NBA

"Jeder Mensch macht Fehler"

Von Interview: Dirk Sing
Michael Beasley (l.) wurde im Draft 2008 an zweiter Stelle von den Miami Heat ausgewählt
© getty

Michael Beasley hat in seinem Leben schon einiges erlebt. Doch es scheint so, als hätte sich der 25-Jährige mittlerweile gefangen. Vor dem Spiel gegen die Houston Rockets (So., ab 20.30 Uhr im LIVE-STREAM) sprach er mit SPOX über den Kampf um Einsatzzeit, Lehren aus seiner Vergangenheit und die Miami Heat.

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SPOX: Herr Beasley, Head Coach Erik Spoelstra spricht nach Spielen immer gerne davon, man habe "Miami Heat Basketball" gesehen - oder eben nicht! Können Sie uns einmal beschreiben, was aus Ihrer Sicht den typischen "Miami Heat Basketball" ausmacht?

Beasley: (überlegt) Auf beiden Seiten des Courts extrem hart zu arbeiten, sich dem Teamerfolg unterzuordnen, in der Offense pro Spielzug mehr als eine Option zu kreieren und möglichst alle Spieler, die auf dem Feld sind, in ihren Rhythmus zu bringen. Schließlich verfügen wir über sehr viele gefährliche Waffen. Ich denke, dass es diese Beschreibung ganz gut trifft.

SPOX: Sie sind im September 2013 zu den Miami Heat zurückgekehrt. Wie schwer war beziehungsweise ist es nach wie vor für Sie, die Heat-Philosophie zu erlernen und sich entsprechend anzupassen?

Beasley: Ich würde es nicht wirklich als schwierig bezeichnen. Letzten Endes geht es doch nur um eines: Basketball zu spielen und möglichst viele Partien zu gewinnen. Ein Trainer oder auch eine Franchise haben immer ihre eigenen Vorstellungen davon, wie das am besten in die Tat umzusetzen ist. Als Spieler hast du dich professionell danach zu richten und eben das, was dein Coach von dir verlangt, so gut wie möglich umzusetzen. Ganz egal, welche Rolle das gerade ist.

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SPOX: Stichwort Rolle: Wie hat sich diese im Vergleich zu Ihren ersten beiden Jahren in Miami (2008 bis 2010) verändert?

Beasley: Schon ziemlich! Als ich 2008 zu den Heat gekommen bin, war ich nicht nur von Beginn an Starter, sondern nach Dwyane Wade eigentlich auch die zweite, manchmal - wenn er nicht auf dem Court war - sogar die erste Option. In dieser Saison komme ich von der Bank und versuche, eben die Vorgaben des Trainers umzusetzen und meinem Team sowohl in der Offensive als auch Defensive zu helfen. Dass ich jetzt in der Regel nicht mehr die erste oder zweite Option bin, stört mich nicht. Es geht darum, als Mannschaft zu gewinnen und eine Meisterschaft zu holen. Von daher muss sich jeder dem Teamerfolg unterordnen.

SPOX: Dennoch: Gerade zu Saisonbeginn kamen Sie zunächst gar nicht zum Einsatz und mussten sich jede Minute hart erarbeiten. Wie sind Sie mit dieser doch ungewohnten Situation umgegangen?

Beasley: Für mich war das nicht wirklich schwer. Als ich bei den Heat meinen Vertrag unterschrieben habe, war mir von Anfang an klar, dass ich eine andere Rolle als vor drei Jahren einnehmen würde. Ich bin hier zu einer Mannschaft gekommen, die in den letzten drei Spielzeiten dreimal in den Finals stand und dabei zuletzt zweimal die Meisterschaft geholt hat. Von daher war es sicher nicht überraschend, dass ich mir meine Minuten erst verdienen musste - und im Übrigen auch heute noch muss!

SPOX: Lassen Sie uns nochmals auf Ihre Anfangszeit in der NBA zurückblicken! Sie wurden im Jahr 2008 von den Heat in der ersten Runde als Second-Overall-Pick gedraftet und standen damit von Beginn an im Blickpunkt. Haben Sie diesen Umstand als damals 19-Jähriger eher als Auszeichnung oder zusätzlichen Druck verstanden?

Beasley: Weder noch. Mein großes Ziel war es immer, einmal in der besten Liga der Welt zu spielen und mich mit den Besten zu messen. Und ob mir das jetzt als erster, zweiter oder 60. Pick gelungen wäre, ist für mich wirklich absolut zweitrangig. Natürlich ist es schön, wenn sich eine Franchise sehr früh für dich entscheidet, weil es ja auch heißt, dass sie von dir überzeugt ist und auf dich setzt. Aber wie gesagt, diese Tatsache hat mich sicherlich nicht belastet.

SPOX: Auch nicht, dass Sie - nach Ihren College-Jahren - plötzlich auf der ganz großen NBA-Bühne standen, wo nahezu jeder Schritt unter die Lupe genommen wird und auch die Erwartungshaltung der Öffentlichkeit immens ist?

Beasley: Ich habe es zumindest in dieser Art und Weise nicht so wahrgenommen. Vielleicht habe ich es aber auch innerlich etwas verdrängt, keine Ahnung. Ich wollte eben einfach nur Basketball spielen, Spaß haben und mit dem Team erfolgreich sein. Letztlich ist und bleibt Basketball das gleiche Spiel - egal ob am College oder in der NBA. Darauf habe ich mich konzentriert und versucht, alles andere um mich herum auszublenden.

SPOX: Nach Ihren ersten beiden NBA-Jahren in Miami folgte dann die neue Ära der "Big Three" mit Wade, LeBron James und Chris Bosh (2010), der Sie letztlich zum "Opfer" fielen. Hat Sie der damalige Trade zu den Minnesota Timberwolves innerlich "verletzt"?

Beasley: (überlegt) Nein, das würde ich so nicht sagen. Ich denke, wenn du dich entscheidest, professionell Basketball zu spielen, dann musst du einfach immer damit rechnen, zu einem anderen Team getradet zu werden. So läuft nun einmal das Geschäft. Und wenn dir das nicht passt, dann darfst du diesen Job nicht ausüben.

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SPOX: Wie hat sich sowohl der Basketballer als auch der Mensch Michael Beasley während seiner dreijährigen Abwesenheit aus Miami verändert?

Beasley: Naja, wenn man etwas älter wird und Erfahrungen sammelt, dann verändert man sich automatisch. Natürlich habe ich in der Vergangenheit Fehler gemacht, aus denen ich gelernt habe und die mir jetzt hoffentlich nicht mehr unterlaufen. Aber ich denke, dass letztlich jeder Mensch solche Fehler macht. Der eine eben mehr, der andere weniger.

SPOX: Was würden Sie als Ihren größten Fehler in der Vergangenheit bezeichnen?

Beasley: Darüber möchte ich in der Öffentlichkeit eigentlich nicht sprechen. Das ist Vergangenheit und ich habe, wie bereits gesagt, meine Lehren daraus gezogen.

SPOX: Nachdem Sie vor dieser Spielzeit Ihren Vertrag bei den Miami Heat unterschrieben hatten, sprachen nicht wenige Experten von Ihrer allerletzten Chance. Andere waren sogar der Meinung, dass Ihr Engagement beim Back-to-Back-Champion nur von sehr kurzer Dauer sein werde. Haben Sie diese Einschätzungen mitbekommen und wenn ja, waren diese für Sie eine zusätzliche Motivation?

Beasley: Die Leute können über mich sagen, was sie wollen. Das ist ihr gutes Recht. Aber letztlich interessiert mich das alles nicht. Für mich ist es nur wichtig, mich auf meine Leistung zu konzentrieren und meiner Mannschaft zu helfen. Alles andere kann und will ich nicht beeinflussen.

SPOX: Nachdem Sie ja mittlerweile Ihre sechste Saison in der besten Basketball-Liga der Welt absolvieren: Wie fällt Ihr persönliches Fazit nach fünf Jahren in der NBA aus?

Beasley: Schwer zu sagen. Meine Statistiken sind insgesamt eigentlich ganz in Ordnung, auch wenn sie sicherlich noch etwas besser sein könnten. Mit meinen 25 Jahren bin ich aber noch ein relativ junger Spieler, der noch eine ganze Menge lernen kann und muss. Das Wichtigste für mich ist, dass ich nach wie vor die Möglichkeit habe, in der NBA zu spielen. Und das soll auch in den nächsten Jahren so bleiben. Dafür werde ich jedenfalls alles tun.

Michael Beasley im Steckbrief

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