"Lassen uns nicht unter Druck setzen"

SID
Matthias Rath will beim CHIO in Aachen zusammen mit seinem Pferd Totilas die Weltelite dominieren
© Getty

Am Samstag nahm Matthias Rath an der Universität in Frankfurt am Main sein Bachelor-Zeugnis entgegen. Nun kann sich der studierte Betriebswirt ganz auf die Arbeit mit Wunderpferd Totilas konzentrieren. Beim CHIO in Aachen will das neue deutsche Traumduo erstmals die komplette Weltelite besiegen - auch, wenn die Vorbereitungen durch kuriose Begebenheiten gestört wurden.

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Frage: Wie waren die ersten Wettkämpfe mit dem Wunderpferd?

Matthias Rath: Ich bin zufrieden. Wir haben drei Turniere bestritten, und es lief besser, als ich dachte. Es war schön, in Wiesbaden Vize-Weltmeisterin Laura Bechtolsheimer zu schlagen. Und das mit komfortablem Vorsprung.

Frage: In Aachen treffen Sie zum ersten Mal auf die geballte Weltelite.

Rath: Ja, Aachen wird einen Tick spannender. Es sind alle Stars der Szene da. Laura, Adelinde Cornelissen mit Parzival und Steffen Peters aus den USA mit Ravel. Das ist eine bessere Besetzung als bei Europameisterschaften. Dennoch bleibe ich ruhig und bereite mich vor wie immer.

Frage: Trotz des Rummels bleiben Sie ruhig. Wie schaffen Sie das?

Rath: Die Nervenstärke resultiert aus der Gruppe von Menschen, die mich umgibt. Sowohl meine Eltern als auch meine Geschwister und meine Freundin gehen so natürlich wie immer mit mir um. Auch Paul Schockemöhle als Mitbesitzer von Totilas baut keinen Druck auf. Als es in Wiesbaden Probleme gab, rief er mich gleich an und sagte, dass er als Springreiter auch oft einen Abwurf hatte. Diese Einstellung ist es, die mir weiterhilft. Bei uns gilt die Maxime: Wir lassen uns nicht unter Druck setzen, sondern machen das alles zunächst nur für uns.

Frage: Verfolgen Sie denn die Berichterstattung in den Medien?

Rath: Die Medien-Resonanz rund um Totilas ist beeindruckend und für den Reitsport eine große Chance. Und es ist doch normal, dass es auch hier Kritiker gibt, die gibt es in jeder Sportart.

Frage: Und die Attacken im Gästebuch auf Ihrer Website. Lässt Sie das kalt?

Rath: Eigentlich schon. Ich will nichts verbieten. Jeder soll seine Meinung haben. Ich finde es blöd, wenn sich die User untereinander bekriegen. Deshalb habe ich einen Hinweis gemacht, dass es nicht zu Beleidigungen kommen darf.

Frage: Haben Sie schon den früheren Totilas-Reiter Edward Gal getroffen?

Rath: Ich habe ihn Anfang des Jahres beim Turnier in Amsterdam kurz gesehen. Meine Stiefmutter Ann Kathrin Linsenhoff hat ihm angeboten, Totilas bei uns zu besuchen. Wie er einigen Medien erzählt hat, will er dieses Angebot auch wahrnehmen. Er hat sich bislang aber noch nicht gemeldet.

Frage: Können Sie die Verärgerung der niederländischen Fans verstehen?

Rath: Eigentlich nicht so richtig. Der Verkauf von Pferden gehört im Reitsport dazu. Springreiter Marcus Ehning hat vor einigen Jahren sein Top-Pferd Plot Blue in der Schweiz gekauft. Da fragt ja auch keiner nach, ob er noch Kontakt zu dem Schweizer Ex-Besitzer hat.

Frage: Ihre Kür hat zuletzt für Wirbel gesorgt, weil sie die spiegelverkehrte Variante von Gals Kür war. Gibt es in Aachen Veränderungen?

Rath: Das Prozedere hat länger gedauert als gedacht. Ende Februar wollte Techno-DJ Paul van Dyk eine Choreografie fertig haben. Da waren wir noch gar nicht so weit. Deshalb haben wir die Choreografie erst einmal an Edwards Kür angelehnt. Das ist übrigens nicht verboten. Für Aachen haben wir jetzt aber eine komplett andere Kür vorbereitet - zur gleichen Musik von van Dyk.

Frage: Wie gehen Sie persönlich mit dem Rummel um?

Rath: Ja, das ist deutlich mehr geworden. In den vergangenen Jahren mit Sterntaler gab es das nur bei deutschen Meisterschaften oder bei Championaten, doch jetzt ist der Rummel überall. Ich versuche, alle Wünsche so weit wie möglich zu erfüllen.

Frage: Gab es auch kuriose Momente?

Rath: Ja, das Verrückteste war ein Vorfall im Mai. Ich bekam einen Anruf von Paul Schockemöhles Hengststation, dass da ein Pferdefreund sei, der unbedingt Totilas sehen müsste. Ich sagte erst, ich hätte keine Zeit. Als die aber nicht locker ließen, willigte ich ein. Einige Stunden später stand der Mann auf unserem Schafhof, war 450 Kilometer mit dem Auto gefahren war, nur um seiner Frau Totilas zu zeigen. Es war ein Geburtstagsgeschenk für sie. Wir gingen zum Stall, und als wir vor Totilas standen, fragte er mich, ob ich mal kurz verschwinden könnte. Er hat sich dann vor sie hingekniet und ihr einen Heiratsantrag gemacht - im Beisein von Totilas.

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