NBA

Pierce schießt widerspenstige Clippers ab

Von Philipp Dornhegge
Paul Pierce war im Spiel gegen die L.A. Clippers Topscorer seiner Boston Celtics
© Getty

Mit 106:104 haben die Boston Celtics (24-23) ihren vierten Sieg in Folge gefeiert. Beim Heimerfolg über die L.A. Clippers überzeugten Paul Pierce und Reservist Jason Terry.

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Kapitän Pierce steuerte 22 Punkte bei, Jason Terry erzielte 13 Zähler und 6 Assists. Jeff Green und Leandro Barbosa (je 14) sowie Kevin Garnett (12) punkteten ebenfalls zweistellig.

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Bei den Clippers kamen Eric Bledsoe (23 Punkte, 10 Assists) und Blake Griffin (20 Punkte, 11 Rebounds) auf Double-Doubles.

Jamal Crawford steuerte ebenfalls 23 Zähler bei, Caron Butler kam derweil auf 18, DeAndre Jordan auf 12 Punkte.

Die Reaktionen:

Avery Bradley (Celtics): "Viele Leute sagen, dass wir keine Chance auf die Playoffs haben. Dass wir dies nicht können, dass wir das nicht draufhaben. Wir wissen aber, dass wir uns gegenseitig vertrauen können, dass wir gemeinsam und füreinander fighten, jeden Abend."

Vinny Del Negro (Trainer Clippers): "Hätten wir Boston am Ende gestoppt, hätten wir drei oder vier Sekunden für einen Angriff gehabt. Das ist jede Menge Zeit. Hätten wir foulen wollen, dann Courtney Lee ganz am Anfang des letzten Angriffs."

Jason Terry (Celtics) über Paul Pierce: "Wenn es um alles geht, dann ist es auch egal, ob er vorher 15 Mal in Folge verworfen hat. Wir wissen, der letzte Wurf wird reingehen."

Paul Pierce (Celtics): "Phasenweise spielen wir sehr gut. Dann stehen wir wieder nur rum. Und in der zweiten Hälfte haben wir nicht gut verteidigt. Ein Sieg ist ein Sieg, aber wir haben es uns unnötig schwer gemacht."

Doc Rivers (Trainer Celtics): "Wir haben ein Klasseteam geschlagen, darüber bin ich sehr glücklich. Aber aus meiner Sicht können wir noch besser spielen, sehr viel besser."

Jamal Crawford (Clippers): "Sie waren die aggressivere Mannschaft. Wenn wir so spielen, sind wir normalerweise am erfolgreichsten. Heute hat uns Boston etwas von unserer eigenen Medizin gegeben."

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Vor dem Tipoff: Die Celtics hat es zuletzt knüppeldick erwischt, sie müssen für den Rest der Saison ohne Rondo (Kreuzbandriss) und Sullinger (Rücken-OP) auskommen. Die Starting Five deshalb: Bradley, Lee, Pierce, Bass und Garnett.

Den Clippers fehlt weiterhin Paul (Knie), Barnes (zuletzt gesperrt) ist dafür wieder dabei. Der Gast startet mit Bledsoe, Green, Butler, Griffin und Jordan.

2.: Butler ist gleich gut drauf: Erst trifft er per Dreier, dann zieht er an der linken Baseline an Pierce vorbei und stopft über Garnett! Das kann sich sehen lassen, 5:2 Clippers.

7.: Wo Lob City draufsteht, ist auch Lob City drin! Jordan bereits mit dem dritten Alley-Dunk. Die Clippers also spektakulär, die Celtics dagegen nüchtern, aber nicht weniger effektiv. 19:19.

14.: Was L.A. kann, kann Boston schon lange! Terry auf Wilcox, Alley-Oop-Slam! Hier geht's rauf und runter, was ein Tempo! 35:30 Celtics.

18.: Die Defense der Celtics legt einen Zahn zu, der Gast aus L.A. spielt zunehmend unstrukturiert. Eine Shot-Clock-Violation bedeutet bereits Turnover Nummer zwölf, auf der Gegenseite erhöht Green mit zwei Freiwürfen auf 45:32 Celtics.

23.: Dieser Jordan packt wirklich aus jeder Situation einen Dunk aus: Crawford ist gut gedeckt, Jordan eben auch. Und doch spielt der eine den Alley-Oop-Pass auf den anderen. Aber das sind aktuell nur Strohfeuer, Boston führt 53:40.

32.: Es läuft für Boston! Terry bewegt den Ball von links nach rechts auf Pierce, der nagelt den nächsten Dreier rein. Und dabei wird Collins von Bledsoe gefoult, der Routiniert trifft den Bonusfreiwurf. Als Barbosa dann im Fastbreak einen Layup versenkt, steht der Garden erstmals Kopf! 74:55 Celtics.

34.: Bittere Szenen für Terry: Erst pennt er beim Rebound und gestattet Bledsoe den Putback, dann will er schnell einwerfen. Doch weil Bledsoe den Passweg zumacht, kann Terry nicht abspielen - sein Momentum nach vorne aber auch nicht stoppen. Terry übertritt die Linie, die Clippers übernehmen und Crawford bestraft den Patzer mit einem Dreier. 78:64 Celtics.

39.: L.A. verkürzt auf 86:98 nach Bledsoes Layup. Wird es noch spannend? Die Fans werden etwas kribblig, Garnett zettelt Kleinkriege mit Griffin und Barnes an. Nach einem technischen Foul gegen KG nimmt Rivers ihn erst mal runter.

44.: Bradley mit der nächsten Fahrkarte, Crawford ist schon auf und davon und verkürzt weiter. 13:2-Lauf der Clippers, nur noch 100:96 Celtics.

46.: Pierce ist wieder da, aber nur körperlich. Erst trifft er nur einen von zwei Freiwürfen, dann spielt er einen der miesesten Bodenpässe der Saison - direkt in die Arme von Bledsoe. Boston nur mit einem Punkt in den letzten sechseinhalb Minuten - aber dann bricht Terry den Bann! 103:98 Celtics.

48.: Bradley sorgt für die Vorentscheidung, und zwar mit bärenstarker Defense! Bledsoe hatte per Dreier noch mal richtig für Spannung gesorgt, Terry den möglichen "Dagger" verpasst. Dann will es Crawford gegen Bradley erzwingen, der lässt sich aber nicht abschütteln und zieht das Offensivfoul. Und vorne? Da zeigt Pierce mit ablaufender Schussuhr seinen patentierten Steback-Jumper gegen Barnes und trifft zum 106:101! Das war's, Boston gewinnt!

Der Star des Spiels: Jason Terry. In Abwesenheit von Rajon Rondo müssen alle Celtics-Spieler mit anpacken. Gegen die Clippers sprang keiner so vehement in die Bresche wie der erfahrene Terry.

Der Ex-Maverick traf gute Entscheidungen, fand immer wieder seine Mitspieler in besseren Positionen (6 Assists, Topwert bei Boston) und war selbst als Shotmaker zur Stelle, als es eng wurde. Pierce machte den letzten Dreier, seine 6 Ballverluste hätten den Rekordmeister aber teuer zu stehen kommen können.

Der Flop des Spiels: Matt Barnes. Der Reservist hatte erst gegen Minnesota eine Sperre aufgebrummt bekommen, weil er Greg Stiemsma übel mitgespielt hatte. Gegen die Celtics ließ er sich auf eine Auseinandersetzung mit Kevin Garnett ein, die für Barnes mit der nächsten Disqualifikation hätte enden können.

Dabei spielt es keine Rolle, dass er nicht der Ausgangspunkt der Fehde war. Hätte Barnes den Kleinkrieg mit Leistung untermauern können - okay. Aber 0 von 6 aus dem Feld und kein einziger Punkt sind wahrlich keine Argumente.

Die Analyse: In Abwesenheit von Chris Paul kämpfen die Clippers aktuell darum, eine der Spitzenpositionen im Westen zu halten und so möglichst hochplatziert in die Playoffs einzuziehen. Die Celtics haben noch größere Sorgen: Ohne Rajon Rondo und Rookie Jared Sullinger geht es darum, überhaupt mal den Playoff-Platz zu sichern.

Im direkten Duell am Sonntagabend war von Verunsicherung auf beiden Seiten allerdings nichts zu erkennen. Von Anfang an lieferten sich die Teams einen wahren Shootout, die Quoten bewegten sich auf beiden Seiten in der ersten Hälfte bei über 50 Prozent.

Was auf Seiten der Clippers daneben ging, landete in vielen Fällen gleich wieder beim Gast. Viele der zusätzlichen Chancen endeten aufgrund von leichten Ballverlusten aber im Nichts.

Und als sich im zweiten Viertel die Turnover weiter häuften, zog Boston erstmals davon. Ein 12:2-Lauf bedeutete eine 45:32-Führung, bis zur 5:33-Minuten-Marke war Lamar Odom der einzige Clipper, der im zweiten Abschnitt Punkte machte.

Während noch in der ersten Hälfte alle zehn eingesetzten Spieler der Gastgeber punkteten, bekamen die Clippers von ihrer Bank nur wenig Hilfe: Lediglich zwei von 13 Würfen fanden ihr Ziel, stattdessen wurden sieben Ballverluste verbucht. Im dritten Viertel wurde das nicht wesentlich besser, dafür überzeugten Caron Butler und Eric Bledsoe, auch Blake Griffin gab mehr Gas.

Bis der All-Star-Forward sein viertes Foul beging. Sehr früh war Griffin damit in Problemen und nahm sich fortan merklich zurück. Gegen einen Kevin Garnett mit seiner intensiven Spielweise natürlich gefährlich. In Bostons Offense lief weiterhin flüssig der Ball, oft waren Paul Pierce und der sehr überzeugende Jason Terry letztlich die Vollstrecker.

Nach einem 9:0-Lauf der Clippers direkt im Anschluss an die Halbzeitpause bekam der Gastgeber die Partie wieder in den Griff, vor allem von der Dreierlinie regnete es jetzt einen Treffer nach dem anderen. 19 Punkte betrug zwischenzeitlich die Führung, ehe im letzten Abschnitt plötzlich nichts mehr ging.

Pierce bekam eine Pause, offensiv wie defensiv schienen auch die auf dem Platz stehenden Spieler eine kollektive Auszeit zu nehmen. Kevin Garnett wollte seine Mannschaft vermutlich wachrütteln, indem er einen Kleinkrieg mit Blake Griffin und Matt Barnes anzettelte, der in einem technischen Foul für Bostons Routinier resultierte. Die Teamkollegen brachte das nur noch weiter aus dem Konzept.

Insgesamt sieben Turnover verursachte Boston im letzten Viertel, selbst Routinier Pierce war vor einem törichten Ballverlust nicht gefeit. Über sechs Minuten blieben die Gastgeber in der Crunchtime aus dem Feld ohne Erfolg, die Clippers hegten schon vorsichtige Gedanken an einen Comeback-Sieg.

Erst als Terry 1:09 Minuten vor Schluss den Bann brach, sah es endgültig nach einem Celtics-Sieg aus. Bledsoe verkürzte noch mal per Dreier, doch Bradleys starke Defense gegen Crawford und Pierce' Kaltschnäuzigkeit 2,5 Sekunden vor dem Ende machten alles klar.

Die Clippers müssen sich den Vorwurf gefallen lassen, zu spät aufgewacht zu sein. L.A. kassiert auf dem aktuellen Acht-Spiele-Roadtrip bereits die zweite Pleite im dritten Spiel und hat ohne Chris Paul weiter große Probleme.

Boston feiert derweil den vierten Sieg nacheinander, nachdem Rajon Rondos Saisonaus bekannt wurde. In Toronto ist ein weiterer Erfolg drin, danach kommen mit den Lakers und Nuggets harte Brocken auf den Rekordmeister zu.

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