Auf dem Weg in Liga 2

Vor allem was den Abstiegskampf angeht, war diese Spieltag durchaus richtungsweisend. Denn er zeigte auf, zwischen welchen Mannschaften dieser Kampf wohl ausgetragen wird und vor allem auch, welche Tendenzen sich für die jeweilige Mannschaft abzeichnen.

Weder Bahnhof noch der VFB bleiben in Stuttgart oben

Dabei gab es viele Verlierer, allen voran der VFB Stuttgart – mein Abstiegskandidat Nummer 1. Die Tendenz sieht desaströs aus. Seite Dezember haben die Stuttgarter praktisch jedes Spiel verloren, und wenn sie gepunktet haben, dann glücklich. So zum Beispiel beim 1 zu 1 in Dortmund und vor allem beim 3 zu 2 gegen Gladbach, wo der VFB massiv von Fehlentscheidungen der Schiedsrichter profitierte. Und ausgerechnet in diese Phase kommt es jetzt zu den alles entscheidenden Duellen gegen Frankfurt, Schalke, Pauli, Wolfsburg, Bremen und Lautern. Wie soll eine verunsicherte, in sich völlig zerstrittene ("Scheiß Schweizer" von Ulreich; "Größter Fehler meines Lebens" von Marica) und qualitativ seit Jahren schlechter gewordene Mannschaft den Abstieg verhindern? Antwort: Gar nicht, deshalb geht es für den VFB als Tabellenletzter in Liga 2.

Auf und nieder immer wieder

Eindeutig ist auch der sich abzeichnende Trend bei den beiden Aufsteigern aus Hamburg und Kaiserslautern. Die Aufstiegseuphorie, die beide am Anfang der Saison ins Mittelfeld getragen hat, ist nun endgültig verflogen. Einzelne Highlights wie der Derbysieg der Paulianer sind kein Gegenbeweis für diesen Trend. Denn, so abgedroschen es auch klingen mag, in einem solchen Derby gelten andere Gesetze. Und wer die beiden am Wochenende gesehen hat, dem muss angst und bange werden. Natürlich waren es Auswärtsspiele bei Top-Mannschaften, den offensichtlichen Klassenunterschied, der zwischen Dortmund und Hannover sowie Lautern und Pauli zu erkennen war, rechtfertigt das jedoch nicht. Verwunderlich ist diese Entwicklung nicht, denn beide haben es versäumt, den Zweitligakader substantiell für die erste Liga zu verbessern. Und wer einen Zweitligakader hat, der braucht sich nicht wundern, wenn es wieder zurück in Liga 2 geht. Meine Prognose: Lautern und Pauli werden auf dem verbliebenen Abstiegsplatz und dem Relegationsplatz landen.

Grünes Licht für den Klassenerhalt

Auf den ersten Blick erstaunlich ist die Entwicklung der beiden Grün-Weißen. Dass Bremen in den letzten Jahren auf oder sogar über dem tatsächlichen Leistungslimit gespielt hat – ok. Dass Klaus Allofs bei den Transfers zuletzt zu häufig daneben gelangt hat – auch klar. Aber die aktuelle Platzierung spiegelt nicht die Leistungsfähigkeit des Bremer Kaders wieder. Mit dem Abstieg werden die Bremer wohl nichts zu tun, mehr ist aber einfach nicht drin. Denn wenn selbst die wenigen überdurchschnittlichen Spieler im Kader schwächeln (Mertesacker) oder verletzt und gesperrt sind (Naldo, Pizarro, Wiese), dann muss man konstatieren: Der Rest ist einfach nicht besser. Anders sieht die Sache in Wolfsburg aus. Ein wirklich mitreißendes und überzeugendes Spiel haben die Wölfe dieses Jahr abgeliefert: Das 2 zu 2 gegen die Bayern am ersten Spieltag. Die zweite Halbzeit war die beste der Wolfsburger der ganzen Saison. Es war auch gleichzeitig die einzige Halbzeit von Zwetschge Misimovic. Dieser Transfer steht sinnbildlich für die Hoeneßsche Ein- und Verkaufspolitik. Da wurden Baustellen aufgemacht, wo es keine Löcher gab (Zentraloffensives Mittelfeld, Zentraldefensives Mittelfeld) und ganz nach dem Hertha-Erfolgsrezept wild darauf los Spieler gekauft. Ein bisschen freut mich das persönlich, dass die Wölfe da stehen, wo sie stehen, überraschend ist es aber nicht. Trotzdem ist der Kader viel zu stark und die Konkurrenz zu schwach, mit dem Abstieg wird man deshalb nichts zu tun haben.

Mönchengladbacher Momentum

Und dann ist da natürlich Gladbach. Ja, ich weiß, dass Gladbach immer noch letzter ist. Und ich weiß auch, dass vier Punkte zum Relegationsplatz (bzw. sogar eigentlich fünf bei diesem Torverhältnis) eine Menge Holz sind. Doch im Gegensatz zu den bisher genannten Clubs zeigt bei Gladbach der Trend nach oben. Die Mannschaft glaubt an sich. Vielleicht reicht schon das, die unglücklichen letzten Niederlagen (gegen Pauli und Stuttgart sorgten bspw. Fehlentscheidungen der Schiedsrichter maßgeblich für die Niederlagen) in Zukunft in Siege umzuwandeln. Der Kader der Gladbacher ist meines Erachtens zu stark für den Abstiegskampf, ihr wirklicher Trumpf ist jedoch das Momentum. Retten Sie das in die nächsten Spiele, wird Gladbach mit einem blauen Auge davon kommen und auf Platz 15 landen – was ich ihnen nicht nur wünsche, sondern auch tatsächlich glaube.