NBA

"Die Lakers machen es nicht richtig"

Von SPOX
Gast in der Triangle Offense: Lakers-Legende Kurt Rambis
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Kurt Rambis gewann als Spieler vier Meisterschaften mit den Los Angeles Lakers, auch als Assistent von Phil Jackson holte er Titel. Zuletzt war er zwei Jahre lang Head Coach der Minnesota Timberwolves, aktuell arbeitet Rambis als "ESPN"-Experte. In der Triangle Offense diskutiert die NBA-Legende mit Haruka Gruber, Florian Regelmann und Philipp Dornhegge über ein mögliches Steve-Nash-Problem bei den Lakers, die Dallas Mavericks und den besten Backcourt der NBA.

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These: Steve Nash ist die Lakers-Schwachstelle

Kurt Rambis: Steve Nash ist nicht die Schwachstelle der Lakers, außer wir wollen über die Defense reden. Er ist aufgrund seines Alters und der fehlenden Beweglichkeit kein sehr guter On-Ball-Defender. Auf der Guard-Position gibt es da ganz andere Verteidiger, das ist klar. Wobei man ihm zugutehalten muss, dass er ein durchaus intelligenter Off-Ball-Defender ist. Entscheidend ist, was er offensiv für die Lakers bewirken kann. Er hat mit Bryant, Howard und Gasol so viele Waffen um sich herum, dass er sehr kreativ werden kann. Er kann sein Pick-and-Roll-Spiel aufziehen, er kann den Mid-Range-Shot nehmen, er kann Dreier schießen. Nash kann eine Waffe werden, aber alles muss aus dem Pick-and-Roll heraus entstehen. Er muss in einem System spielen, das ihm hilft, Würfe zu kreieren. Bis jetzt machen es die Lakers einfach nicht richtig. Die neue Princeton-Offense hin oder her, die Lakers müssen Nash die Möglichkeit geben, Pick-and-Roll zu spielen und daraus Entscheidungen zu treffen. Im Moment machen sie es nur ab und zu, die Folge sind viele Turnover. Ein weiterer Schlüssel ist die Defense. Wenn ihre Defense gut ist, können sie Fastbreak-Basketball spielen. Und wir wissen alle, wie gut Nash in Transition ist. Sie müssen ihre Defense in Ordnung bringen, das ist bei den Lakers die Nummer-eins-Aufgabe.

Florian Regelmann: Absolut nein. Nash ist sicher kein Top-5-Point-Guard mehr in der NBA. Über Nashs Defense müssen wir auch nicht sprechen. Das ist aber alles nicht entscheidend. Nashs Schwächen in der Defense werden alleine schon deshalb locker kompensiert, da Howard auf der Fünf defensiv so ein massives Upgrade gegenüber Bynum ist. Außerdem haben die Lakers ständig mit sehr durchschnittlichem Point-Guard-Play Championships gewonnen, da ist jetzt mit Sicherheit ein Steve Nash nicht die Schwachstelle. Wenn jemand die Schwachstelle ist, dann ist es der Coach. Mike Brown muss Nash Nash sein lassen. Er braucht den Ball in seinen Händen und muss Pick-and-Roll spielen, ganz einfach. Ein Weg wäre vielleicht auch, dass Brown eine Rotation findet, um Nash und Bryant zeitweise zu trennen. Wenn Nash dann draußen ist, kann Kobe wie gewohnt den Ball dominieren und seine Isolation Plays laufen. Im ganzen Nash-Theater darf man aber einen kritischen Punkt nicht vergessen: die Bank. Die Lakers-Bank war in der letzten Saison die schlechteste der NBA. Und trotz Jamison oder Meeks ist sie bis jetzt schon wieder so mies. Das gilt es zu beobachten. Es ist auf jeden Fall top für die Lakers, dass sich OKC durch den Harden-Trade so massiv geschwächt hat und anscheinend nicht Meister werden will.

Haruka Gruber: Ich sehe das ein wenig anders. Es kann gut sein, dass Nash zur Schwachstelle wird. Die Lakers werden sich bald fangen und sich in der Tabelle hocharbeiten, dafür sind sie schlichtweg zu gut besetzt. Aber: Es wird schwierig, die eingespielten Spurs und vielleicht auch die jüngeren und athletischen Thunder einzuholen. Und das hat viel mit Nash zu tun. Wenn mit Dallas' Darren Collison schon ein guter, aber nicht herausragender NBA-Point-Guard ihn in der Defense entblößt, kann man abschätzen, was ein Russell Westbrook oder Tony Parker mit ihm veranstalten wird, wenn Nash nach seiner Verletzung zurückkehrt. Zumal Nash kaum Hilfe von den Mitspielern erhalten wird: Kobe Bryant muss die Scoring-Last tragen und ist damit schon komplett ausgelastet und Metta World Peace als einziger Athlet auf der Eins bis Drei muss sich vor allem um den besten gegnerischen Scorer auf den Flügeln kümmern. Noch viel mehr als Nashs Probleme in der Verteidigung verwundert aber, wie schwer er sich im Angriff tut. Er wird sicherlich vorher mit Mike Brown darüber gesprochen haben, dass der Coach eine Princeton-Offense spielen lässt, in der der Ball viel durchrotiert wird. So hält Nash den Ball viel seltener in der Hand, was vor allem für einen so dominanten Spielmacher wie ihn total ungewohnt sein dürfte. Nash ist so spielintelligent, dass er sich im Laufe der Saison daran gewöhnen wird. Aber für die Championship wird das nicht reichen, womöglich nicht einmal für die Conference Finals.

Philipp Dornhegge: Ich bin da viel mehr bei Kurt und Florian und sehe vor allem zwei Probleme: Zum einen die vom Kollegen Regelmann angesprochene Bank, die im Vergleich zur ersten Fünf doch recht wenig Qualität hat. Vor allem aber stört mich das von allen angesprochene Spielsystem der Lakers. Mike Brown hat in diesem Sommer die Princeton-Offense in Absprache mit Kobe installiert, das heißt ein System, dass auf viel Bewegung ohne Ball und viel Passspiel aufbaut. Nash hat aber seine ganze Karriere über Angriffe mit dem Ball in seiner Hand initiiert, ist einer der besten Pick'n'Roll-Spieler und hätte mit Gasol und Howard optimale Mitspieler dafür. Das ist aus meiner Sicht eine komplett bescheuerte Idee. Offenbar hat Nash von Brown zwar das Okay, jederzeit nach eigenem Ermessen aus der Princeton auszubrechen und Pick'n'Roll zu spielen, aber das muss sich natürlich alles erst einspielen. Wenn es denn in Zukunft mit Nash auf dem Feld weniger Princeton und mehr Pick'n'Roll gibt, bin ich wiederum gespannt, wie sich Kobe als Spot-Up-Shooter schlägt und wie vor allem sein Ego damit klar kommt. Was unweigerlich zu einem dritten Problem führt: Coach Brown. Ich denke schon, dass er sein Handwerk versteht, bezweifle aber, dass er der richtige ist, um all die starken Charaktere über einen längeren Zeitraum bei Laune zu halten. Es würde mich überhaupt nicht wundern, wenn die Lakers irgendwann die Reißleine ziehen und Phil Jackson aus dem Hut zaubern. Wo es eine Meisterschaft zu gewinnen gibt, ist der Zen-Meister nicht weit.

 

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