NBA

"Die Lakers machen es nicht richtig"

Von SPOX
Gast in der Triangle Offense: Lakers-Legende Kurt Rambis
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These: Rajon Rondo ist LeBrons größter MVP-Konkurrent

Haruka Gruber: Angesichts seines Selbstvertrauens sieht sich Rondo selbst vermutlich als MVP. Dennoch kann ich mir nicht vorstellen, dass er bei der Wahl genug Journalisten von sich überzeugen wird, dafür sind die Zweifel zu groß. Rondo bringt ein Skill-Set mit, das ihn zu einem einzigartigen Point Guard in der NBA macht. Aber: So abgedroschen es klingt, ist sein Spiel wegen des verbesserten, aber immer noch unbeständigen Wurfs einfach nicht komplett genug. Deswegen muss man sich eine entscheidende Frage stellen: Kann jemand zum MVP werden, wenn er nicht einmal auf seiner Position der klar Beste ist? Chris Paul, Russell Westbrook, Deron Williams, Tony Parker - sie alle sind auf einem ähnlichen Level wie Rondo. Eine zweite Frage: Sind die Boston Celtics als Team nicht zu weit entfernt von der NBA-Elite, als ob Rondo ein echter Rivale sein kann für LeBron? Der einzige Konkurrent ist Kevin Durant - und der spielt zu seinem Leidwesen auf der gleichen Position wie LeBron.

Philipp Dornhegge: Ähm, James Harden?!? Nein, Spaß beiseite: So großartig Harden für Houston in die Saison gestartet ist, ich kann mir nicht vorstellen, dass er seine Rolle als Franchise Player aus dem Nichts voll erfüllt und dieses Niveau über eine Saison hält. Und vor allem setzt die Vergabe des MVP-Titels immer voraus, dass der jeweilige Kandidat bei einem absoluten Spitzenteam spielt. Dazu gehört Houston sicher nicht. Boston aus meiner Sicht schon. Deshalb kommt Rondo durchaus in Frage. Er ist der Leader der Celtics, ein überragender Passgeber und auf seiner Position der absolut beste Verteidiger und Rebounder. Dazu ist sein Wurf zwar nicht stabil, dennoch gibt es Spiele, in denen er nach Belieben auf anderem Wege punktet. Es klingt zunächst mal gewagt, Rondo und LeBron James in einem Atemzug zu nennen. Aber wenn die von vielen Experten erwartet Leistungsexplosion inklusive persönlicher Reife von Rondo kommt, und wenn - wie ich erwarte - Miami in der Regular Season ein bisschen auf Sparflamme fährt, dann ist Rondo tatsächlich ein heißer Kandidat. Dass James der beste Spieler der Welt ist, steht außer Frage. Aber die MVP-Trophäe geht nicht an den Besten. Durant ist für mich noch zu wenig dominant in der Defensive, als dass ich ihm die MVP-Trophäe geben würde. Dann schon eher Chris Paul, von dem man dieses Jahr noch mehr erwarten darf als letzte Saison und der den Rhythmus eines Spiels diktieren kann wie kein Zweiter.

Kurt Rambis: Rondo ist sicherlich eine Option als MVP-Konkurrent für James, aber der größte Herausforderer ist dann doch Kevin Durant. Oder vielleicht hat Philipp Recht und es wird James Harden, wenn er in Houston so weitermacht... (lacht) Der Harden-Trade hat mich wirklich schockiert. Kevin Martin ist nicht mal in der Nähe des Levels, auf dem Harden spielt. Martin passt auch von seiner Spielweise nicht in das System der Thunder. Ohne Harden fehlt OKC ein Ballhandler, der in der Offense Entscheidungen treffen und Pick-and-Roll spielen kann. Martin ist kein Mann fürs Pick-and-Roll. Der Trade wird den Thunder wehtun. Auch deshalb sehe ich eigentlich gar keinen ernstzunehmenden Gegner für James im MVP-Rennen. Jeder erwartet, dass James in dieser Saison noch besser wird. Miami hat Lewis und Allen dazubekommen, die Heat sind dadurch noch mal so viel besser geworden. Schwer vorstellbar, wie da jemand James als MVP stürzen soll.

Florian Regelmann: Ich kann es mir schon vorstellen, Kurt. Das Langweilige in der NBA ist ja, dass praktisch jede Saison die gleichen fünf, sechs Spieler als MVP infrage kommen. Ganz anders als in der MLB zum Beispiel, wo es jedes Jahr ganz anders aussehen kann. Weil es so "langweilig" ist und weil LeBron drei der letzten vier gewonnen hat, bin ich mir ziemlich sicher, dass viele Voter weg von LeBron gehen, wenn es eine wirkliche andere Option gibt. Und die könnte eben Rondo heißen. Das Vorbild kann dabei nur Nash sein für ihn. Er kann genauso wie Nash ein Spiel dominieren, ohne dabei zu scoren. Und er kann genauso MVP-Saisons hinlegen wie Nash es bei den Suns vorgemacht hat. Dazu kommt, dass die Celtics noch nie so gemacht waren für Rondos Spiel wie jetzt. Jetzt heißt es wirklich: run, run, run. Und er muss nicht mehr warten, bis Ray Allen irgendwann mal um irgendeinen Screen herumgelaufen kommt. Es ist ganz klar Rondos Team. Man kann auch sehen, dass sein Schuss ein wenig besser geworden ist, so ein bisschen wie bei Jason Kidd in dessen Karriere. Einzige Sorge, die ich habe, sind die Freiwürfe. Er muss wenigstens an die 70 Prozent von der Linie schießen, sonst zieht das seine Stats für mich doch zu sehr runter.

Haruka Gruber: Unabhängig von den Stats: Ist Rondo überhaupt sympathisch genug? Die Journalisten stimmen auch nach persönlichem Empfinden ab - und Rondo wird sich mit seinem Ray-Allen-Bashing oder dem Posieren für Fotos mit Anti-LeBron-T-Shirts keine Freunde gemacht haben.

 

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