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21.08.2011 um 14:32 Uhr
Alarmstufe Rot. (2/3)
Wenn wir auf die heutige Doppelsechs schauen, sehen wir ein Duo mit Potenzial und Talent, das aber ein äußerst fragiles Gebilde darstellt. Wenn Song oder Wilshere fehlen, spürt man das jede einzelne Sekunde der Partie. Frimpong ist ein wirklich vielversprechender Spieler, aber niemand, der die Kohlen aus dem Feuer holen kann, wenn es brenzlig wird. Ganz allein deshalb, weil ihm für diese Aufgabe die nötige Erfahrung und Cleverness fehlt. Wenn Edu hingegen in der Partie war, wusste man, dass die Doppelsechs weiterhin funktionieren würde. Der Motor stockte nicht, er lief.

Auf den Flügeln hatten wir nicht Akteure wie Arshavin oder Walcott, die für Lethargie und Unsichtbarkeit standen. Pires und Ljungberg dachten nicht lange über einen Weg nach, um doch noch ins Spiel zu geraten, sie fanden ihn einfach. Sie waren da, ob durch ihre Ausnahmetechnik oder Kampfgeist. Genauso wie jeder Gegner spürte, dass wir im Angriff da waren und jeder kleine Fehler sofort bestraft werden würde. Dort vorne lauerte ein Spieler, der durch nichts aus dem Spiel zu nehmen war, am wenigsten noch durch seine eigene Mannschaft. Die gegnerischen Verteidiger wussten das, und sie hatten deswegen Albträume, nicht beschäftigungslose neunzig Minuten. Drei Schlüsselspiele ohne mehr als insgesamt zwei von Anfang bis Ende durchstrukturierte und gelungene Angriffe - gab es so etwas jemals, solange Thierry Henry das Arsenal-Trikot trug?

Das hier sind keine Erinnerungen eines alten Narrs, der sich zu sehr in die Vergangenheit verliebt hat und den Sinn für die Gegenwart verloren hat, sondern Gedankengänge eines besorgten Fans, der das Spiel Arsenals in sich zerfallen sieht. Teile und Optionen sind im Laufe der Jahre weggebrochen. Mittlerweile sind wir an einem Punkt angelangt, in der die ganze Apparatur stockt und nur mit größter Mühe ins Laufen gerät. Wenn die ganze Sache noch mal ins Rollen geraten soll, müssen wir uns beeilen und an die Grundsätze von Wengers Arbeit zurückerinnern. Im Battle of Old Trafford und in der gesamten legendären Saison haben sich die Tugenden und Facetten des Wengerballs gezeigt, die ihn so unberechenbar und unkontrollierbar machten. Dinge, die man nicht automatisch mit ihm verband, ohne die der durchschlagende Erfolg allerdings nicht möglich gewesen wäre.

Wenn es schlecht lief, konnten wir ein Spiel förmlich umgrätschen. Das klingt in diesen Tagen leider allzu sehr nach Stammtischparolen, nach Erzählungen aus längst vergilbten Zeiten. Doch denken wir einfach daran, was Patrick Vieira machte, wenn er auf Roy Keane traf. Eigentlich eine klare Sache: Die Fetzen flogen. Der Gegner musste wissen, dass jemand da war, der es um jeden Preis wissen wollte. In anderen Spielen mochten sich die Kontrahenten zurückziehen und das Feld freiwillig räumen, gegen die Gunners und ihren Skipper war immer Schwerstarbeit angesagt. Jeder Gegner wusste das, jeder Gegner zollte dafür Respekt. Mit der Zeit aber änderten sich Auftreten und Außenwahrnehmung. Längst wurden wir höchstens noch wegen der hübschen Spielweise geschätzt und am Saisonende dann mal eben mal wieder getröstet, doch jetzt sind sogar die Tage angebrochen, in denen man nur noch Mitleid verspüren und sich kopfschüttelnd fragen kann, was aus dieser Mannschaft nur geworden ist. Auf die Idee, dem Arsenal von damals Mitleid zu schenken, kam man gar nicht. Man hasste es abgrundtief oder fürchtete es sogar, während man es insgeheim dafür bewunderte. Dass wir zur Zeit am Tabellenende der Fair-Play-Wertung stehen und unglaubliche drei unserer Mittelfeldspieler für den dritten Spieltag gesperrt sind, hat mit der Einstellung eines Vieiras nicht das Geringste zu tun. Eher sind es Zeichen von von Unbeherrschtheit, Frust und Unreife, was von Manager bis zum Neueinkauf spürbar wird. So etwas hatte es in der Meistermannschaft auch gegeben, doch all diese Schwächen konnten den Erfolg nicht behindern. Heute ist das anders. Etwas ist elementar falsch gelaufen.

Uns ist jedoch nicht nur die Eigenschaft abhanden gekommen, ein Spiel nur durch die eigene Einstellung zu drehen. Auch Vorstöße und Hereingaben von den Außenverteidigern gehören längst nicht mehr zu unserem Repertoire. Unsere Standards landen beim Gegner oder im Publikum. Unsere Flügelspieler müssen mit großen Aufwand ins Spiel eingebunden werden, damit sie etwas Wesentliches beitragen. Unsere vorderste Spitze kommt mit seiner Position nicht klar und gibt sie auf, um zumindest irgendwie an einen Ball zu kommen, anstatt den Sechzehner in einen ständigen Gefahrenherd zu verwandeln. Mit hohen Bällen, die der Angreifer abtropfen lässt und aus nichts eine gefährliche Situation heraufbeschwört, lässt sich gar nicht mehr operieren. Und das Wort Distanzschuss nehmen die meisten unserer Spieler nicht einmal in den Mund. Den Wengerball habe ich anders in Erinnerung: Eine Spielweise, die zwar einen Königsweg vorgab, aber auch so viele andere Möglichkeiten bot.

Im besten Fall hatten wir in den letzten Monaten drei Möglichkeiten, um ein Tor zu erzielen: Zufall bzw. ein Fehler des Gegners, ein individueller Glanzpunkt oder eine Idee des zentralen Mittelfelds. Keine allzu große Bandbreite, für ein Spitzenteam eigentlich gefährlich wenig. Dass dieses Schema trotzdem so lange aufging, lag ganz allein an den Qualitäten von Cesc Fàbregas. Wenn es darum geht, aus dem Nichts eine Chance einzuleiten, gibt es kaum einen Spieler mit einer ähnlichen Begabung auf diesem Planeten. Es waren seine Fähigkeiten, die die aktuellen Schreckenserscheinungen überhaupt erst so lange herausgezögert hatten, doch selbst sie konnten das marode System nicht retten.

Jetzt aber sind wir noch einen Schritt weiter. Cesc ist weitergezogen, und wir haben vollkommen die Fähigkeit verloren, ein konstruktives und kreatives Spiel aufzuziehen. Die Mitte ist ein Loch, doch die Herumstehenden ergreifen nicht die Initiative und versuchen das Vakuum durch eigene inspirierte Momente auszufüllen, sondern warten ab und schauen zu. Hoffen, dass da schon irgendwer erscheinen wird und den Job von Fàbregas weiterführt. Dass Emmanuel Frimpong in seinem Startelfdebüt die meisten Ballkontakte hatte, spricht Bände.

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Aufrufe: 5483 | Kommentare: 1 | Bewertungen: 14 | Erstellt:21.08.2011
ø 9.9
KOMMENTARE
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werwer
22.08.2011 | 16:41 Uhr
2
-6
werwer : 
22.08.2011 | 16:41 Uhr
-6
werwer : 
das thema finde ich genauso überflüssig wie spox mit den ganzen bayernartikeln nach dem ersten spieltag....

arsenal hat udine bezwungen, gegen liverpool verloren, was ja passieren kann
im moment steht es also 1/1/1 nach 3 Spielen

der verein kann außerdem noch bis zum 31.8. spieler kaufen

also abwarten und tee trinken
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