NBA

Pfeifkonzerte für zwei Legenden

Von Jan Dafeld
Wurden beide nicht in den Top-5 gedraftet: Steve Nash und Dirk Nowitzki
© getty

Trotz zahlreicher Analysen und Scouting-Berichte überraschen Jahr für Jahr neue Spieler in der NBA, die während des Drafts noch nicht so viel Aufmerksamkeit auf sich ziehen konnten. SPOX wirft einen Blick zurück, stellt jeweils den besten Spieler aller Draft-Positionen vor und erklärt die Gründe für die Entscheidung der General Manager. Diesmal: Die Picks 15 bis eins.

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Pick 15: Steve Nash (1996)

Weitere Kandidaten: Al Jefferson, Mike Mitchell, Flynn Robinson

Die Karriere: 2x MVP, 8x All-Star, 3x All-NBA First Team, 5x Assists Leader

Die Draft-Situation: Nach seiner High-School-Karriere in Kanada hatte Steve Nash große Probleme, überhaupt bei einem College in den USA unterzukommen. Nachdem die Santa Clara Broncos dem Point Guard 1992 einen Platz anboten, nahm Nash das Angebot an, spielte damit aber in einer der kleineren College Conferences. Bereits 1995 strebte der Kanadier den Weg in die NBA an, merkte aber frühzeitig, dass es trotz starker Leistungen in Santa Clara wohl nicht für eine Auswahl in der ersten Runde des Drafts reichen würde. Nach dem zweiten WCC-Titel in Folge und dem erneuten Gewinn des Conference Player of the Year Awards machte Nash auch überregional auf sich aufmerksam. Als außergewöhnliches Talent galt der Guard trotz allem nicht: Als die Suns mit dem 15. Pick 1996 Nash auswählten, buhten die Fans ihre eigene Franchise aus.

Die anderen Picks: In einem Draft, der Mitte der ersten Runde mit All-Stars geradezu vollgestopft war, traf Charlotte 1996 gleich zwei desaströse Entscheidungen: Mit dem 13. Pick entschieden sich die Hornets für Kobe Bryant, tradeten den Shooting Guard allerdings sofort zu den Lakers. Nachdem Peja Stojakovic und Steve Nash mit den nachfolgenden Picks ausgewählt wurden, hatten die Hornets nun die Wahl zwischen Tony Delk und Jermaine O'Neal. Durch die Verpflichtung von Vlade Divac im Bryant-Deal entschied man sich für den Perimeter-Spieler. Die Trail Blazers durften sich über O'Neal freuen.

Pick 14: Clyde Drexler (1983)

Weitere Kandidaten: Tim Hardaway, Maurice Lucas, Peja Stojakovic, Dan Majerle

Die Karriere: 1x Champion, 10x All-Star, 1x All-NBA First Team

Die Draft-Situation: Als Mitglied der Phi Slama Jama war mangelnde Bekanntheit kein Problem, mit dem Clyde Drexler zu kämpfen hatte. Zusammen mit Hakeem Olajuwon und Larry Micheaux machte Drexler die Cougars zum spektakulärsten Team der NCAA. Trotz zwei Einzügen ins Final Four blieb dem Swingman der große Wurf allerdings verwehrt. Houston unterlag 1982 den North Carolina Tar Heels und ein Jahr später North Carolina State. Letztlich schadete aber wohl auch Drexlers imposanter Teamkolllege Olajuwon dem landesweiten Ansehen des Shooting Guards ein wenig.

Die anderen Picks: Die Golden State Warriors wählten 1983 einen riskanten Weg und entschieden sich mit dem sechsten Pick des Drafts für den jungen Center Russell Cross und damit gegen erfahrene und erfolgreiche College-Stars wie Drexler oder auch NCAA Champion Thurl Bailey. Cross, der in seinem Junior-Jahr in der zweiten Runde des NCAA Tournaments ausgeschieden war, konnte das Vertrauen aber nicht ansatzweise rechtfertigen. Nach einem Jahr, in dem er durchschnittlich nur acht Minuten auf dem Feld stand, beendete der 20-Jährige seine Karriere wieder.

Pick 13: Kobe Bryant

Weitere Kandidaten: Karl Malone, Hal Greer

Die Karriere: 5x Champion, 1x MVP, 2x Finals MVP, 16x All-Star, 11x All-NBA First Team, 9x All-Defensive First Team, 2x Scoring Champion

Die Draft-Situation: Als erster Guard, der direkt von der High School in die NBA wechselte, zog Bryant 1996 enorme Aufmerksamkeit auf sich. Mit 31 Punkten, 12 Rebounds, 7 Assists, 4 Steals und 4 Blocks pro Spiel gelang dem Shooting Guard 1995 eine historische Saison, in der er die Lower Merion Aces zum Titel führte. Trotz des jedem ersichtlichen Talents Bryants betrachteten viele Experten dessen Entscheidung jedoch skeptisch. Das ausgelassene College-Jahr würde vor allem Guards in ihrer Entwicklung hemmen, vermutete man. Zudem wies Bryants Charakter einige Fragen auf. So soll der 17-Jährige nicht bereit gewesen sein, für die Hornets zu spielen, wäre er nicht getradet worden.

Die weiteren Picks: Die Hornets gingen aus dem Deal mit den Lakers als klarerer Verlier hervor und erlebten auch sonst keinen besonders erfreulichen Draft-Abend (siehe Pick 15). Viel besser erging es allerdings auch Cleveland nicht. An Position 12 übergingen die Cavaliers spätere Superstars wie Kobe Bryant, Peja Stojakovic, Steve Nash, Jermaine O'Neal oder Zydrunas Ilgauskas und verwendeten ihren Pick für den Ukrainer Vitaly Potapenko. Den Lakers glückte dagegen neben Bryant noch ein weiterer Coup: An Position 24 entschieden sich die Kalifornier für Point Guard Derek Fisher.

Pick 12: Julius Erving

Weitere Kandidaten: Chet Walker, Mookie Blaylock, Kelly Tripucka, Jim Paxson

Die Karriere: 1x Champion, 1x MVP, 11x All-Star, 5x All-NBA First Team

Die Draft-Situation: Nachdem Julius Erving in seinen drei Jahren am College von Massacussets im Schnitt auf 26 Punkte und 20 Rebounds kam, dürfte sich die Frage nach der spielerischen Qualität des Small Forwards bereits erübrigt haben. In der ABA-Saison 1971-1972 kam der damals 22-Jährige zudem auf 27 Punkte und 16 Rebounds pro Partie, sodass Dr. J 1972 auch unter den NBA-Verantwortlichen zumindest als einer der besten, wenn nicht als der beste Spieler im Draft galt. Erving stand allerdings bereits bei den Virginia Squires in der ABA unter Vertrag, die ihn 1971 als Free Agent verpflichteten, sodass ein Wechsel in die NBA sehr unwahrscheinlich erschien.

Die anderen Picks: Die Portland Trail Blazers versuchten mit dem ersten Pick des Drafts 1972 auf Nummer sicher zu gehen und entschieden sich für den erfahreneren Senior LaRue Martin gegenüber Junior Bob McAdoo. Dieser Schritt ging allerdings - wenn man es so formulieren darf - ziemlich in die Hose. Martin spielte nur vier Jahre in der NBA und kam in keiner Saison auf mehr als 17 Minuten Spielzeit pro Partie. McAdoo hatte trotz des ausgesetzten College-Jahres dagegen keine Probleme sich bei den Profis zu akklimatisieren und beendete drei seiner ersten vier Saisons mit über 30 Zählern pro Spiel als Topscorer der Liga.

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