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"Kobe? Ein Elefant im Porzellanladen"

Rick Fox (r.) gewann an der Seite von Kobe Bryant (l.) und Shaquille O'Neal (M.) drei Meisterschaften
© getty
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SPOX: Kobe und Shaq haben sich vor einigen Wochen nun öffentlich vertragen. Ein bisschen spät dran, oder?

Fox: Sie hätten zusammen noch mindestens vier Meisterschaften gewinnen können, also kann man das wohl so sagen! (lacht) Ich will aber nicht kleinreden, was sie zusammen erreicht haben. Sie haben drei Titel geholt und hatten die Chance auf einen vierten - das ist für sich schon episch. Wäre mehr drin gewesen? Keine Frage. Auch wenn ja beide noch unabhängig vom anderen Meisterschaften gewonnen haben, freut es mich, dass sie jetzt auch öffentlich anerkennen, wie wichtig sie füreinander waren. Ich wusste, dass sie sich irgendwann vertragen würden. Je älter man wird, desto mehr verändert sich auch die Perspektive auf Mitspieler, besondere Teams und sogar Gegenspieler, die man früher mal gehasst hat.

SPOX: Kobe steht nun möglicherweise selbst vor seiner letzten Saison. Endet mit ihm die Ära von Superstars, die noch sämtliche 82 Spiele der Regular Season absolviert haben? Heute sind Auszeiten gang und gäbe.

Fox: Das ist gut möglich. Die heutigen Spieler sind in der Hinsicht klüger. Sie wissen, dass sie damit durchkommen, ein paar Spiele auszusetzen oder nicht im Vollgas-Modus zu spielen. Das war in meiner Zeit anders. Damals wollte jeder Spieler um jeden Preis immer auf dem Court stehen, das hatte aber auch seine Folgen. Jordan hat 13 Jahre gespielt, Bird hat 13 Jahre gespielt. Es gab nicht diese Langlebigkeit von über 20 Jahren, von ganz wenigen Ausnahmen abgesehen. Heute gibt es bessere medizinische Versorgung. Gregg Popovich hat es zudem zur Mode gemacht, Spieler draußen zu lassen oder nach Verletzungen etwas länger als nötig pausieren zu lassen. Früher hätten wir befürchtet, dass uns dadurch die Spielzeit verloren geht, und spielten daher auch mit Verletzungen.

SPOX: Bird wirkte wie einer, der um jeden Preis spielen wollte, selbst wenn das medizinisch sehr riskant war. Hätte er mit dem heutigen Wissen auch Pausen genommen?

Fox: Larry? Nein. Er hätte eher aufgehört, bevor er "angeschlagen" eine Partie verpasst hätte. Und so kam es ja leider auch. Ich habe ihm dabei zugesehen, wie er seinen Rücken komplett ruiniert hat. Er hatte am Ende vermutlich noch einen intakten Rückenwirbel und hat sich trotzdem für jedes Spiel so vorbereitet wie in seiner Rookie-Saison. Er nahm Tausende von Würfen, stemmte Gewichte, drehte Extra-Runden. Er spielte mit einer schweren und hinderlichen Rückenbandage, die er hasste, weil er nicht aufhören wollte. Bis sein Körper ihn dazu zwang. Ich habe ihn bewundert, ich würde es aber keinem nahelegen, sich so zu zerstören wie Larry.

Larry Bird: Ein Großmeister auf dem Court

SPOX: Dennoch stört es Fans, wenn sie den vollen Preis bezahlen, um dann beispielsweise LeBron James oder Dwyane Wade gar nicht vor Augen zu bekommen. Sollte die Saison verkürzt werden?

Fox: Das würde nur passieren, wenn der Gehaltsscheck dadurch nicht beeinträchtigt wird. Ich bin aber ohnehin der Meinung, dass dem Spiel dadurch ein Teil seiner Historie verloren ginge, Spieler aus früheren Zeiten wären dadurch ja noch weniger vergleichbar. Ich bin daher nicht dafür. Vielleicht kann man die Spieler dazu bringen, nur dann auszusetzen, wenn es wirklich nötig ist. Der heutige Stil macht das eigentlich leichter.

SPOX: Wie meinen Sie das?

Fox: Es ist einfach so viel weniger physisch als früher. Ich wurde damals verprügelt, ich habe aber auch selbst Prügel ausgeteilt. Ich nutzte meine Ellbogen als Waffen, deswegen komme ich bis heute nicht mit der Hand an meine Schultern. Ich bearbeitete meine Gegenspieler wie ein Holzfäller. Das gibt es heute nicht mehr.

SPOX: Gibt es heute Spieler, die Sie zumindest ein wenig an diese Zeit erinnern?

Fox: Nein, die könnten auch kein einziges Spiel bis zum Ende bestreiten! (lacht) Das Spiel wird immer noch emotional betrieben, ist aber deutlich freundlicher geworden. Wir waren früher nicht nur physisch, sondern auch verbal nicht jugendfrei unterwegs. Das war gelegentlich vielleicht etwas unterhaltsamer für die Zuschauer, aber es ist besser, wie sich die Spieler heute benehmen.

SPOX: Sie haben sich Zeit Ihrer Karriere über die Defense definiert. Wer waren Ihre härtesten Gegenspieler?

Fox: Es gab damals so viele. Reggie Miller, Clyde Drexler, Dominique Wilkins... ich musste im Training Bird verteidigen, das war auch nicht gerade einfach. Aber zwei Spieler überstrahlten für mich alle anderen. Zum einen Charles Barkley: Er war nicht zu kontrollieren, weil er viel breiter war als ich und trotzdem aus der Halle springen konnte. Er war schnell wie ein Guard und stark wie ein Center, unglaublich. Und dann natürlich Michael Jordan, der sowieso auf seinem eigenen Level war. Als Verteidiger fühlte man sich, als säße man auf einem wilden Stier und müsste sich irgendwie festhalten, um nicht aufgespießt zu werden. (lacht)

Charles Barkley: Gefangen auf der Schwarzen Liste

SPOX: Wie haben Sie es bei all diesen Aufgaben eigentlich geschafft, gleichzeitig NBA-Spieler und Schauspieler zu sein?

Fox: Ganz ehrlich: Angst war ein starker Faktor. (lacht) Ich hatte im Hinterkopf, dass es mit der NBA-Karriere schlagartig vorbei sein könnte. Als Rookie wird dir gesagt, dass der durchschnittliche Spieler sich drei Jahre lang in der NBA hält. Ich habe schon am College erste Schritte in diese Richtung unternommen und wusste früh, dass ich irgendwann in Richtung Entertainment gehen würde. Es ging dann schneller als gedacht, schon in meinen ersten beiden Jahren in der Liga habe ich erste Rollen übernommen, obwohl ich letzten Endes dann doch 13 Jahre lang gespielt habe.

SPOX: Welcher Beruf kommt bei Ihnen denn an erster Stelle?

Fox: Beides hat seine Vorzüge, zumal du auch am Set Teil eines Teams sein kannst und zusammen etwas erreichst, was mir sehr viel Spaß macht. Aber nichts ist schöner, als auf dem Court den Wettkampf anzunehmen. Ich wünschte, mein Körper wäre dazu noch in der Lage. Ich liebe das Spiel immer noch, schaue jeden Tag Basketball und versuche mich sogar bei Fantasy-Games als Manager. Nichts schlägt Basketball.

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