NBA

Die Zwickmühle Rajon Rondo

Rajon Rondos Vertrag in Boston läuft noch bis zum Sommer 2015
© getty

Erst sechs Spiele hat Rajon Rondo nach seinem Kreuzbandriss absolviert und dennoch ist seine Zukunft das beherrschende Thema bei den Boston Celtics. Verlängert er? Oder muss er sogar gehen? Dabei geht es für den Point Guard erst einmal darum, wieder in Form zu kommen. Gegen die Orlando Magic (So., ab 19 Uhr im LIVE-STREAM FOR FREE) hat er die nächste Gelegenheit dazu.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

Es war abzusehen und doch verwundert es. Gerade mal sechs Spiele hat Rajon Rondo nach seinem Kreuzbandriss im Januar 2013 wieder für die Boston Celtics absolviert und gleich gehen die Diskussion um seine Zukunft wieder los.

Im Grunde kursieren die Abwanderungsgerüchte seit dem Abgang von Paul Pierce und Kevin Garnett rund um Beantown - mal mehr, mal weniger stark. Das Frontoffice der Celtics ist immer schnell mit einem Dementi zur Stelle - mal mehr, mal weniger stark. Die kürzlich angebotene Vertragsverlängerung dürfte daher nur der Vorbote des großen Pokers im Sommer werden.

Rondo lehnt Verlängerung ab

"Das ist nur ein Teil der Verhandlungen, die im Sommer fortgeführt werden und wahrscheinlich auch im Sommer danach", gibt Präsident Danny Ainge auch unumwunden zu und ergänzt: "Es ist nicht so, dass Rondo nicht verlängern will. Es wäre aus finanzieller Sicht für ihn zum aktuellen Zeitpunkt einfach nicht besonders schlau. Wir haben nicht damit gerechnet, dass er verlängern würde, aber wir haben es versucht."

Rondo selbst scheinen diese Diskussionen nicht zu stören. Der Point Guard spielt geradezu mit den Medien und gibt ihnen immer neues Futter. "Ich bin kein großer Fan von Veränderungen. Ich hätte nichts dagegen, meine ganze Karriere hier zu verbringen. Ich hätte auch nichts dagegen, für weitere zehn Jahre hier zu unterschreiben. Natürlich laufen die Dinge nicht immer so, weil es ein Geschäft ist", reagierte Rondo vor Wochenfrist auf das Angebot.

Folge NBA.de bei Twitter und bekomme alle News

Seine aktuellen Aussagen gehen allerdings in eine völlig andere Richtung. Angesprochen auf eine mögliche Free Agency im Sommer 2015, sagte Rondo zwar, dass er sich damit noch nicht wirklich beschäftigt hätte, aber der Gedanke würde ihn schon reizen. "Ich habe Geschichten gehört, von Jungs, die direkt um Mitternacht angerufen wurden. So etwas habe ich noch nicht erlebt. Vielleicht möchte ich das aber mal", erklärte Rondo "ESPN".

Gehen die Celtics ins Risiko?

Ob er dann allerdings noch in Boston ist, steht in den Sternen. Sollte der Point Guard wirklich die Free Agency testen wollen, werden es sich die Celtics gut überlegen, ob sie Rondo auch im letzten Vertragsjahr halten wollen. Das Risiko am Ende ohne ihn und dazu ohne Gegenwert dazustehen, wäre sicher groß. Vielleicht zu groß.

Trotz seiner Verletzung wird es für den Point Guard ein Leichtes sein, ein neues Team zu finden. Selbst ein Maximum-Kontrakt für den 27-Jährigen ist nicht völlig aus der Luft gegriffen. "Wenn Rondo das spielt, was er eigentlich kann, dann wird er natürlich einen Max-Kontrakt bekommen", heißt es aus Ligakreisen.

Aber sind die Celtics gewillt, ihm das zu bieten? Eher nicht. Ainge wird einen Teufel tun und sich beim Rebuild seiner Flexibilität berauben. Dass der Celtics-Boss nicht zu Sentimentalitäten neigt, dürfte spätestens seit dem Pierce/Garnett-Trade bekannt sein.

Trade beim Draft?

Auch wenn Ainge nicht preisgab, in welchem Rahmen sich das Vertragsangebot für Rondo bewegte, so ließ er mit seiner Aussage, dass der Point Guard als Free Agent möglicherweise "Star money" bekommen könnte, durchblicken, dass seine Franchise eher nicht dazu bereit ist, dies zu tun.

Experten gehen daher davon aus, dass rund um den Draft Bewegung in die Personalie kommen könnte. "CBS"-Analyst Adam Jones nennt als Beispiel Jrue Holiday: "Die Sixers tauschten letztes Jahr den Pick mit New Orleans und bekamen noch einen weiteren Erstrundenpick. Und Rondo ist viel besser als Holiday. Wenn ich mir das anschaue, sage ich: 'Was bekommt man dann für Rondo?'"

Eine sicher interessante Frage, aber das Szenario beinhaltet natürlich eine Menge Spekulation und setzt voraus, dass Rondo recht schnell wieder zu alter Leistungsfähigkeit zurückfindet.

Noch nicht in Form

Aktuell ist der Spielmacher davon noch weit entfernt. In seinen sechs Partien seit seinem Comeback haben sich seine Zahlen im Vergleich zur Vorsaison nahezu halbiert. 6,7 Punkte und 5,7 Assists sind nicht die Zahlen, die man normalerweise von Rondo kennt. Auch die Wurfquote ist noch im Keller (27,9 Prozent aus dem Feld). Der Guard hat noch längst nicht das Vertrauen in sein Knie zurückgewonnen. Die Rückschläge, die seine Kollegen Derrick Rose, Russell Westbrook oder Kobe Bryant nach schweren Verletzungen erlitten, dürften zusätzlich in seinem Kopf herumschwirren.

Schaue alle Spiele der NBA mit dem League Pass!

Rondo ist sich bewusst, dass noch ein längerer Weg vor ihm liegt. "Ich muss in diesem Jahr weiter in Form kommen und meinen Rost abschütteln, um im nächsten Jahr noch besser zu werden." In dieser Saison dürfte ohnehin nicht mehr viel drin sein.

Nachdem Boston am Anfang der Saison positiv überraschte und zeitweise sogar die Atlantic Division anführte, ist der Rekordmeister inzwischen dort angekommen, wo er vor der Saison erwartet wurde. Im ganzen Januar wurden nur zwei Partien gewonnen, auch Rondos Rückkehr brachte keinen Aufwind. Alle Partien mit ihm gingen verloren.

Boston setzt auf Draft

Das dürfte das Front Office allerdings nicht wirklich stören. Die Zeichen stehen klar auf Rebuild. Da würde ein plötzlicher Aufschwung nur stören. Theoretisch dürfen die Kelten im hochgehandelten kommenden Draft drei Mal in der ersten Runde ziehen. Theoretisch, denn neben dem eigenen und Brooklyns Pick haben sie auch noch die Rechte an Philadelphias First-Rounder. Allerdings ist dieser bis Position 14 geschützt und wird daher frühestens im nächsten Jahr an Boston fallen.

Aber auch mit den zwei verbleibenden Picks lässt sich arbeiten. Zumindest der eigene wird in die Lottery fallen und auch wenn Brooklyn erst später in der ersten Runde für die Celtics ziehen wird, sollten immer noch genügend talentierte Prospects zu haben sein.

Und so könnte der Draft nicht nur Bostons Entscheidung über einen Rondo-Verbleib beeinflussen, sondern auch Rondos Entscheidung selbst. Mit talentierten Nebenleuten fällt diese sicher leichter.

Rajon Rondo im Steckbrief

Artikel und Videos zum Thema