NFL

The Catch II, Joe Cool & Butterfinger

Von Sven Kittelmann
Terrell Owens (M.) spielte von 1996 bis 2003 für die 49ers
© getty
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Platz 3: The Catch II

So gut und spannend die zuvor genannten Spiele waren, sie ließen etwas Wichtiges für legendäre Spiele vermissen: Sie hatten keinen Spitznamen. Der Wildcard-Sieg der San Francisco 49ers 1998 gegen die Green Bay Packers hatte dagegen nicht nur dies - The Catch II brachte den Kaliforniern den ersten Playoff-Sieg gegen die Packers nach drei Schlappen in Folge.

Dabei kam es, wie so oft in der NFL, auf den letzten Spielzug an: 23:27 lagen die 49ers acht Sekunden vor dem Ende zurück, die anwesenden Reporter schrieben schon Niederlage Nummer vier in ihre Notizbücher. Als Steve Young den Ball an der gegnerischen 25-Yard-Linie in die Hand bekam, wussten nicht nur die elf Packers-Verteidiger, was kommen musste: Ein Pass in die Endzone.

Der Empfänger dieses Touchdowns war Terell Owens, der zwei Jahre zuvor gedraftet worden war und sich bereits einen Namen gemacht hatte. Und er fing den Ball so, wie man es bereits gewohnt war und in den folgenden Jahren weiter sehen würde: Mit einem Lauf mitten durch die Mitte. Gleich drei Packers-Verteidiger bestraften TO für diesen Catch - und hatten doch das schlechtere Ende für sich. "Dies war eines der besten Spiele, an denen ich je teilgenommen hatte", zitierte "sfgate.com" Verlierer Brett Favre.

Den Namen verdankt dieses Spiel der reichen 49ers-Historie: 1982 hatte Joe Montana, bedrängt von Cowboys-Verteidigern, den Ball in letzter Minute zu Dwight Clark geworfen und der hatte einen spektakulären Catch hingelegt. 16 Jahre später schwang bei der Namensgebung sicher auch Hoffnung auf eine Wiederholung der Geschichte mit: The Catch hatte die goldene Zeit San Franciscos mit vier Super Bowl-Titeln eingeläutet. Bis heute warten die Kalifornier jedoch vergeblich auf den nächsten Titel.

Platz 2: Music City Miracle

Fans der Buffalo Bills dürften die Szene in den Wildcard-Playoffs des Jahres 2000 bei den Tennesse Titans gleich nach Scott Norwoods verpasstem Field Goal im Super Bowl XXV auf ihrer Albtraumliste einordnen. Die Bills hatten sich 16 Sekunden vor dem Ende mit einem Field Goal durch Steve Christie vermeintlich den Sieg gesichert. Doch der anschließende Kickoff landete in den Händen von Titans-Fullback Lorenzo Neal - der einen Spielzug namens Home Run Throwback einläutete. Neal gab den Ball an Tight End Frank Wycheck, der eigentlich den Ball fangen sollte.

Doch Wycheck war, wie im Playbook vorgesehen, nicht der Adressat für den Ball. Sondern Wide Receiver Derrick Mason, der sich jedoch im Spiel verletzt hatte. Wycheck bediente, kurz bevor die Bills-Verteidiger ihn erreichten, Mason-Ersatz Kevin Dyson, der einen Touchdown-Run über 75 Yards hinlegte und für den 22:16-Sieg sorgte. Bis heute ist der Pass von Wycheck umstritten, wäre ein Vorwärtspass doch nicht erlaubt gewesen. Bis heute behaupten Bills-Fans, es wäre ein Vorwärtspass gewesen. Und bis heute halten Titans-Fans daran fest: Das war ein Wunder in Nashville.

Die Titans verloren anschließend den Super Bowl gegen die Rams, weil Dyson ein Yard vor der Endzone gestoppt werden konnte. Bills-Fans mögen es Karma nennen. Dasselbe Karma, das allerdings das eigene Team seit dieser Niederlage von den Playoffs fernhält.

Platz 1: Das Comeback

Sechs Jahre zuvor hatten die Bills ihre Hochzeit erlebt, waren bereits 1991 und 1992 in den Super Bowl eingezogen, hatten jedoch jedes Mal verloren. Angesichts der Tatsache, dass Buffalo kurz nach der Pause im Wildcard-Spiel gegen die Houston Oilers - die später nach Nashville umzogen und sich Tennessee Titans nannten - durch eine Interception mit 3:35 Minuten in Rückstand geraten war und anstatt des legendären Quarterbacks Jim Kelly Backup Frank Reich nicht nur diesen Ballverlust, sondern die gesamten Offensive verantwortete, mussten die Hoffnungen der heimischen Bills-Fans ähnlich wie die Temperatur im Stadion auf dem Nullpunkt angekommen sein.

Doch ein Touchdown-Run von Kenneth Davis läutete die bis heute größte Aufholjagd in den NFL-Playoffs ein. Reich warf anschließend vier Touchdown-Pässe, drei davon auf Andre Reed, zur 38:35-Führung. Oilers-Kicker Al del Greco schickte das Spiel anschließend noch in die Verlängerung, doch Steve Christies Field Goal brachte den ersten Playoffsieg der Bills auf dem Weg zu ihrem dritten Super Bowl. Die Oilers hätten gewarnt sein können: Bereits im College hatte Reich einen 0:31-Rückstand gedreht.

Nicht nur der Quarterback konnte sich am Ende als Matchwinner fühlen, sondern auch die Defense. Die hatte sich zwar in der ersten Halbzeit vier Touchdown-Pässe von Hall of Famer Warren Moon eingefangen, nach einer deftigen Kabinenansprache von Defensive Coordinator Walt Corey ("Ich habe ihnen einfach das an den Kopf geworfen, was die Fans im Stadion gerufen haben.") nur noch Del Grecos Field Goal zugelassen.

Die Bills konnten den Super Bowl mit Jim Kelly wieder nicht gewinnen. Und Frank Reich? Der blieb bis 1995 bei den Bills und warf dann für die Carolina Panthers deren ersten Touchdown-Pass in der Teamgeschichte, konnte sich aber nie den Starting Job in der NFL sichern. Immerhin: Auch am nächsten Wochenende wird er als Quarterback-Coach der Chargers an einem Wildcard-Game beteiligt sein.

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