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NBA: Dennis Smith Jr. bei den Dallas Mavericks: Beziehung mit Zukunft?

Von Philipp Schmidt
Wie geht es mit Dennis Smith Jr. bei den Dallas Mavericks weiter?
© getty
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Dennis Smith hat sich in seiner Sophomore-Saison klar verbessert

Auf der einen Seite stellt sich die Frage, wie Smiths Entwicklung auf dem Feld zu bewerten ist. Und die Antwort fällt in nahezu allen Kategorien überraschend positiv aus, vor allem, wenn man auf die anfangs angesprochenen Problemfelder zurückblickt. Die Dreierquote hat sich auf gute 36,3 Prozent verbessert, zwei seiner knapp vier Distanzwürfe pro Spiel nimmt er per Catch-and-shoot-Dreier - der Wurf, der mit Doncic als primärem Ballhandler besonders wichtig ist.

Bei seinen Drives zum Korb schließt Smith deutlich hochprozentiger ab und trifft 50 Prozent seiner Abschlüsse - in der vergangenen Saison waren es ganze zehn Prozent weniger. Und auch die defensive Entwicklung ist durchaus erstaunlich: Seine Größe und die unterdurchschnittliche Spannweite von 1,90 Meter werden ihn nie zu einem überdurchschnittlichen Verteidiger machen, aber das muss er bei all seinen offensiven Fähigkeiten auch gar nicht sein.

Smith ist athletisch, hat gelernt seinen Körper so einzusetzen, dass er Gegenspieler vor sich halten kann und verliert auch deutlich seltener als im letzten Jahr seinen direkten Kontrahenten bei Switches aus den Augen. Exemplarisch ist seine Verteidigungsarbeit beim Sieg gegen die Oklahoma City Thunder, als Smith kurz vor Schluss ins One-on-One gegen Paul George geschickt wird und den Wurf so sehr erschwert, dass George den möglichen Gamewinner auf den Ring setzt.

Dass seine Usage Rate seit dem Draft für Doncic von 28 auf 22 Prozent zurückgegangen ist, war zu erwarten. Viel wichtiger für Smith ist es aber, dass Dallas schneller spielt (Anstieg der Pace von 99 auf 103 im Vergleich zu 2017/18) und somit mehr Abschlüsse in Transition ermöglicht - genau in jenem Bereich, in dem er seine Schnelligkeit ausspielen kann.

Coch Carlisle hat klare Vorstellungen, welchen Entwicklungsschritt er von seinem Sophomore erwartet - unabhängig von seinem Fit mit Doncic: "Das Ziel für Dennis ist es, offensiv Tempo ins Spiel zu bringen und einfache Abschlüsse zu generieren sowie in der Defensive den ballführenden Spieler unter Druck zu setzen." Gerade bei diesen Punkten geht die Tendenz in die richtige Richtung - freilich mit Luft nach oben.

Ein Trade würde den Mavericks vor allem langfristig schaden

Auf der anderen Seite sollten sich die Verantwortlichen fragen, was sie sich von einem möglichen Trade erhoffen: Will man auf Teufel komm raus einen Playoff-Angriff starten, der wohl - im Optimalfall - in Runde eins endet, indem man einen immer noch sehr jungen Spieler für einen Veteranen eintauscht, der momentan besser ist? Oder geht es lediglich darum einen Akteur zu finden, der die Spielweise von Doncic besser komplementiert?

Trade-Gerüchte tauchen wie so oft zahlreiche auf: Denkbar ist ein Trade-Paket mit Wesley Matthews, dessen auslaufender Vertrag für viele Teams reizvoll sein sollte, auch weil er als 3-and-D-Player insbesondere in den Playoffs wertvolle Minuten spielen könnte. Aber unabhängig von Matthews ist der Tradewert für Smith zum aktuellen Zeitpunkt noch recht hoch, da er in seinem zweiten Jahr immer noch über eine hohe Upside verfügt.

Grundsätzlich gibt es - ohne konkret auf Spieler zu blicken - zwei Szenarien, die für die Mavericks denkbar sind: Will man ein (in den eigenen Augen hoffnungsloses Talent) abgeben, um sich mit einem reifen Spieler mit einem teuren Vertrag zu verstärken, der dem Team für den Moment weiterhilft? Oder sollten die Mavericks Smith gegen einen anderen Rookie oder Sophomore eintauschen, der seinen Platz in der Liga noch nicht gefunden hat.

Dennis Smith Jr. und Luka Doncic: Ein Projekt, das Zeit verdient hat

Um es kurz zu machen: Keines dieser Szenarien sollte die Dallas Mavericks zum aktuellen Zeitpunkt dazu verleiten, die Reißlinie beim Projekt DSJ zu ziehen. Wenn man die Sachlage objektiv betrachtet, sind die Leistungen des 21-Jährigen zwar nicht sensationell, aber zumindest zufriedenstellend.

Hinzu kommt, dass Smith Jr. nach einem Jahr an der North Caroline State als das erwartet rohes Projekt nach Dallas kam, dem Zeit eingeräumt werden muss. Dass Doncic durch seine Profierfahrung bei Real Madrid in jungen Jahren bereits einen Schritt weiter in seiner Entwicklung ist, sollte nicht überraschen.

Zweifellos sind die Dallas Mavericks in einem Dilemma: Die Rolle des Point Guards wird in großen Teilen Doncic zukommen, sodass es für Smith Jr. keine optimale Position im Team gibt. Gleichzeitig können sie es sich nicht erlauben, ihn bereits jetzt aufzugeben. Die Langzeitfolgen wären verheerend, junge Talente werden dringend benötigt.

Über Jahre war kein Nachfolger für Dirk Nowitzki in Texas in Sicht, nun haben die Mavs aber in zwei Jahren, zwei mehr oder weniger vielversprechende Spieler gezogen. Dies ist das Ziel jeder Franchise im Umbruch und es wäre fast schon fahrlässig, dies nach nur wenigen Monaten zu hinterfragen oder gar einzuerißen.

Deshalb sollten die Mavericks in den kommenden Monaten verfahren und ihren beiden Hoffnungsträgern alle Zeit der Welt einräumen, um gemeinsam ihr (hoffentlich) großes Potential zu entfalten. Denn es gibt genau eine Sache, die Dallas in Anbetracht ihrer momentanen Lage nicht hat: Zeitdruck.

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