fabian Hambüchen, Kim Bui, Marcel Nguyen, Robert Weber, Steve Woitalla

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