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Ravens ringen Steelers nieder

Es war kein schönes Spiel, doch ein Overtime-Field-Goal sicherte den Ravens den Sieg
© getty

Die Baltimore Ravens haben ihr Division-Duell mit den Pittsburgh Steelers denkbar knapp für sich entschieden, der 23:20-Sieg in Overtime verhinderte die vierte Pleite in Folge zum Auftakt. Steelers-Backup Michael Vick lieferte ein mehr als nur durchwachsenes Spiel ab, und schaffte es trotz eines überragenden Le'Veon Bells nicht, die späte Führung über die Zeit zu bringen.

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Pittsburghs Offense stützte sich in Abwesenheit des verletzten Ben Roethlisberger wie erwartet intensiv auf Running Back Bell (22 ATT, 129 YDS, TD; 7 REC, 21 YDS). Baltimore schaffte es gleichzeitig aber, Receiver Antonio Brown (5 REC, 42 YDS) nahezu vollständig aus dem Spiel zu nehmen, Michael Vick blieb über weite Strecken blass - so wie beide Passing Offenses insgesamt.

Spätestens im zweiten Durchgang übernahmen auf beiden Seiten die Defenses das Kommando, auch wenn das Running Game der Ravens erstmals in diesem Jahr an die starke Vorsaison erinnerte. Doch Quarterback Joe Flacco (20/33, 189 YDS, TD, INT, FUM) erlebte ein enttäuschendes Spiel, nur dank zweier verpasster Steelers-Field-Goals gelang am Ende doch noch der erste Saisonsieg.

Die Stimmen:

Joe Flacco (Ravens-Quarterback): "Wir dachten, wir könnten ein Passspiel aufziehen, aber es war ein typisch hässliches Spiel in Pittsburgh. Ich weiß gar nicht, warum wir da etwas anderes erwartet haben. Ich hatte zwei Turnover, die uns das Spiel eigentlich kosten, das darf nicht passieren. Daher ein großes Lob an unsere Defense."

Steve Smith (Ravens-Receiver, über den Hit von Mike Mitchell, der ihn aus dem Spiel nahm): "Das Beste, das ich sagen kann, ohne ihn zu bedrohen, ist: Ich freue mich auf das nächste Duell mit ihm. Er ist auf meiner lebenslangen Abschussliste."

Michael Vick (Steelers-Quarterback): "Das ist eine der härtesten Niederlagen meiner Karriere. Dieser letzte Pass [bei Fourth Down in Overtime] wird mich noch für eine lange Zeit verfolgen."

Josh Scobee (Steelers-Kicker): "Ich habe das Team im Stich gelassen. Das ist ein schlimmes Gefühl."

Der Spielfilm:

Vor dem Kick-Off: Ganz Pittsburgh ist darauf gespannt zu sehen, was Michael Vick noch im Tank hat: Da Quarterback Ben Roethlisberger aufgrund seiner Knieverletzung für mindestens vier Woche ausfällt, kommt Vick zu seinem Steelers-Starting-Debüt - und das ausgerechnet gegen Erzrivale Baltimore.

Die Ravens stehen dabei nach drei Pleiten zum Saisonstart mit dem Rücken zur Wand und müssen gewinnen. Umso schwerer wiegt der erneute Ausfall von Left Tackle Eugene Monroe, auch die Secondary präsentierte sich seit der schweren Verletzung von Pass-Rusher Terrell Suggs überaus anfällig. Ein entscheidender Faktor wird sein, ob die Ravens wenigstens in der Run-Defense erneut überzeugen, und Le'Veon Bell so zumindest etwas in den Griff bekommen.

15.: Nach einem Three and Out auf beiden Seiten legt Pittsburghs Offense einen sehr soliden Drive hin: Das Running Game dominiert und Vick kann ein paar offene Play-Action-Pässe einstreuen. Kurz vor der Red Zone gelingt Baltimore allerdings der Stopp - doch das 45-Yard-FG sitzt, 3:0 Steelers. Baltimore aber antwortet seinerseits mit starkem Running Game und Michael Campanaro läuft den End Around aus neun Yards in die Endzone. Katastrophales Tackling der Hausherren, 7:3 Ravens!

22.: INTERCEPTION! Die Steelers-Defense ist im Spiel angekommen! Flacco mit einem grausamen Read gegen den Blitz, sein Pass kurz vor der Red Zone landet direkt in den Händen von Ross Cockrell - Pick, Turnover, Steelers Ball. Doch Pittsburgh macht nichts aus dem Ballbesitz, auch die Ravens antworten mit einem Three and Out. Die Defenses dominieren die erste Hälfte bislang. Kurz vor der Pause aber ist Pittsburgh zurück: Vick sieht zunehmend sicherer aus und wagt einige Runs. Am Ende bekommt Bell das Ei, ändert im Lauf kurzerhand die Richtung und joggt in die Endzone. Pittsburgh legt nach dem nächsten schnellen Ravens-Punt Sekunden noch ein Field Goal nach und so steht es zur Pause 13:7 Steelers!

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31.: Was für ein furchtbarer Start in die zweite Hälfte für die Ravens: Flacco ist im Lauf zu sorglos mit dem Ball, Cameron Heyward schlägt ihm das Ei aus der Hand und wieder ist es Cockrell, der sich den Ball spektakulär sichert, ehe der ins Aus rollt - nächster Turnover für Baltimore und die Strafe folgt auf dem Fuß: Vick findet Darrius Heyward-Bay in der Endzone, Touchdown Pittsburgh! 20:7 Steelers, Baltimore steht vor dem Horror-Start!

41.: Doch die Ravens antworten zunächst schnell: Flacco zeigt ein Lebenszeichen und bedient nach mehreren guten Run Plays Kamar Aiken in der linken Ecke der Endzone, der sich gegen den doppelten Turnover-Held Cockrell durchsetzt. Nur noch 20:14. Jetzt stottert außerdem der Motor in Pittsburghs Offense: Zwei Sacks erzwingen einen Punt aus der eigenen Endzone, Baltimore wird dann aber übermütig. Flacco und Co. werden schnell aufgehalten, der Field-Goal-Versuch ist ein Fake - und wird von Pittsburgh gestoppt. Weiter 20:14 Steelers.

56.: Defense dominiert weiterhin! Zunächst gibt es erneut den schnellen Steelers-Punt, von der Offense kommt jetzt überhaupt nichts mehr. Baltimore antwortet per Field Goal und verkürzt auf 20:17. Und erneut bekommen die Ravens, bei denen WR Steve Smith angeschlagen raus musste, den Ball schnell zurück, werden dann aber ihrerseits beim QB-Sneak bei Fourth Down gestoppt. Können Vick und Co. jetzt den Sack zu machen?

57.: ...die Antwort lautet: Nein! Nach mehreren guten Bell-Runs versuchen die Steelers einen Passspielzug bei Third Down, Baltimore passt aber auf. Der 49-Yard-Field-Goal-Versuch geht zu allem Überfluss daneben und so kommt Baltimore in aussichtsreicher Position wieder in Ballbesitz. Doch ohne Smith sowie inzwischen auch ohne den ebenfalls angeschlagenen Michael Campanaro kann sich kein Receiver frei laufen, Turnover on Downs!

59.: Und doch lebt Baltimore noch: Auch Josh Scobees Field-Goal-Versuch aus 41-Yards geht daneben, die Ravens bekommen das Ei eine Minute vor dem Ende und ohne Timeout nochmals! Flacco gelingt der beste Wurf des Spiels, ein 20-Yarder zu Aiken. Im Gegensatz zu Scobee lässt sich Ravens-Kicker Justin Tucker aus 41 Yards nicht zwei Mal bitten, 20:20! Overtime!

66.: Die Steelers bekommen den Ball, Bell liefert einige starke Plays. Doch die Ravens stoppen Pittsburgh, das ein Fourth Down per Quarterback-Run ausspielt, ohne Probleme und bekommen den Ball kurz vor der Mittellinie - nur um das nächste Three and Out hinterher zu schieben. Pittsburgh kommt wieder in Baltimores Hälfte UND HAT DEN NÄCHSTEN TURNOVER ON DOWNS! Unglaublich was die Offenses hier abliefern. Doch dieses Mal ist Baltimore zur Stelle und Tucker zeigt Scobee aus 52 Yards mit dem Game Winner, wie es geht - das wars!

Der Star des Spiels: Le'Veon Bell. Dass Bell ohne Roethlisberger große Teile der Offense schultern müssen wird, war jedem klar - auch den Ravens. Baltimore versuchte zunehmend alles, um den Running Back zu stoppen, doch Bell verschaffte sich mit seinem extrem geduldigen Running Stil gegen eine der bislang besten Run-Defenses der Liga immer wieder Zeit und trug sein Team, obwohl die Ravens weniger und weniger in die Passing Defense investieren mussten. Ebenfalls stark: Bells Gegenüber Justin Forsett (5,6 Yards pro Attempt, 150 YDS), der hinter einer stark verbesserten O-Line glänzte.

Der Flop des Spiels: Michael Vick. Nicht dass Flacco bedeutend besser gewesen wäre, allerdings musste Baltimores QB im Verlauf des Spiels ohne seine beiden besten Receiver auskommen. Vick dagegen hatte offensichtlich überhaupt keinen Draht zu Brown und als die Offense ihn spät im Spiel bei kritischen Downs brauchte, war der Routinier überhaupt nicht da. Zwar verhinderte er mit seinem ultra-konservativen Auftritt die befürchteten Turnover, doch 124 Passing-Yards bei 4,7 Yards pro Versuch und zwei Conversions bei 13 Third-Down-Versuchen reichten selbst gegen eine schwache Ravens-Offense nicht - auch wenn Scobee daran natürlich seinen Anteil hatte.

Das fiel auf:

  • Pittsburgh begann mit vielen kurzen Pässe, die Offense wirkte zunächst zu konservativ und leistete sich mehrfach Yard-Verluste. Ab Mitte des 2. Viertels durfte Vick dann auch mehr tiefe Pässe und Rollouts sowie effektive Runs einstreuen, was seinem Spiel zunächst gut tat. Doch zu oft hielt der 35-Jährige im weiteren Verlauf den Ball zu lange fest und ermöglichte den Ravens so mehr Sacks als nötig.
  • In der zweiten Hälfte verlor die Offense gegen eine stärker werdende Ravens-Defense dann komplett ihren Rhythmus, mit einigen Lichtblicken von Bell. Das lag auch daran, dass Baltimore aggressiver wurde. Im ersten Durchgang gaben die Ravens Vick zu viel Zeit in der Pocket und blitzten zu selten. Das änderte sich merklich ab dem dritten Viertel: Ganze 62 Yards (!) verzeichnete die Steelers-Offense in der zweiten Hälfte.

  • Baltimore zog sein Running Game fast von Drive zu Drive besser auf. Allein im ersten Viertel verzeichneten die Ravens 47 Rushing Yards und damit mehr, als im kompletten Spiel gegen die Bengals in der Vorwoche. Die O-Line lieferte im Run Blocking ihre bis dato beste Saisonleistung ab.
  • Doch so gut die Line im Running Game war - in Pass Protection hatte sie ihre liebe Mühe, was aber auch an den schwachen Wide Receivern lag. Flacco kassierte insgesamt fünf Sacks, drei davon waren es in der ersten Hälfte. Über die ersten drei Spiele hatte er zusammen genommen lediglich zwei Sacks einstecken müssen. Erst als das Running Game im zweiten Durchgang dominanter wurde, kam auch der Pass-Rush seltener an Flacco ran.
  • Flacco lieferte vor allem in den ersten beiden Vierteln eine teilweise desolate Partie ab, und das obwohl das Running Game erstmals gut funktionierte. Die beiden Turnover gingen voll auf seine Kappe und als Pittsburghs Offense im dritten Viertel mehrfach tief aus der eigenen Hälfte punten musste, konnte Flacco kein Kapital aus der guten Field Position schlagen. Die verpatzten Field Goals von Josh Scobee retteten ihn letztlich.
  • Antonio Browns Serie von Spielen mit mindestens fünf Receptions und 50 Receiving-Yards endete im ersten Spiel ohne Big Ben nach 35 Partien in Folge. Acht Yards fehlten dem Steelers-Receiver am Ende.

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