4 Schuss - 0 Treffer!

SID
Miryam Roper (M.) hat sich 2010 bei der Bundeswehr als Zeitsoldatin verpflichtet
© spox

Miryam Roper gewann bei der Judo-Europameisterschaft 2012 die Bronzemedaille (Gewichtsklasse bis 57 kg) und sicherte sich mit dem bisher größten Einzelerfolg ihrer Karriere gleichzeitig die Teilnahme an den Olympischen Spielen in London. Für SPOX berichtet die 29-Jährige ab sofort regelmäßig über ihre Erlebnisse auf dem Weg nach London. Zum Start: die Überprüfung der Schießfähigkeiten und ihre "no risks, no glory"-Entscheidung.

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Hallo liebe SPOX-Leser,

als Judoka ist natürlich mein Körper meine Waffe, als Soldatin der Sportfördergruppe steht aber auch für mich jedes Jahr die Überprüfung der Schießfähigkeiten an.

Normalerweise sieht mein Dienstplan Training oder Wettkampf vor, gewisse militärische Grundvoraussetzungen und Fähigkeiten muss aber jeder Soldat erfüllen. Auch als Sportsoldat.

Deshalb bin ich letzte Woche in meine andere Uniform geschlüpft und dann hieß es nicht "Hajime", sondern Antreten in der Kaserne, auf zum Schießplatz und möglichst ins Schwarze treffen.

Geringes Medieninteresse

Nach einer kurzen Wiederholungsausbildung im Umgang mit der Waffe, bei der leider auffiel, dass meine Grundausbildung schon einige Zeit her ist ("Irgendwas klemmt hier, eine Patrone ist weg"), ging es dann ans Eingemachte.

Aus verschiedenen Distanzen sollte ich auf eine ca. ein Meter hohe Attrappe schießen. Vier Schuss pro Station und mindestens einmal sollte das Männchen umfallen.

Dass ich überhaupt auf dem Weg nach London bin, habe ich auch der Bundeswehr zu verdanken. Durch die Sportförderung kann ich mich voll und ganz aufs Training konzentrieren und bin finanziell abgesichert. Judo ist zwar gerade bei Kindern weit verbreitet, das Medieninteresse ist in Deutschland dennoch gering.

Sponsoren sind daher rar gesät. Früher musste ich neben Studium und Volontariat immer jobben. Wenn du dann bis 2 Uhr nachts in der Kneipe arbeitest, bist du am nächsten Morgen natürlich nicht fit fürs Training.

Auch so habe ich den Sprung in die Nationalmannschaft geschafft. Hier und da hatte ich auch Erfolge. Um aber ständig an der Spitze mitkämpfen zu können, reichte es nicht.

Das Zeug zur Nummer eins

Deshalb habe ich mich 2010 bei der Bundeswehr als Zeitsoldatin verpflichtet und diesen Schritt bisher nicht bereut. Klar haben mir einige damals davon abgeraten. Schließlich war ich mit 27 nicht die jüngste für diesen Schritt und andere denken in dem Alter eher an ihr Karriereende und den Berufseinstieg, anstatt erst "Vollprofi" zu werden.

Vor allem hatte ich bis dato weder bei einer Europa- noch Weltmeisterschaft gekämpft und befand mich in der Weltrangliste irgendwo im Niemandsland. Also objektiv eigentlich nicht die weiseste Entscheidung. Aber was hilft es, nur auf den Verstand zu hören, wenn das Herz etwas anderes will. Also - no risks, no glory.

Ich wusste, wenn ich mich voll und ganz aufs Judo konzentriere, kann ich es schaffen. Ich war überzeugt, dass ich das Zeug zur Nummer eins habe.

Stichtag: 30. Juli

Der Erfolg hat mir recht gegeben. Seitdem ich bei der Sportfördergruppe bin, habe ich mich stetig nach vorne gekämpft: 2011 gewann ich meinen ersten Weltcup, gab mein Debüt bei den Europameisterschaften und wurde WM-Fünfte. Jetzt, nach Ablauf der zweijährigen Olympia-Qualifikation, bin ich da, wo ich immer hin wollte.

Ich habe mein Ticket für die Olympischen Spiele. Am 30. Juli kämpfe ich in der Gewichtsklasse bis 57 kg. Bis dahin gibt es für mich noch einiges zu erledigen. Unter anderm eben auch die Schießprüfung bestehen.

Leider hatte ich keine ruhige Hand. Schon an der ersten Station traf ich kein einziges Mal. Glorreiche Aussichten. Wie auch beim Judo ist aber auch beim Schießen alles eine Frage von Konzentration und Technik.

Nach einigem Üben lief es dann besser und ich habe sogar Silber geschossen. Pflicht erfüllt. Jetzt kann die Olympia-Vorbereitung so richtig losgehen. In den kommenden Wochen werdet Ihr also mehr von mir und meiner Road to London hören.

Bis bald,

Eure Mimi Roper

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