"Dann legt ein Oligarch zwei Mio. auf den Tisch"

Von Für SPOX in Slowenien: Haruka Gruber
DBB-Präsident Ingo Weiss (l.) mit seinem Coach Frank Menz
© imago
Cookie-Einstellungen

SPOX: Ärger gab es hingegen mit der FIBA. Deutschland ging bei der Vierer-Bewerbung um die EM 2015 mit Frankreich, Italien und Kroatien leer aus, stattdessen bekam Ukraine den Zuschlag. Ist Ihre große Verärgerung von damals verraucht?

Weiss: Nein, es ist selbst zwei Jahre später noch immer enttäuschend. Es hätte nicht sein sollen. Allerdings: Vielleicht ist es sogar gut, wie es lief.

SPOX: Wieso das?

Weiss: Wer weiß, was passiert wäre, wenn wir die FIBA-Verträge blind unterschrieben hätten? Es ging um eine geforderte Garantie von 8 Millionen Euro. Die Ukraine ist aber immer noch mit 2 Millionen Euro im Rückstand, die sie zahlen müssen. Sie versprachen alles, nichts wurde gehalten. Jetzt müssen wir abwarten, bis die Ausschreibung für die EM 2017 herauskommt.

Power Ranking: Alle jagen Spanien!

SPOX: Gibt es Gedankenspiele des DBB zur EM 2017?

Weiss: Wenn eine WM oder EM ausgeschrieben wird, überlegen wir immer. Gerade in dieser heutigen Zeit. Angesichts der Wirtschaftskraft von Deutschland würde eine Großveranstaltung Sinn machen. Das letzte große Turnier bei den Männern war die EM 1993 und bei den Frauen die WM 1998. Nur: Die Rahmenbedingungen müssen passen. Die FIBA wollte zur EM 2015 nicht nur die 8 Millionen Euro versprochen haben, sondern zusätzlich 19 Prozent Mehrwertsteuer. Weil die Übertragungsrechte auch bei der FIBA liegen, stehen uns dem gegenüber nur Zuschauereinnahmen und eventuelle Zuschüsse vom Staat.

SPOX: Sollte die Ukraine in weitere Schwierigkeiten geraten und sogar die Ausrichtung der EM 2015 in Gefahr sein: Würde der DBB einspringen?

Weiss: Denkbar ist wie immer alles, daher wäre es nicht komplett ausgeschlossen. Ich glaube dennoch nicht, dass sich die Ukraine die Blöße gibt. Es gibt es paar Oligarchen und am Ende des Tages legt einer von ihnen die 2 Millionen Euro auf den Tisch. Die Problematik ist nur: Es wird immer enger und die EM 2015 ist schon übermorgen. Daher sollte man sich zum Beispiel überlegen, ob wirklich noch die 6 neuen Hallen gebaut werden, die zugesichert wurden. So langsam sollte man damit anfangen.

SPOX: Der DBB wäre gesprächsbereit?

Weiss: Da will ich nichts dazu sagen, das wäre der Ukraine gegenüber unfair. Ich freue mich auf die Basketball-EM in der Ukraine, nicht weniger und nicht mehr. Alles andere müssen die Verantwortlichen bei der FIBA bereden.

SPOX: Wären Sie überhaupt der Ansprechpartner des DBB für die FIBA? Am 10. September stellt sich DOSB-Präsident Thomas Bach der Wahl zum neuen IOC-Präsidenten - und Sie gelten wiederum als möglicher Bach-Nachfolger.

Weiss: Es gibt genug andere mit Ambitionen in die Richtung. Darüber werden wir im DOSB reden, wenn der 10. September vorbei ist, um zu entscheiden, wer welche Position einnimmt. Ich persönlich fühle mich als DBB-Präsident sehr wohl und sehe mich als Teil des jungen DBB-Teams, das sich im Aufbau befindet. Mir macht die Arbeit großen Spaß und ich hoffe, dass die anderen mit mir zufrieden sind. Ich stelle mich 2014 gerne erneut zur Wahl.

SPOX: Sie sind einer der Shootingstars des deutschen Sport-Funktionärswesens. Obwohl Sie im Oktober erst 50 Jahre alt werden, sind Sie bereits DBB-Präsident, DOSB-Präsidiumsmitglied und Vorsitzender der Deutschen Sportjugend. Reizt mittelfristig der Posten des DOSB-Präsidenten?

Weiss: Irgendwann stellt sich natürlich die Frage: Wo kann man noch helfen? Wo kann man sich engagieren? Ich habe das Gefühl, dem DBB hier und da noch helfen zu können. Vielleicht kommt mal der Zeitpunkt, an dem man eine andere Bahn einschlägt. Aber das ist alles Theorie. Ich stehe dazu: Ich habe nie bewusst geplant, ein bestimmtes Amt zu übernehmen. Der damalige DBB-Präsident Roland Geggus kam zu mir und sagte, dass er amtsmüde sei und ich das Amt übernehmen soll. Ich war zunächst überrascht und musste eine Nacht darüber schlafen. Daher: Ich lasse zukünftig alles auf mich zukommen.

SPOX: Träumt man als Jugendlicher eigentlich davon, Funktionär zu werden?

Weiss: Ich habe früher selbst Baskeball mit viel Freude gespielt, doch dann musste ich mir die Frage stellen, was ich noch werden könnte in der Sportart. Erste Option: Schiedsrichter. Zweite Option: Trainer. Dritte Option: Funktionär. Ich probierte daher alles aus: Ich war Schiedsrichter - und wurde andauernd bespuckt und beschimpft als Idiot. Ich war Trainer - und obwohl es großen Spaß machte, wurde man für alles zum Sündenbock gemacht. Daher wurde ich Funktionär. Nicht ganz ernstgemeint: Als Funktionär kann ich Schiedsrichter beschimpfen und Trainer rausschmeißen. Daher ist es der beste Job. (lacht)

Der Spielplan der EuroBasket 2013

Artikel und Videos zum Thema