New-York-Marathon durch verwüstete Großstadt

SID
Trotz schwerer Schäden soll der Marathon durch New York auch dieses Jahr stattfinden
© Getty

Typischer hätte Amerika nicht antworten können. Nachdem der Hurrikan "Sandy" halb New York verwüstet hat, beschwören die Organisatoren nun die ganz großen Gefühle, um den weltweit berühmtesten Marathon zu retten.

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Trotz des Anreise-Chaos werden am Sonntag kurz nach 15.00 Uhr/MEZ wohl mehr als 40.000 Läufer an der Verrazano Narrow Bridge stehen und dann zugleich für Wiederaufbau und Kommerz durch "Big Apple" rennen.

Weil die Proteste rund um den Marathon im Schatten von Dutzenden Toten und vielen Tausend Obdachlosen zuletzt täglich heftiger geworden sind, führt Renndirektorin Mary Wittenberg den Marathon vor elf Jahren nach dem amerikanischen Schicksalstag 11. September ins Feld: "An diesem Tag waren nicht die Zuschauer für die Läufer da, die Läufer waren für die Stadt da. Und dieser Lauf jetzt löst bereits ähnliche Gefühle aus."

Wirtschaftliche Interessen im Fokus

Ganz im Sinne von New Yorks Bürgermeister Michael Bloomberg. Der hatte am Mittwoch seine Entscheidung, die 43. Auflage des weltgrößten Marathon-Events durchzuziehen, damit begründet, dass seine Stadt symbolisiert, sich in schweren Zeiten nicht aus der Bahn werfen zu lassen. Außerdem gab er aber auch "einen wichtigen wirtschaftlichen Faktor" zu.

Zunächst bringen die Marathonis viel Geld in die Millionen-Metropole. Und durch die landesweiten TV-Live-Bilder werden nicht nur die Sponsoren präsentiert, sondern es wird auch das Image der Stadt aufgewertet.

Gerade der kommerzielle Aspekt wird in den Stunden vor dem Rennen immer wieder attackiert. "Warum werden mehr als 40.000 Menschen in einem Moment beherbergt, wo so viele Menschen hier eine Bleibe suchen?", wird in der "New York Times" gefragt. Und: "Warum wird eine Menge Strom für Zeitmessung und Logistik des Marathons verwandt, wo gleichzeitig Zigtausende ohne Energie und Heizung auskommen müssen?"

Millionenschwere Hilfsfonds

Die Organisatoren bemühen sich mit Gesten, die Dollarzeichen in ihrer Aura zu verwischen. Die Parade der Nationen genannte Eröffnungsparty mit Feuerwerk und allerlei Tamtam ist inzwischen abgesagt.

Zudem sollen exakt 26,20 Dollar des stolzen Startgeldes von 347 Dollar (umgerechnet 267 Euro) in einen Wiederaufbau-Fonds gesteckt werden, der bei hochgerechneten 40.000 Läufern eine Million Dollar erbringen würde. Zudem haben einige Topsponsoren des Laufes bereits weitere Spenden in Millionenhöhe angekündigt.

Während damit gerechnet wird, dass ein Teil der per Einladung sowie Wartelisten in alle Welt verteilten Startnummern wegen des durch "Sandy" verursachten Verkehrschaos im Luftraum, der U-Bahn und auf den Fähren ungenutzt in den Depots liegen bleiben (unter den zehn größten Marathonrennen der Welt belegt New York die ersten sieben Plätze, Rekord sind 47.323 Läufer im Jahr 2011), sind die Stars der Szene am Start.

Olympiasiegerin Tiki Gelana (Äthiopien) rennt ebenso um die Rekord-Siegprämie von 130.000 Dollar (fast exakt 100.000 Euro) wie die beiden mit Bestzeiten unter 2:04 Minuten in Weltrekordnähe angereisten Kenianer Wilson Kipsang Kiprotich (Olympia-Dritter von London) und Moses Mosop sowie Gebre Gebremariam (Äthiopien), der vor zwei Jahren in New York siegte.

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