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Die fabelhafte Welt des Swaggy P

Von Ole Frerks
Nick Young ist mit 16,4 Punkten pro Spiel in dieser Saison Topscorer der Lakers
© getty

In der miesen Saison der Los Angeles Lakers war Nick Young bisher einer der wenigen Lichtblicke. Als Topscorer und designierter Pausenclown machte er Fans und Franchise gleichermaßen Freude. Nach seiner Suspendierung steht er nun jedoch am Scheideweg - und muss gegen die Toronto Raptors (So., 19 Uhr im LIVE-STREAM) beweisen, dass er dazugelernt hat.

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"Er färbt auf mich ab und macht mir Freude."

"Einige Jungs behandeln Basketball als Job, aber er liebt es, zu spielen. Wie auch immer er sich nach diesem Jahr entscheidet, wir würden ihn auf jeden Fall gerne lange bei den Lakers behalten."

Das erste Zitat kommt von Mike D'Antoni, dem Head Coach der Lakers. Für das zweite zeichnet der zugehörige General Manager Mitch Kupchak verantwortlich. Beide beziehen sich auf Nick Young, einen der extrem rar gesäten Lichtblicke in einer bis dato völlig verkorksten Saison.

Nick Young?!, werden einige vielleicht fragen. Dieser Typ, der für sein komplett irrationales Spiel bekannt ist. Für ein Youtube-Video, auf dem er und Javale McGee jeweils einen Löffel Zimt essen? Der bei Auswärtsflügen einen Superman-Schlafanzug sportet und "In Swag We Trust" auf dem Arm tätowiert hat?

Genau der. In einer Saison, in der es für die Lakers angesichts der erneuten Verletzung von Kobe Bryant, dem drohenden Karrieereende von Steve Nash und den schon zur Gewohnheit gewordenen Trade-Gerüchten um Pau Gasol nicht viel zu lachen gibt, ist Swaggy P in gewisser Weise derjenige, der Team, Fans und - siehe obiges Zitat - Trainer mit seiner positiven und albernen Art bei Laune hält. Selbst wenn dabei mal ein hoffnungslos dämlicher 360-Korbleger-Versuch herumkommt.

Laker mit Leib und Seele

Young ist allerdings mehr als nur ein Clown. Auch wenn er im Januar etwas an Dampf verloren hat, ist er mit 16,4 Punkten pro Spiel als Sixth Man Topscorer seines Teams. Außerdem spielt er mit einem gewissen Stolz, der dem Rest der Lakers in dieser Saison abzugehen scheint. Der Grund dafür ist schnell gefunden.

"Ich bin als Lakers-Fan aufgewachsen", erklärt Young. "Ich weiß noch, wie ich als Kind zu Meisterschaftsparaden der Lakers auf die Straße ging. Es gibt nichts, was vergleichbar damit ist, ein Laker zu sein. Wir sind hier sowas wie Rockstars. Ich liebe es."

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Young ist in Los Angeles geboren, seine drei College-Jahre verbrachte er an der University of Southern California. Immer in Schlagdistanz zu seinen Vorbildern Kareem, Magic, Shaq und - ganz besonders - Kobe. Die Aussicht darauf, mit der Black Mamba spielen zu dürfen, war einer der Hauptgründe für den Wechsel zurück in die Heimat.

Going Back to Cali

"Kobe war schon immer ein Idol. Ich freue mich wahnsinnig darauf, mit ihm zu spielen, ihn Tag für Tag bei seiner Routine zu beobachten und von ihm zu lernen", kündigte Young vor der Saison an. Dazu kam es bekanntlich bisher kaum, allerdings hat sich die Rückkehr in die Heimat für Swaggy P wohl trotzdem gelohnt.

Letztes Jahr sammelte er bei den Philadelphia 76ers noch "DNP-CD"s am laufenden Band ein. Kurios, wo er doch in der Vorsaison noch wichtige Würfe in den Playoffs für - ausgerechnet - die Clippers nehmen durfte. Dass er scoren kann, war jedem in der Liga klar, trotzdem hatte er im Sommer 2013 das Gefühl, einen Neustart zu brauchen.

Die Lakers hatten sich schon im Vorjahr um ihn bemüht. Nun klopfte Kupchak erneut im Hause des Swags an. Das Angebot: Viel Spielzeit, wenig Geld (nur etwa 1,1 Millionen Dollar in dieser Saison). Young hat zudem eine Option für die nächste Saison, anhand seiner bisherigen Leistungen ist aber zu erwarten, dass er aus seinem Vertrag aussteigen wird.

Zukunft in L.A.?

In Lila und Gold legt Young Career Highs beim True Shooting (54,5 Prozent) und beim Player Efficiency Rating (14,6) auf. Bei den Points Per Touch rangiert er ligaweit sogar auf dem zehnten Rang, vor ausgewiesenen Scoring-Maschinen wie Kevin Love oder Carmelo Anthony. In Sachen Points Per Shot ist er besser als beispielsweise Klay Thompson und Russell Westbrook. Es sind Statistiken, die nahelegen, dass Swaggy P nächstes Jahr deutlich mehr Geld verdienen wird.

Wird das bei den Lakers passieren? Schwer zu sagen. Einerseits ist Young bei Franchise und Fans sehr beliebt, zudem scheint er seine Paraderolle - als Sixth Man, der sich fast ausschließlich aufs Scoren konzentriert - gefunden zu haben. Andererseits haben die Lakers zahlreiche Baustellen und würden natürlich gerne einen Star verpflichten. Fraglich, ob da noch Platz und Mittel für Young frei bleiben.

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Zumal man trotz der guten Statistiken Youngs nicht von der Hand weisen kann, dass die Lakers Stand heute ein ziemlich desolates Bild abgeben. Die Bilanz steht bei 14-25 und ist gleichbedeutend mit der zweitschlechtesten in der Western Conference. Zuletzt wurden sechs Spiele in Folge verloren und spätestens gegen die Phoenix Suns zeigte Swaggy P, dass auch ein Clown mal schlechte Laune haben kann.

DNP - suspended

Nachdem die Lakers am 11. Januar von den verhassten Clippers in ihre Einzelteile zerlegt wurden (123:87), kritisierte er erstmals indirekt seine Teammates: "Es ist eure Sache, wenn ihr euch blamieren lassen wollt. Ich bin stolz darauf, das Lakers-Trikot zu tragen." Fünf Tage später kam es in Phoenix zum Eklat.

Als Young von Alex Len beim Korblegerversuch hart gefoult wurde, brannte bei ihm eine Sicherung durch. Er stand auf, legte sich mit dem gesamten Suns-Team an und traf Goran Dragic, der eigentlich schlichten wollte, mit der Faust im Gesicht.

Danach ging er abermals seine Teamkollegen an. "Was mich aufregt, ist die Tatsache, dass ich alleine gegen fünf Mann kämpfen musste. Wenn sich mal jemand aus meinem Team dazu bequemt hätte, wäre das glaube ich nicht so eskaliert." Die Liga hat ihm folgerichtig einen Denkzettel verpasst, für das Spiel der Lakers gegen die Boston Celtics am Freitag wurde er suspendiert.

Tür 1 oder Tür 2?

Man wird sehen, was für eine Reaktion er am Sonntag gegen die Raptors zeigen wird. So ist das mit Swaggy P: Man kann sein Verhalten nicht vorhersagen. Auch nicht mit mittlerweile 28 Jahren, in seiner Heimat, in einem Team, das er seit seiner Kindheit anhimmelt. Er trägt nicht zu Unrecht die Nummer 0 als Tribut an seinen Kumpel und Bruder im Geiste, Gilbert Arenas.

Es ist gleichermaßen vorstellbar, dass Young in den Ego-/Ich-gegen-die-Welt-Modus a la J.R. Smith schaltet und sich selbst die Zukunft verbaut, oder dass er wie im bisherigen Saisonverlauf trotz der Niederlagen positiv bleibt, sich auf sein Spiel konzentriert und sich einen langfristigen Kontrakt erarbeitet.

Den Lakers und vor allem Young ist zu wünschen, dass er sich für Tür 2 entscheidet.

Nick Young im Steckbrief

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