Zu gut fürs Team

Von Viktoria Noll
Baseball, Pitcher
© Getty

Was passiert, wenn ein Pitcher im Team ist, der besser wirft als alle anderen? Richtig, man freut sich. Oder man wirft ihn einfach raus. Für diese Variante entschieden sich einige Verantwortliche der Youth Baseball League.

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Der 9-jährige Jericho Scott aus New Haven, Connecticut ist leidenschaftlicher Baseball-Spieler. Er geht gerne zum Training und freut sich auf die Spiele seines Teams. Eigentlich nicht ungewöhnlich für einen Jungen aus den USA, wo Baseball eine der populärsten Sportarten ist.

Im Fall des kleinen Jericho ist es etwas anders, denn er ist ein guter Baseball-Spieler - zu gut, wie sich jetzt herausgestellt hat.

Fastball mit 40 mph

Der Rechtshänder wirft jetzt schon einen Fastball mit bis zu 40 mph, also knapp 65 km/h. In der Major League Baseball sind 90 mph (145 km/h) normal. Er wirft so hart, dass die Youth Baseball League seinen Trainer, Wilfred Vidro, aufgefordert hat, den Jungen nicht mehr als Pitcher einzusetzen, wie ESPN berichtet.

Als Jericho sich im letzten Spiel doch auf den Weg zur Abwurfstelle machte, packte das gegnerische Team seine Ausrüstung zusammen und verließ das Spielfeld.

Die Verantwortlichen der erst drei Jahre alten Jugend-Liga kündigten daraufhin an, das Team aufzulösen und die anderen Spieler auf die restlichen Mannschaften zu verteilen. Übertroffen wurde dieser Vorschlag nur noch dadurch, jedem Kind, das in ein anderes Team wechselt, 50 US-Dollar Honorar zu bezahlen.

Der vom Vorstand erhoffte Rücktritt Vidros blieb jedoch aus, ganz im Gegenteil, der Kampfgeist wurde dadurch erst richtig geweckt.

Talent sollte nicht bestraft werden

Der Trainer lehnte einen Rücktritt ab und das Team dachte nicht daran, sich aufzulösen. Im Gegenteil: Die Spieler und deren Eltern versammelten sich zu einer Protestaktion und forderten, Jericho wieder als Pitcher einzusetzen.

"Er hat nie jemanden verletzt. Wie kann man ein Kind dafür bestrafen, dass es zu gut ist?", wunderte sich Vidro über die Reaktion der Liga-Funktionäre.

Vor allem Jericho leidet unter der Situation: "Ich bin traurig. Ich fühle mich schuldig, dass jetzt keiner mehr spielen kann."

Besser Baseball-Feld als Straßenkind

Die Youth Baseball League weicht dennoch nicht von ihrer Linie ab und will das Team auflösen, sollte der Trainer Jericho weiter als Pitcher aufstellen.

Der Trainer und besonders Jericho's Eltern gehen nun auf die Barrikaden. "Es ist doch entmutigend, wenn einem 9-Jährigen gesagt wird, dass er zu gut ist", so seine Mutter Nicole Scott.

"Das große Ziel besteht doch darin etwas zu finden, worin man gut ist und dann auch dabei zu bleiben. Mir ist es lieber, dass Jericho den ganzen Tag Baseball spielt, als dass er auf der Straße herumlungert."

Ausschluss zum Schutz der Kinder

Der Anwalt der Youth Baseball League, Peter Noble, sieht Jericho's überdurchschnittliche Wurfhärte als Berechtigung dafür, ihn von der Abwurfstelle fernzuhalten: "Die Geschwindigkeit, mit der die Kinder konfrontiert werden, ist beängstigend für Anfänger."

Sein Vorschlag wäre, den Jungen nur auf anderen Positionen einzusetzen oder ihn in eine Liga mit älteren Spielern zu verfrachten.

Jericho's Eltern werden nun ebenfalls einen Anwalt einschalten, um ihre Möglichkeiten zu überprüfen.

"Man muss sich nicht mit Gesetzestexten auskennen um zu wissen, dass es falsch ist, das Kind zu bestrafen, weil es überragend spielt," so die erste Einschätzung des Anwalts John Williams.

Bis klar wird, ob Jericho weiter in seinem Team spielen darf, wird es noch eine Weile dauern. Bis dahin müssen die Kinder wohl auf ihr Hobby verzichten.

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