NBA

Erster Schultag für die Mavericks

Von Florian Regelmann
Nowitzki, Kidd, Dallas, Mavs
© Getty

Wenn die Dallas Mavericks am Dienstag offiziell ihr Training-Camp zur Vorbereitung auf die neue NBA-Saison beginnen, werden sich die Spieler wie am ersten Schultag fühlen.

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Schon die Umgebung hat nichts mit der Glamour-Welt der NBA zu tun. Dirk Nowitzki und Co. trainieren im Crum-Basketball-Center - das ist die zugegeben sehr schöne Uni-Sporthalle der Southern Methodist University.

Und wie es nun mal so ist am ersten Schultag, sieht man sich einer ganzen Reihe von Ungewissheiten gegenüber.

Die Klasse, in diesem Fall das Mavs-Team, ist zwar nahezu unverändert im Vergleich zum vergangenen Jahr, aber der Klassenlehrer ist neu. Headcoach Rick Carlisle.

Neues Playbook

Carlisle hat von Mavs-Boss Mark Cuban einen klaren Auftrag erhalten. Er soll ein Team, das im letzten Jahr durch das frühe Playoff-Aus gegen New Orleans klar das Klassenziel verpasste, wieder nach vorne bringen. Wenn möglich sogar zum ersehnten Titel führen.

Um dies zu schaffen, stehen den Mavs so einige Lektionen bevor. Carlisle hat das härteste Camp aller Zeiten angekündigt.

Zu allererst werden die Spieler mit dem neuen Playbook ausgestattet. Das dürfen sie dann auch jeden Abend mit nach Hause nehmen und auswendig lernen.

Für die Dallas-Stars eine völlig neue Erfahrung. "Das wird alles sehr interessant. Ich glaube, ich habe in den vergangenen Jahren kein einziges Mal mehr in unser Playbook geschaut", meinte Nowitzki.

Tempo-Basketball ist angesagt

Warum hätte er dies auch tun sollen? Die Spielzüge unter Ex-Coach Avery Johnson kannte er aus dem Effeff - und geändert hatten die sich in den letzten Jahren nicht mehr.

Mit Carlisle soll nun alles anders werden. Weg von der statischen Isolation-Offense und hin zum schnellen Tempo-Basketball.

Was aber nicht heißt, dass weniger Wert auf die Defense gelegt wird. Eine gute Verteidigungsleistung ist Grundvoraussetzung, um schnell spielen zu können.

Einzige Konstante: Nowitzki

Die Erfolgsformel lautet: Disziplin in der Defense, aber viel Freiheit und Kreativität in der Offense. Genau diesen schwierigen Spagat gilt es für die Mavs zu schaffen. Es wird spannend zu beobachten sein, inwieweit Rick Carlisle das Spielermaterial hat, um sein System durchzuziehen.

Mit Nowitzki hat er einen Klassenprimus, der wieder richtig heiß darauf ist, anzugreifen. Der Deutsche wird mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit eine überragende Saison spielen. Darüber muss sich Carlisle keine Gedanken machen.

Sein Problem: Nowitzkis Qualität ist so ziemlich die einzige Konstante im Mavs-Kader. SPOX nennt die größten Fragezeichen.

Jason Kidd: Der 35-Jährige ist der Schlüssel zu einer erfolgreichen Saison. Es gibt nur zwei Möglichkeiten: Entweder stellt sich der Kidd-Trade endgültig als großer Fehler heraus, dann wird Dallas versuchen, Kidd wieder zu los zu werden. Oder aber Kidd findet zu alter Form und Genialität zurück und führt die Mavs an die Spitze der Western Conference. In diesem Fall würde Cuban Kidds auslaufenden Vertrag sofort verlängern. Die Zeichen stehen gut, dass Kidd noch einmal durchstartet. Er ist immer noch der beste Improvisator und Fast-Break-Point-Guard der NBA. In Carlisles System sollen seine Stärken wieder zum Vorschein kommen.

Josh Howard: Marihuana-Geständnis, Geburtstagsparty mitten in den Playoffs, illegales Auto-Rennen, mangelnder Respekt vor der Nationalhymne - Howard produzierte Schlagzeilen ohne Ende. Aus Mavs-Sicht leider keine guten. Howard wird im Training-Camp unter genauer Beobachtung stehen. Wie er damit umgeht und ob er es packt, wieder der J-Ho zu werden, der er mal war - nämlich einer der besten Small Forwards der Liga - ist für die Mavs von entscheidender Bedeutung. Nowitzki hält zu ihm, weil er weiß, wie sehr ihm ein starker Howard helfen würde. Es ist an Howard, seine letzte Chance in Dallas zu nutzen.

DeSagana Diop: Dallas investierte 31 Millionen in einen Fünfjahresvertrag, der Diop nach einem kurzen Zwischenstopp in New Jersey nach Dallas zurück brachte. Eine Menge Geld für einen Center, der in der letzten Saison im Schnitt keine drei Punkte pro Partie machte. Aber bei Diop geht es nicht um die Offense. Sein Wert für die Mavs liegt in der Defense. Wenn er unter dem Korb abräumt, reboundet und Würfe blockt, wird das den Mavs unzählige Fast-Break-Gelegenheiten ermöglichen.

Die Bank: Kein Team kann einen Titel gewinnen, wenn es nicht die passenden Rollenspieler hat. Vor allem von einem topfitten Jerry Stackhouse erwarten die Mavs eine große Saison. Ob Eddie Jones und Devean George eine große Hilfe sein können, bleibt abzuwarten. Eine mögliche Wildcard heißt Gerald Green. Der athletische Swingman hat großes Potential, vielleicht schöpft er es in Dallas aus. Auf Draft-Pick Shan Foster können die Mavs-Fans nicht hoffen. Der Shooting Guard absolviert ein "Auslandssemester" bei Juvecaserta Basket in der italienischen Liga.

"Für mich gehören wir immer noch zu den Top-Teams der NBA. Wir müssen uns hinter niemandem verstecken", so Nowitzki.

Eine sehr optimistische Einschätzung. Wenn alle aufgeführten Fragen in der Saison positiv beantwortet werden, könnte Nowitzki Recht haben.

Allerdings fallen einem ja schon sofort einige Teams ein, die stärker erscheinen: Allein drei in der eigenen Division (San Antonio, New Orleans, Houston), aber auch die L.A. Lakers, Utah, Phoenix oder gar Portland.

Aber wer weiß schon, wie sich alles entwickelt. Es steht gerade mal der erste Schultag bevor. Zeugnisse gibt es bekanntlich am letzten.

Der Spielplan der neuen NBA-Saison

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