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Den Trend als Feind

Brandon Weeden muss weiter für Romo einspringen - die Cowboys brauchen einen Sieg
© getty

Wenn die Dallas Cowboys am Sonntagabend nach New Orleans reisen, gilt für beide Teams: verlieren verboten! Bei den Cowboys steht Brandon Weeden, der erneut für den verletzten Tony Romo ran darf, unter besonderer Beobachtung - genau wie die Saints kämpft er Quarterback gegen eine bittere Serie. Doch New Orleans könnte für den 31-Jährigen der perfekte Aufbaugegner sein - auch wenn das Backup-QB-Duell wohl ausfällt. SPOX zeigt die Partie in der Nacht zum Montag ab 2.30 Uhr im LIVESTREAM FOR FREE!

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Eigentlich hätte alles so schön sein können. Dallas hatte trotz eines durchwachsenen Auftritts sein Auftaktspiel gegen die New York Giants mit 27:26 gewonnen, während die Philadelphia Eagles, als heißer Konkurrent um die Division-Krone in die Saison gegangen, in Atlanta überraschend strauchelten.

Es wurde sogar noch besser. Dallas dominierte die Eagles eine Woche später in deren Stadion und fuhr im zweiten Spiel den zweiten Division-Sieg ein. Doch schnell war klar: Dieser sollte einen hohen Preis fordern. Tony Romo hatte sich das Schlüsselbein gebrochen und sollte, so die spätere Diagnose, für bis zu acht Wochen ausfallen.

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So stand Brandon Weeden plötzlich im Fokus. Weeden, vor drei Jahren noch der Erstrunden-Draft-Pick der Cleveland Browns, stand im Vorjahr bereits ein Mal in der Startformation (eine 17:28-Heimpleite gegen die Arizona Cardinals), als er den angeschlagenen Romo ebenfalls vertrat. In diesem Jahr aber ist die Situation eine andere: Es liegt (auch) an Weeden, ob Dallas im Saison-Schlussspurt noch eine Chance auf die Postseason haben wird.

Die schwarze Serie

Dass er dabei auch gegen seine eigene Serie und somit für sein Standing kämpft, ist Weeden mehr als bewusst. Nach 15 Pleiten in 20 Starts für Cleveland wurde er von den Browns entlassen, es folgten seither zwei Niederlagen als Cowboys-Starter - die jüngste am Sonntag gegen Atlanta, trotz 28:17-Pausenführung. Es war Weedens neunte Pleite in Folge als Starting Quarterback.

"Das ist nicht gut", gab der 31-Jährige unter der Woche im Star Telegram offen zu: "Sieben dieser Pleiten stammen aus meiner Zeit in Cleveland, das ist lange her. Aber ich habe viel aus den Niederlagen gelernt und mache mir jetzt keine Sorgen darüber, was ich im nächsten Spiel machen muss, um wieder zu gewinnen."

Die Einstellung ist nicht nur aus mentaler Sicht löblich, sie hat auch einen taktischen Wahrheitsgehalt. Nicht nur aufgrund der Tatsache, dass die Saints bislang 4,2 Yards pro Run-Versuch und 126 Rushing-Yards pro Spiel zulassen, oder aufgrund der Tatsache, dass die Cowboys über die nach wie vor beste Offensive Line der Liga verfügen.

Schließlich hat sich Dallas gegen die Falcons selbst aufgezeigt, wie es funktionieren kann: Das Running Game explodierte früh im Spiel und die Cowboys schafften es, so Spiel und Gegner zu kontrollieren - bis sich Atlanta schließlich stärker auf den Run fokussierte, die Line of Scrimmage überlud (wie auch Arizona gegen Weeden im Vorjahr) und Dallas' Offense in der zweiten Hälfte ohne Punkte hielt.

Wide-Receiver-Wüste in Texas

Dass sich die Falcons, deren Secondary nicht gerade mit der Legion of Boom verwechselt wird, selbiges leisten konnten, hatte einen einfachen Grund: Weeden wagte kaum einmal einen weiten Pass. Derer ganze vier waren es, die weiter als zehn Yards durch die Luft segelten.

Über die kompletten 60 Minuten warf Weeden lediglich vier (!) Completions zu einem Wide Receiver. Wenig überraschend gingen alle vier zu Slot-WR Cole Beasley, also einem Spieler, der sich zwangsläufig meist zumindest zunächst in der Nähe der Line of Scrimmage aufhält. Die logische Konsequenz: Die Safeties trauten sich immer näher in Richtung Line, was sich in aller Regel im Running Game bemerkbar macht.

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Genauso wenig ist es eine Überraschung, dass Dallas auf die ganze Saison gesehen mit 10,31 Yards pro Completion und nur drei Passspielzügen von mindestens 25 Yards im unteren Drittel der Liga rangiert. "Wir hatten einige vertikale Spielzüge dabei", berichtete Weeden nach dem Falcons-Spiel, "aber wenn der Verteidiger darauf reagiert, gibt das viele Räume für kurze Pässe. Ich denke, dass ich dahingehend effizient war."

Garrett lässt hoffen

So suchte Weeden zu häufig den kurzen und sicheren Pass zu seinen Running Backs Lance Dunbar und Joseph Randle sowie zu Tight End Jason Witten. Die spannende Frage ist: Sah der 31-Jährige seine offenen Receiver (und ja, es gab sie) nicht? Oder war ihm die Flut von kurzen Pässen vom Game Plan und somit den Coaches vorgegeben? Cowboys-Fans sollten auf letzteres hoffen, da das deutlich einfacher und schneller zu reparieren wäre.

Coach Jason Garrett ließ, ob bewusst oder unbewusst, nach der Pleite gegen die Falcons eben letzteres durchblicken: "In meinen Augen hat Weeden ein wirklich effizientes Spiel abgeliefert. Er hat gute Entscheidungen getroffen, die Falcons haben viele Spieler rund um die Line of Scrimmage aufgeboten. Gegen diese Acht-Mann-Boxes musst du im Lauf- und im Passspiel effizient sein. Wenn der Gegner so spielt, bietet er dir keine Gelegenheit, weite Pässe zu versuchen. Da geht es darum, neue First Downs rauszuholen."

Um aus New Orleans mit einem Sieg im Gepäck abzureisen, wird aber mehr nötig sein - auch wenn Star-Receiver Dez Bryant weiterhin ausfällt. Terrance Williams, in Bryants Abwesenheit der Nummer-1-WR, hat zumindest die Hoffnung noch nicht aufgegeben: "Es ist mein Job, für einen weiten Pass bereit zu sein, egal ob das am Ende oder am Anfang des Spiels ist." Für Weeden könnte es immerhin die letzte Chance sein: Mehrere Medien berichteten in den vergangenen Tagen, dass die Coaches bereits mit dem jüngst verpflichteten Matt Cassel liebäugeln.

Payton: "Gibt nichts zu beschönigen"

Die Saints haben da zumindest primär ganz andere Sorgen: Durch drei Pleiten zum Auftakt hat New Orleans die Falcons sowie die Carolina Panthers in der eigenen Division enteilen lassen, sodass Coach Sean Payton unter der Woche zugeben musste: "Da gibt es nichts zu beschönigen. Wir müssen einen Weg finden, den ersten Sieg einzufahren. Das bedeutet: Mehr Fokus auf Details - und wir Coaches müssen noch mehr von den Spielern fordern."

So seien "einige Dinge ermutigend, andere müssen wir verbessern. Aber jetzt ist nicht die Zeit, um sich zu ärgern. Ganz im Gegenteil: Wir wollen jetzt unbedingt aufs Feld zurück." Allerdings könnte New Orleans Dallas und speziell Weeden auch abgesehen von den eigenen Schwächen in der Run-Defense in die Karten spielen: Sieben zugelassene Pässe von mindestens 25 Yards ist einer der schwächsten Werte der NFL, die Secondary wirkt erneut überhaupt nicht sattelfest.

Darüber hinaus ist von der einst schier unantastbaren Heimstärke der Saints kaum etwas übrig. New Orleans hat seine letzten sieben (!) Heimspiele verloren, vor nur zwei Jahren noch ein undenkbares Szenario.

Backup-Duell fällt wohl aus

Immerhin können die Saints bei ihrem Versuch, eine schwarze Serie zu durchbrechen, aller Voraussicht nach auf ihren Starting Quarterback zurückgreifen: Drew Brees hat seine Schulterverletzung überwunden, trainierte unter der Woche und drängt aufs Comeback.

Allerdings war Backup Luke McCown, dessen Werbespot für Verizon (er nimmt sich als Ersatzmann selbst auf die Schippe) durch seinen plötzlichen Starteinsatz in der Vorwoche zum Running Gag wurde, nicht das entscheidende Problem bei der Pleite gegen die Panthers. Vielmehr sind hier das enttäuschende Running Game sowie die Defense in die Verantwortung zu ziehen. Ob die Entscheidung, unter der Woche Defensive End Akiem Hicks gegen Patriots-Tight-End Michael Hoomanawanui zu tauschen, wirklich sinnvoll war, wird sich zeigen. Zumindest das Run Blocking sollte von Hoomanawanui profitieren.

Für beide Teams ist, wenn auch unter verschiedenen Voraussetzungen, somit klar: Nur ein Sieg zählt. Oder, um es mit den Worten von Cowboys-Vizepräsident Stephen Jones zu sagen: "Ich glaube, wir können auch mit unserem derzeitigen Team Spiele gewinnen. Wir werden uns steigern und alles daran setzen, das auch zu tun."

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