Kerber: "Ich fühle mich ein bisschen leer"

SID
Angelique Kerber scheiterte im Viertelfinale an Sara Errani aus Italien
© Getty

Um zu erkennen, auf welchem Niveau sich Angelique Kerber inzwischen bewegt, genügt ein Blick in die Matchstatistik in diesem Jahr. In weniger als sechs Monaten kommt die beste deutsche Tennisspielerin auf 48 Partien. Niemand auf der Frauen-Tour hat 2012 mehr Einzel bestritten als die Weltranglisten-Zehnte aus Kiel. Die Nummer eins der Welt nicht, Victoria Azarenka (42), nicht Maria Scharapowa (39) und schon gar nicht Serena Williams (30).

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Zum Vergleich: 2011 kam Kerber auf 37 Begegnungen im ganzen Jahr. "Mein Körper merkt das auch", sagte die 24-Jährige nach ihrer Viertelfinale-Niederlage gegen die Italienerin Sara Errani bei den French Open am Dienstag: "Ich fühle mich ein bisschen leer."

Es liegen anstrengende Wochen hinter Kerber, aber auch aufregende. Mit zwei Turniersiegen in Paris und Kopenhagen hat sich die Linkshänderin als siebte Deutsche unter die besten Zehn Tennisspielerinnen der Welt gespielt und ganz neue Erfahrungen gemacht: Sie ist aus der Anonymität ins Rampenlicht aufgestiegen.

Plötzlich wollen viele Menschen etwas von ihr. Es hat so viele Anfragen für Interviews und Shootings gegeben, sagt ihr Manager Aljoscha Thron, "dass Angelique während Paris acht Stunden am Tag hätte mit der Presse sprechen können."

Kerber, Lisicki und Petkovic für Olympia qualifiziert

Alles ist neu. "Und deshalb ist es nun wichtig, dass sich Angelique auch mental erholt", sagt die Fed-Cup-Chefin Barbara Rittner der Nachrichtenagentur dapd. Sie habe ein langes Gespräch mit ihr nach der Partie gegen Errani geführt.

"Ich habe Angie geraten, jetzt erst einmal eine Auszeit zu nehmen, um alles zu verarbeiten. Körperlich wird sie das alles gut wegstecken, aber sie braucht jetzt auch wieder neue Trainingsreize für die nächsten Aufgaben im zweiten Halbjahr."

Kerber will Rittners Rat beherzigen und die nächsten Tage bis zum Start beim Rasenturnier in Eastbourne in zwei Wochen "lockerer angehen lassen", wie sie sagt.

Die Rasensaison ist in diesem Jahr eine Woche länger, weil nach Wimbledon gleich der nächste Höhepunkt folgt: Am 28. Juli beginnen in London an der Church Road die Tenniswettbewerbe der Sommerspiele. Kerber wird sicher dabei sein.

Auch Sabine Lisicki wird spielen, vielleicht sogar Andrea Petkovic, die nach ihrem doppelten Bänderriss mit dem Rehaprogramm begonnen hat und von einer Teilnahme bei Olympia träumt. Bei Julia Görges und Doppelspezialistin Anna-Lena Grönefeld hängt viel davon ab, wie der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) entscheidet und ob er der Empfehlung des Deutschen Tennis Bundes (DTB) folgen wird.

Kerber erarbeitet sich in Paris den Respekt der Kolleginnen

Die Kriterien des DOSB sind strenger als die vom Tennis-Weltverband ITF, was viele aus der Szene kritisieren. Dem Vernehmen nach sollen bei den Männern Philipp Kohlschreiber im Einzel und Philipp Petzschner im Doppel an der Seite von Christopher Kas spielen. Aber vielleicht kommt es auch ganz anders. Wer weiß das schon?

Kerber sagt das, was viele Sportler sagen, wenn sie von Olympia sprechen: "Für mich erfüllt sich ein Kindheitstraum. Für einen Sportler kann es nichts Größeres geben, als mit den anderen hinter der Fahne ins Stadion einzulaufen." Ihre Chancen auf eine Medaille sind nicht abwegig. Sie bringt alles mit, um auf Rasen erfolgreich zu spielen. Kerber spielt flach, schnell und bewegt sich sehr gut auf den Beinen.

Dass die Linkshänderin in Paris auf Sand, was nicht ihr Lieblingsbelag ist, das Viertelfinale erreicht hat, imponiert auch Rittner. "Mit ihrem Kampfgeist hat sie sich viel Respekt unter den Kolleginnen erarbeitet", sagt die 41-Jährige.

Kerbers neues Markenzeichen soll sie noch weiter nach oben in der Weltrangliste führen, in der sie sich in der nächsten Woche wohl um ein, zwei Plätze verbessern wird. "Ich freue mich auf die Rasensaison und bin selbst gespannt, was dabei herauskommt." So spricht jemand, der viel Selbstvertrauen hat und an sich und seine Fähigkeiten glaubt.

Die WTA-Weltrangliste

 

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