Coach Cal und seine One-Hit Wonder

Von SPOX
John Calipari kurz vor der Explosion: Julius Handle will ihn beruhigen
© getty

John Calipari setzt mal wieder auf einen Haufen Freshmen. Bei Connecticut brilliert ein Babyface namens Shabazz Napier, die Badgers haben ein veritables Gene-Hackman-Double auf ihrer Seite. Florida rollt. Die Final-Four-Teams in der Vorschau.

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Kentucky: Coach Cal und seine One-Hit-Wonder

Seit 2009 ist John Calipari Headcoach der Kentucky Wildcats. Zum Amtsantritt rekrutierte er direkt mal einen der besten Jahrgänge aller Zeiten - John Wall, DeMarcus Cousins, Eric Bledsoe und Konsorten stürmten zu einem No.1-Seed und ins Elite Eight. Nach der Saison meldeten sich die besten Spieler zum Draft an.

Calipari reagierte, indem er sechs neue Freshmen rekrutierte, unter anderem den extrem umworbenen Brandon Knight. Der führte die Wildcats als Kapitän ins Final Four und meldete sich danach zum Draft an.

Kein Problem für den umtriebigen Coach: Erneut kamen vier Freshmen nach Kentucky. Irgendwie schaffte es Calipari dabei, Marquis Teague, Michael Kidd-Gilchrist UND Anthony Davis für die Wildcats zu überzeugen. Nichts besonderes, das waren der Scout-Einschätzung zufolge ja auch bloß der beste Point Guard, der beste Small Forward und der beste Spieler des gesamten Jahrgangs...

"The Brow" und seine Kollegen enttäuschten nicht und schnitten nach dem letzten Spiel des Jahres die Netze ab. Danach meldeten sich ganze sechs Spieler zum Draft - unter anderem der erste (Davis) und zweite Pick (Kidd-Gilchrist). One and done, natürlich.

2013 war ein Ausrutscher, dabei ging es mit dem erneut starken Freshmen-Jahrgang um Nerlens Noel eigentlich gut los - 17-7 lautete die Bilanz zum 12. Februar. Dann riss sich der Center indes das Kreuzband und verpasste den Rest der Saison. Die Wildcats konnten den Ausfall nicht kompensieren und verpassten erstmals unter Calipari das NCAA-Tournament. Noel meldete sich zum Draft und wurde von den Philadelphia 76ers ausgewählt, hat bis heute allerdings noch kein Spiel als Profi bestritten.

Und danach? Coach Cal wäre nicht Coach Cal, wenn er nicht wieder meisterhaft rekrutiert hätte. Unfassbare sechs All-Americans kamen nach Kentucky: Julius Randle, Andrew Harrison, Aaron Harrison, James Young, Dakari Johnson und Marcus Lee. Das Resultat ist die dritte Final-Four-Teilnahme in Caliparis kurzer Amtszeit.

Randle brilliert während des NCAA-Tournaments bisher mit 15,8 Punkten und 12 Rebounds im Schnitt. Er ist der einzige der als Top-5-Picks im kommenden Draft gehandelten Spieler, der noch im Turnier vertreten ist. Die laufende Saison wird aller Wahrscheinlichkeit nach auch für ihn die einzige am College sein, viele seiner Teammates machen vermutlich den gleichen Schritt.

Calipari wurde in den letzten Jahren häufig für seine One-And-Done-Schmiede kritisiert. Mittlerweile hat sich das etwas gewandelt, da der Coach erfrischend ehrlich mit dem Thema umgeht. "Wir müssen mit den gängigen Regeln arbeiten. Ich denke, Kids sollten mindestens zwei Jahre am College bleiben, aber das ist nicht meine Entscheidung", sagt Calipari.

"Natürlich hätte ich einige der Jungs gerne länger, auch vier Jahre. Aber ich mache niemandem einen Vorwurf, der sich dafür entscheidet, sein Glück in der NBA zu versuchen und Geld zu verdienen. Meine Unterstützung haben sie."

Klingt edelmütig, aber natürlich hat Calipari mit seiner Strategie auch viel Erfolg. Und bei aller Vorfreude auf das Spiel am Samstag gegen Wisconsin - fast genauso spannend wird es zu beobachten sein, wen Coach Cal vor der nächsten Saison wieder aus dem Hut zaubert.

UConn: Shabazz, der Maestro

Shabazz Napier ist 1,85 m groß und sieht dermaßen jung aus, dass er ohne Ausweis wohl keine Kneipe der Welt betreten dürfte. Dennoch ist der 22-Jährige der vielleicht gefährlichste Spieler im kompletten Turnier - seine durchschnittlich 23,3 Punkte, 6 Rebounds, 4,5 Assists und 2 Steals im Big Dance erzählen da nur die Hälfte der Geschichte.

Der Point Guard hat zudem nämlich ein Gefühl für das Spiel, das bisweilen an die ganz Großen der Einser-Zunft erinnert. Ähnlich wie etwa Chris Paul versucht er zunächst, seine Mitspieler zu involvieren, um dann selbst zu übernehmen, sobald das Geld auf dem Tisch liegt.

Im Elite Eight gegen Michigan State etwa machte er 17 seiner 25 Punkte in der zweiten Halbzeit und entschied das Spiel letztendlich an der Freiwurflinie.

"Man konnte ihm seinen Siegeswillen einfach ansehen. Er hat es seinem Team einfach nicht erlaubt, zu verlieren", staunte Gegenspieler Gary Harris nach dem Spiel. Keine ganz schlechten Aussichten für Connecticut, das in dieser Saison sogar schon einen Sieg gegen die schier unschlagbaren Florida Gators vorzuweisen hat. Nur echt mit Buzzer-Beater sowie 26 Punkten vom Point Guard der Huskies.

Auch der DBB-Nationalspieler Niels Giffey kann zeitweise nur über Napier staunen, obwohl er bereits seit vier Jahren mit ihm zusammenspielt: "Ich erinnere mich an diesen einen Wurf nach ungefähr vier Minuten. Ein Pull-Up Jumper. Ich bin zurück in die Defense gerannt und dachte einfach nur 'Oh mein Gott, oh mein Gott, wie hat er den denn getroffen?!'"

Napiers Zukunft ist derweil unklar. Seine College-Zeit wird bald vorbei sein, in der NBA gibt es Zweifel, ob das Leichtgewicht zwischen all den großen Jungs bestehen kann. "ESPN"-Insider Chad Ford glaubt nicht, dass es für die erste Runde reichen wird - in der Top 100 der potenziellen Picks rangiert Napier nur auf Platz 42.

Vielleicht ist Napier einer dieser Spieler, die auf dem College-Level Superstars sein können, in der NBA hingegen wenn überhaupt nur zum Nebendarsteller taugen. Eins ist jedoch klar: Abschreiben darf man Shabazz Napier niemals.

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