UFC

Stimmung wie beim WM-Finale

Von Oliver Copp
Der gefeierte Held von UFC 134: Anderson Silva
© ufc

Mit einem Dreifachsieg der brasilianischen Lokalmatadoren Anderson Silva, Mauricio "Shogun" Rua und Antonio Rodrigo Nogueira geht UFC 134 als die Initialzündung der UFC-Ära in Brasilien in die Geschichtsbücher ein. Insgesamt 30 Millionen Brasilianer verfolgten das Ereignis live im Fernsehen, während 14.000 Glückliche in der Halle eine Stimmung erzeugten, die einem Fußball-WM-Finale in nichts nachstand.

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Mittelgewichtsmeister Anderson Silva holte sich gegen Yushin Okami seinen 14. UFC-Sieg in Folge, verteidigte seinen Gürtel zum zwölften Mal in Folge und ist nach fünf Jahren in der Liga immer noch unbesiegt - alles Rekorde.

Die Art und Weise, wie er Okami deklassierte, erweckte Erinnerungen an Silvas legendären Kampf gegen Forrest Griffin vor zwei Jahren, in welchem er die Fäuste auf Hüfthöhe hängen ließ, Griffins Schlägen in Matrix-Manier auswich und den früheren Weltmeister mit Jabs zur Strecke brachte.

Die erste Runde der Titelverteidigung nutzte Silva, um Okamis Beinarbeit und Schlagtaktiken zu analysieren. Er machte selbst wenig und verteidigte sich nur im Clinch an den Käfig gepresst mit gezielten Kniestößen zum Körper, die den Herausforderer dazu brachten, den Clinch zu brechen.

Bilderbuch-Headkick trifft Okami

Buchstäblich am Ende der Runde brachte Silva seine erste offensive Aktion ins Ziel: einen Bilderbuch-Headkick, der Okami im Nacken traf und offenkundig völlig demoralisierte.

Nach einer starken Leistung in Runde eins war Okami zu Beginn der zweiten Runde wie ausgewechselt. Anstatt Druck zu machen, wurde er ein ums andere Mal getroffen.

Der Weltmeister schickte ihn mit einem gezielten Jab zu Boden, und obwohl nicht klar war, ob Okami benommen war oder es nur vorgab zu sein, ging Silva kein Risiko ein, trat einige Schritte zurück und bedeutete Okami, wieder aufzustehen.

Wenig später wich der Rekordmeister einem weiteren Schlagversuch Okamis aus, traf ihn mit einem verheerenden Jab und beendete die Titelambitionen des Japaners nach nur 2:04 Minuten der zweiten Runde.

Beliebtester Sport neben Fußball

Die Klarheit, mit der Silva seinen Herausforderer besiegte, zeugt davon, dass er seinen sportlichen Höhepunkt auch im Alter von 36 Jahren noch nicht überschritten hat. Okami ist ein zäher, ausgesprochen kompetenter Kämpfer, aber er wirkte in Rio wie ein Amateur, der gegen einen erfahrenen MMA-Profi antritt.

Mit seinen neuen Sponsoren im Rücken hat Anderson Silva das Zeug dazu, in seinem Heimatland zum Gesicht des nun beliebtesten Sports neben Fußball zu werden. In einem Zeitalter, in dem kaum ein Weltmeister seinen Gürtel auch nur zweimal verteidigen kann, muss man Silva fast schon unumstritten als die Nummer eins des MMA-Sports sehen.

Auch einem anderen prominenten Brasilianer, Ex-Weltmeister Mauricio "Shogun" Rua, gelang es, an diesem Abend eine Scharte auszuwetzen, die ihn seit Jahren verfolgt hatte.

Rua verlor in seinem UFC-Debüt vor vier Jahren wenige Sekunden vor Ende der dritten Runde durch Aufgabe gegen Forrest Griffin. Shogun, der damals mit 4:1 favorisiert wurde, konnte sich in Rio revanchieren, indem er Griffin nach 1:53 Minuten der ersten Runde durch technischen Knockout besiegte.

Nogueira dreht auf

Es war offensichtlich, dass Griffin mit dem Kopf nicht bei der Sache war - manche würden auch sagen: mit dem Herzen. Für Rua war ein Sieg in Rio nicht nur aus sentimentalen Gründen ausgesprochen wichtig, denn nun positioniert er sich für einen potentiellen Rückkampf gegen Weltmeister Jon Jones - eine weitere dunkle Wolke, die der Brasilianer hinter sich herzieht.

Die Schwergewichtslegende Antonio Minotauro Nogueira stand mit dem Rücken zur Wand. Nach zwei demoralisierenden Niederlagen gegen den heutigen Weltmeister Cain Velasquez und Frank Mir gab es berechtigte Zweifel daran, ob der heute 35-Jährige überhaupt noch ins Octagon steigen sollte.

Die vielen Schlachten, die er sich in teils kurzem Abstand in Japan geliefert hatte, hatten ihre Spuren hinterlassen: kaputte Ellenbogen, Hüftgelenke und Kniegelenke. Nach einer 16-monatigen Pause und etlichen Operationen war die Welt nun gespannt, ob Nogueira noch einmal durchstarten kann oder endgültig zum alten Eisen gehört.

Kein Moment wurde von den Menschen in der Halle mehr bejubelt als der, an dem das alternde Jiu-Jitsu-Ass Brendan Schaub mit einer Rechten anklingelte. Nogueira witterte die Gefahr, in der sich sein Gegner befand, und drehte unter frenetischem Beifall der 14.000 in der Halle auf.

Knockout nach 40 Sekunden

An diesem Abend sollte ihm niemand mehr die Butter vom Brot nehmen. Nach 3:09 Minuten der ersten Runde brach der Ringrichter den Kampf ab, und Antonio Rodrigo Nogueira erzielte den nach eigenen Worten wichtigsten Sieg seiner Karriere - nur rund drei Kilometer von seiner Wohnung und acht Kilometer von seiner MMA-Schule entfernt. Manchmal hat eben auch die Realität ein Happy Ending.

Edson Barboza setzte sich knapp durch geteilte Punktrichterentscheidung gegen den Briten Ross Pearson durch. Stanislav Nedkov besiegte Luiz Cane überraschend nach 4:20 Minuten der ersten Runde durch TKO. Thiago Tavares konnte sich nach 2:51 Minuten der zweiten Runde vorzeitig gegen den Veteranen Spencer Fisher behaupten.

Rousimar Palhares schlug Dan Miller nach Punkten. Paulo Thiago gelang dasselbe gegen David Mitchell, sowie Raphael Assuncao gegen Johnny Eduardo. Erick Silva holte sich nach nur 40 Sekunden den schnellsten Knockout des Abends gegen Luis Ramos. Yuri Alcantara besiegte Felipe Arantes nach Punkten, und im Eröffnungskampf des Abends sicherte sich Yves Jabouin einen geteilten Punktsieg gegen Ian Loveland.

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