Beckhams Olympia-Traum spaltet Großbritannien

SID
Im Spätherbst seiner Karriere will Becks noch einmal in London spielen - bei Olympia
© Getty

David Beckham hat noch lange nicht genug. Der 36 Jahre alte Weltstar verlängerte Ende Januar seinen Vertrag beim amerikanischen Profiklub Los Angeles Galaxy bis Ende 2013. Ein sehr wichtiges Vertragsdetail erlaubt Beckham im Sommer die Teilnahme an den Olympischen Spielen in London. Es ist sein letzter großer sportlicher Traum.

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Wenn am 25. Juli das Olympische Fußballturnier beginnt, will "Becks" das neu formierte Team Großbritanniens anführen. "Ich wäre sehr gerne Kapitän dieser Mannschaft", sagte Beckham bei BBC Sport. "Weil ich mein Land schon zuvor auf dieser Ebene repräsentiert habe und weil dies eine besondere Gelegenheit ist."

Die "Over Agers"-Regelung mit bis zu drei Spielern über 23 Jahren im Kader könnte die Teilnahme Beckhams und die des 38-jährigen Ryan Giggs möglich machen. Der Waliser bildete einst bei Manchester United mit Beckham ein kongeniales Mittelfeldduo, nahm allerdings noch nie in seiner mehr als 20-jährigen Laufbahn an einem großen Turnier teil.

Beckham macht sich Hoffnungen. "Ich habe bereits mit Stuart Pearce gesprochen", verriet er am Rande einer Pressekonferenz in Los Angeles. "Aber es ist noch nicht entschieden, ob ich nominiert werde." Für Beckham als Routinier bei Olympia sprechen neben seiner immensen Popularität vor allem seine Verdienste rund um die Spiele.

Beckham diente London als Olympia-Botschafter

Im Jahr 2005 trat der gebürtige Londoner bei der erfolgreichen Vergabe in Singapur als Botschafter auf, 2008 wirkte er als Werbeträger bei der Olympia-Schlussfeier in Peking mit. Der Autor Tom Watt schrieb als Ghostwriter mit Beckham 2003 "My Side", das erfolgreichste Fußballbuch Großbritanniens.

"David Beckham ist für diese Spiele schon im Vorfeld eine immens wichtige Persönlichkeit gewesen", sagte Watt der dapd Nachrichtenagentur. "Es geht um Fußball, Patriotismus und darum, Teil von etwas ganz Großem zu sein." Auch der britische Olympia-Coach Pearce setzt auf Beckham. "Die Tatsache, dass er weiter in den USA spielen wird, garantiert ihm eine optimale Spielpraxis für Olympia", sagte Pearce bei Sky Sports News.

Hoch im Kurs steht Beckham zudem bei den britischen Buchmachern. Die Wettbüros favorisieren ihn als finalen Fackelläufer bei der Eröffnungsfeier am 27. Juli. Kritiker sehen Beckham vor allem als Zugpferd, um den traditionell schleppenden Ticketverkauf des Fußballturniers anzukurbeln. Die Zeitung "Daily Telegraph" unkte: "Der Zynismus bei Beckhams olympischen Ambitionen liegt darin, dass gerade er Dinge wie Divengehabe und Show in den Fußball brachte."

Tom Cannon, Fußball-Ökonom an der Universität Liverpool, bezeichnete Beckhams Olympia-Chance als "letztes Hurra eines Fußballstars" und fürchtet riesigen PR-Rummel. "Die Marke Beckham ist in die Jahre gekommen. Natürlich will man sie bei Olympia noch einmal kräftig inszenieren", sagte Cannon dem TV-Sender Channel 4.

Die erste britische Olympia-Auswahl seit 1960

Bestseller-Autor Watt ("A Beautiful Game") sieht es anders. "Seine Teilnahme würde dem Olympischen Fußballturnier eine hohe Aufmerksamkeit bescheren." Auch das Internetportal "footballspeak.com" wünscht sich Beckham neben Giggs im "Team GB". "Es kann nicht schaden, zwei der berühmtesten britischen Spieler an Bord zu haben, denn sie haben noch den Willen, auf Top-Level Leistung zu bringen."

Giggs bestritt mehr als 900 Spiele für Manchester United und gewann mit den "Red Devils" zwölf Mal die englische Meisterschaft. Beckham absolvierte seit 1996 insgesamt 115 Länderspiele für England und nahm an drei WM-Endrunden teil. Mit Manchester United (bis 2003), Real Madrid und LA Galaxy (seit 2007) gewann Beckham stets mindestens einmal den Meistertitel.

Der Mittelfeldspieler gehört zu den 184 Akteuren, die der englische Fußball-Verband (FA) zur Bildung der ersten britischen Olympia-Auswahl seit 1960 angeschrieben hatte. Für die Oldies wäre ein Olympia-Start in London und den anderen Städten die Erfüllung eines letzten Traums, doch ob die Ikonen des Insel-Fußballs wirklich zum Zug kommen, steht noch in den Sternen.

David Beckham im Steckbrief

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