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Es ist etwas Persönliches

Dwyane Wade kehrt den Heat aus persönlichen Gründen den Rücken
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Der Wechsel aus Sicht der Bulls

Die Bulls sind der lachende Dritte, richtig? Naja. Mit viel Wohlwollen könnte man es so betrachten. In gewisser Weise reiht sich die Verpflichtung von Wade aber auch nur an eine bereits ziemlich konfuse Offseason in Chicago an. Manches deutete auf Rebuild hin, bis zuletzt wurde auf einen Trade von Jimmy Butler spekuliert - und jetzt hat das Team auf einmal wieder Ambitionen?

"Zickzack-Kurs" wäre nett ausgedrückt für das Gebaren der Bulls in der Offseason. Man wollte "jünger und athletischer" werden, hieß es, aber die namhaftesten Neuzugänge heißen Robin Lopez, Rajon Rondo und eben Wade. Man wolle den Kader außerdem mehr nach den Vorstellungen von Fred Hoiberg aufstellen, aber auch das ist keineswegs geschehen.

Hoiberg mag Ball-Movement und gute Schützen wie eigentlich jeder Coach in der heutigen NBA. Die neue "Big Three" aus Rondo, Wade und Butler steht allerdings genau für das Gegenteil. Alle drei brauchen den Ball in der Hand, alle drei dribbeln gerne viel, alle drei sind höchstens mittelmäßig begabte Shooter.

Ach, und Butler und Wade spielen natürlich eigentlich die gleiche Position. Nachdem Mike Dunleavy per Trade abgegeben wurde, sind Nikola Mirotic (Karriere: 35,5 Prozent 3FG) und Doug McDermott (41 Prozent) vermutlich die einzigen wirklich gefährlichen Shooter der Bulls. Im Großen und Ganzen passt der Kader in Chicago einfach nicht im Geringsten zusammen, so harsch das klingen mag.

Einen positiven Effekt hat Wades Ankunft wiederum auf jeden Fall: Nachdem mit Derrick Rose und Joakim Noah beide Publikumslieblinge das Team verlassen haben, ist Wade wieder ein Hometown Hero, auch wenn er seine besten Tage fraglos hinter sich hat.

Wade garantiert Trikot-Verkäufe und zumindest bei einem Teil der Bulls-Fans ein gewisses Wohlwollen für ein Front Office, das alles andere als beliebt ist. Laut ESPN besteht intern darüber hinaus die Hoffnung, dass Wade nächsten Sommer dabei helfen wird, andere Free Agents nach Chicago zu lotsen - welch süße Ironie.

Ob dieser Effekt tatsächlich eintritt, muss zunächst abgewartet werden. Einen Versuch war es aber wert, zumal in Chicago offenbar doch weiterhin der vollständige Rebuild gescheut wird. Sportlich sieht das Ganze aktuell zwar eher aus wie ein Laborexperiment, das zum Scheitern verurteilt ist - aber immerhin brachte der Move die Bulls mal wieder ins Rampenlicht. Und auf das erste Spiel zwischen Chicago und Miami darf man jetzt bereits gespannt sein.

Dwyane Wade im Steckbrief

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