NBA

Pfeifkonzerte für zwei Legenden

Von Jan Dafeld
Wurden beide nicht in den Top-5 gedraftet: Steve Nash und Dirk Nowitzki
© getty
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Pick 3: Michael Jordan

Weitere Kandidaten: Kevin McHale, Bob Cousy, Pete Maravich, Dominique Wilkins

Die Karriere: 6x Champion, 5x MVP, 6x Finals MVP, 14x All-Star, 10x All-NBA First Team, 9x All-Defensive First Team, 10x Scoring Champion

Die Draft-Situation: His Airness erlebte am College von North Carolina eine starke, keine dominante, NCAA-Karriere. In seinem zweiten Jahr gewann der Shooting Guard mit den Tar Heels den Titel und verwandelte im Finale sogar den entscheidenden Game-Winner gegen Patrick Ewings Georgetown Hoyas. In seinem Sophomore- und Junior-Jahr wurde Jordan zudem zu einem First-Team All-American gewählt und galt für viele Experten als versiertester Scorer seit Jahren. Dennoch verzichteten Houston und Portland mit den ersten beiden Picks 1984 auf den 21-Jährigen. Mit Robert Reid und Lewis Lloyd (Rockets) und Jim Paxson und Clyde Drexler (Blazers) fühlten sich die Teams auf dem Flügel bereits ausreichend gut besetzt und entschieden sich mit Hakeem Olajuwon und Sam Bowie daher für dominante Center unter dem Korb.

Die anderen Picks: Die Rockets ließen sich mit Jordan zwar den vielleicht besten Spieler in der Geschichte der NBA durch die Finger gleiten, konnten sich mit einem der dominantesten Big Men aller Zeiten in Hakeem Olajuwon jedoch ganz gut darüber hinweg trösten. Sam Bowie blieb eine ähnlich erfolgreiche Karriere hingegen verwehrt. Der am Tag des Drafts bereits 23-Jährige Center schaffte es zwar ins All-Rookie First Team, kam aber nie wirklich über den Status eines eher durchschnittlichen NBA-Centers hinaus. Im Jahr 2005 wählte ESPN die zweite Auswahl im Draft 1984 sogar zum schlechtesten Draft Pick in der Geschichte der Liga. Viel besser erging es allerdings auch Dallas mit dem vierten Pick nicht: Nachdem Michael Jordan den Mavericks gerade so vor der Nase weggeschnappt wurde, standen die Texaner vor der Wahl, wer denn ihr Power Forward der Zukunft werden sollte: Sam Perkins oder Charles Barkley. Aufgrund einiger fehlender Zentimeter entschied sich Dallas für Perkins und gegen Sir Charles. Barkleys zehn All-Star-Nominierungen beweisen: Die falsche Wahl.

Pick 2: Bill Russell (1956)

Weitere Kandidaten: Bob Pettit, Isiah Thomas, Kevin Durant, Jason Kidd, Gary Payton

Die Karriere: 11x Champion, 5x MVP, 12x All-Star, 3x All-NBA First Team, 4x Rebounding Champion

Die Draft-Situation: Der Spielstil Russells, in dem das Hauptaugenmerk auf die Defense gelegt wurde, entsprach überhaupt nicht dem damaligen Bild eines Elite-Centers in der NBA. Das Potenzial des Big Man war dank seiner zwei NCAA Titel und seiner Auszeichnung zum besten NCAA-Spieler des Jahres 1955 unbestritten, dennoch wussten viele NBA-Manager mit dem Kalifornier nicht wirklich etwas anzufangen. So übergingen die Rochester Royals, die mit Maurice Stokes bereits einen starken Center in den eigenen Reihen hatten, Russell an Position eins und entschieden sich mit dem ersten Pick für den nicht einmal 1,90 Meter großen Flügelspieler Sihugo Green. Celtics-Coaching-Legende Red Auerbach hingegen erkannte die Fähigkeiten des hoch veranlagten Talents und schickte mit Ed Macauley mal eben seinen besten Spieler und sechsfachen All-Star im Tausch für den zweiten Pick nach St. Louis. Als die Hawks mit diesem Angebot immer noch nicht zufrieden waren, folgte mit Cliff Hagan sogar ein weiterer hoch veranlagter Spieler im Gegenzug für die Dienste von Russell.

Die anderen Picks: Der Draft der Celtics dürfte 1956 der profitabelste eines jeden Teams in der Geschichte der NBA gewesen sein. Neben Russell sicherten sich die Celtics per Territorial Pick den sechsfachen All-Star Tommy Heinsohn, sowie mit dem 13. Pick Point Guard K.C. Jones. Alle drei Spieler stehen heute in der NBA Hall of Fame und waren Eckpfeiler des legendären Celtics-Teams, das in 13 Jahren elf Meisterschaften gewinnen konnte. Während die St. Louis Hawks mit Macauley und dem fünffachen All-Star Hagan trotz des Verlusts von Russell immer noch einigen Profit aus dem Draft ziehen konnten und zwei Jahre später sogar die Meisterschaft gewannen, endete die Prozedur für die Rochester Royals im Desaster. Swingman Green verließ das Team nach nur einem Jahr und beendete seine neunjährige NBA-Karriere letztlich mit einem Punkteschnitt von lediglich 9,2 Zählern pro Partie.

Pick 1: Kareem Abdul-Jabbar (1969)

Weitere Kandidaten: Magic Johnson, LeBron James, Tim Duncan, Shaquille O'Neal, Hakeem Olajuwon

Die Karriere: 6x Champion, 6x MVP, 2x Finals MVP, 19x All-Star, 10x All-NBA First Team, NBA's All-Time Leading Scorer

Die Draft-Situation: Die Milwaukee Bucks machten 1969 im Draft alles richtig, als sie mit dem ersten Pick Lew Alcindor von den UCLA Bruins auswählten. Die Entscheidung war allerdings keine allzu schwere und wäre mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit von den anderen 13 NBA Teams ebenso getroffen worden. Alcindor gewann in seinen drei Jahren mit den Bruins (in seinem ersten College-Jahr spielte er im reinen Freshmen-Team) drei Meisterschaften und wurde in jedem Jahr zum besten Spieler des NCAA Final Four gewählt. Darüber hinaus stellte er gleich in seinem ersten Spiel mit 56 Punkten einen neuen UCLA-Rekord auf, erreichte in drei Jahren eine Bilanz von 88 Siegen bei nur zwei Niederlagen (in einer davon spielte er verletzt) und hält heute noch die Rekorde in den Kategorien Punkte pro Spiel und Punkte in einem einzigen Spiel. Die New York Nets, die damals den ersten Pick der ABA inne hatten, entschieden sich übrigens ebenfalls für den dominaten Big Man, verloren das Tauziehen um Alcindor allerdings aufgrund eines niedriger angebotenen Grundgehalts.

Die anderen Picks: Besonders bitter lief der Draft 1969 für die Suns. Phoenix verpasste die Dienste Alcindors nur aufgrund eines zugunsten der Bucks ausgefallenen Münzwurfs und stand mit dem zweiten Pick einer wesentlich schwereren Entscheidung gegenüber. Neal Walk, auf den letztlich die Wahl der Suns fiel, entwickelte sich in seinen sieben Jahren in der NBA nie zu mehr als einem guten Starting Center, doch auch die anderen Kandidaten, Lucius Allen (gewann 1971 als einer von vielen im Team um Superstar Alcindor die Meisterschaft), Terry Driscoll (NBA-Karriereschnitt 4,1 Punkte) und Larry Cannon erreichten in der Liga nie den Status eines Superstars.

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