"Stelus" letzte Dienstreise

SID
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© Getty

Heidelberg - Für Stelian Moculescu ist es die letzte Dienstreise als Bundestrainer, für den Deutschen Volleyball-Verband der Aufbruch in die Zukunft der Nationalmannschaft.

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Wenn die DVV-Auswahl zum ersten Mal zu Olympischen Spielen aufbricht, nimmt sie die schwelende Debatte um die Nachfolge ihres scheidenden Coaches mit nach Peking. "Ich hinterlasse eine gemachte Mannschaft, die man weiterführen muss. Das ist ein bestelltes Haus", sagt Moculescu, der nach neun Jahren seine zweite Amtszeit als Bundestrainer beenden will.

Der Abschied auf dem sportlichen Höhepunkt falle ihm nicht schwer, behauptet der Meistermacher des VfB Friedrichshafen. "Wenn es am schönsten ist, soll man gehen. Es ist Zeit für einen Wechsel", meint der 58-Jährige, der sich künftig ganz auf seine Aufgabe beim Top-Club vom Bodensee konzentrieren will.

Mit der Olympia-Teilnahme, die sich das deutsche Team im Mai in einem Herzschlag-Finale in Düsseldorf sicherte, sei seine Mission erfüllt. "Ich habe dieses Riesenziel, dass ich mir vorgenommen habe, geschafft. Damit ist der Kreis geschlossen. Peking ist Zugabe", erklärt der gebürtige Rumäne.

Trennung fällt schwer

Seinen Schützlingen, die er zur verschworenen Spitzenmannschaft geformt hat, fällt der Gedanke an die bevorstehende Trennung schwer. "Viele Spieler haben super davon profitiert, dass er da war. Es werden Tränen fließen, wenn er geht", sagt Kapitän Björn Andrae.

Diagonalangreifer Jochen Schöps berichtet gar von internen Bemühungen, Moculescu noch umzustimmen. "Es wäre schön, wenn er weitermacht. Es wird nicht so einfach, einen Nachfolger zu finden", sagt der 24-Jährige, dem bei Olympia eine Schlüsselrolle zufällt.

Hoffnung auf einen plötzlichen Sinneswandel bei Moculescu gibt es jedoch kaum. "Wer Stelu kennt, weiß, wenn er eine Entscheidung trifft, dass sie dann auch feststeht", meint Andrae.

"Um Gottes Willen", rief der Bundestrainer jüngst auf die Frage nach einer Fortsetzung seiner Tätigkeit. Zu groß ist die Verbitterung über die oft schwierige Zusammenarbeit mit dem DVV. Zu tief wohl auch die Wunden nach der langanhaltenden Kritik, die 2005 beinah im Rauswurf gipfelte. Nur die Mannschaft rettete ihrem Coach damals mit ihrem Veto den Job.

Suche nach dem Nachfolger

Gerade dieses innige Verhältnis zwischen "Stelu" und seinen Mannen macht die Suche nach dem künftigen Cheftrainer nicht leichter. "Wir müssen den Richtigen finden, der die Mannschaft auch emotional erreicht", sagt DVV-Präsident Werner von Moltke.

Erste Gespräche mit Kandidaten wurden bereits geführt, neben deutschen Trainern wie Michael Warm vom SCC Berlin stehen auch ausländische Übungsleiter auf der Liste des Verbands.

"Man hört viele Namen. Es wäre clever, wenn man die Spieler fragt, was sie denken", fordert Kapitän Andrae ein Mitspracherecht für das Team. Moculescu selbst will sich nicht aktiv die Diskussion um seinen Amts-Erben einmischen: "Wenn man mich fragt, werde ich etwas sagen. Wenn nicht, dann eben nicht."

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