Nicht schön, aber erfoglreich

Leon Radosevic und die Berliner können für die nächste Gruppenphase planen
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Es war keine Glanzleistung, die das Team von Sasa Obradovic gegen CSP ablieferte, aber die brauchte es auch nicht. Dank eines 71:65-Erfolgs (BOXSCORE) steht Alba vorzeitig im Top 16 der Euroleague. Im ausverkauften Hexenkessel von Limoges gewannen die Berliner dank einer überzeugenden Leistung unter den Brettern und der Wurfschwäche des Gegners.

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Im Duell der Tabellenführer aus Deutschland und Frankreich begannen beide Teams sehr nervös, was sich aber unterschiedlich auf dem Spielfeld äußerte. Berlin verzeichnete im ersten Viertel insgesamt 8 Turnover und kam überhaupt nicht in einen offensiven Rhythmus.

Limoges konnte daraus aber kein Kapital schlagen. Die Franzosen passten zwar besser auf den Ball auf, waren aber aus dem Feld kälter als kalt und erzielten im ersten Abschnitt lediglich 11 Zähler.

Im Verlauf der ersten Halbzeit fand Alba besser ins Spiel, lief geordnetere Angriffe und konnte sich mit einem 12:3-Lauf absetzen. Viele Pfiffe zerstörten den gerade entstandenen Spielfluss, Leo Westermann sorgte mit einem Stoß gegen Akeem Vargas für den negativen Höhepunkt des Spiels, bekam dafür aber nicht einmal ein Foul gepfiffen.

Das Team von Jean-Marc Dupraz kam mit ordentlich Dampf und gesteigertem Einsatz aus der Kabine und übernahm zu Beginn des dritten Viertels die Führung. Alba zeigte die nötige Reaktion und konterte mit einem 10:3-Lauf.

Als es im Schlussabschnitt noch einmal eng zu werden drohte, konnten sich die Berliner auf Jamel McLean sowie Vojdan Stojanovski verlassen - und auf die Wurfschwäche von Limoges.

Das Rebound-Duell ging deutlich an die Berliner (41:26) - im Vergleich zu den vorangegangenen Spielen eine klare Verbesserung. Dass die Mannschaft von Sasa Obradovic dem Gegner kaum zweite Wurfchancen ermöglichte und selbst solche kreierte, war ein entscheidender Grund für den Erfolg.

Bedanken konnten sich die Berliner auch bei ihren Gegenspielern, die sie mit 19 Turnovern und einer miesen Freiwurfquote (52 Prozent) ungestraft davonkommen ließen. Allerdings war die Wurfquote mit 46 Prozent durchaus in Ordnung, Limoges traf nur 37 Prozent seiner Würfe.

Für Alba bedeutet der Erfolg den sicheren Einzug in die Top 16 - nach dem Ausscheiden von Bayern München sind die Albatrosse das letzte verbliebene deutsche Team im Wettbewerb.

Die Reaktionen:

Sasa Obradovic (Coach Alba): "Der Start war wirklich schwierig und die Wichtigkeit des Spiels führte zu Nervosität auf beiden Seiten. Es war wichtig, dem Druck Stand zu halten, aber das Team hat einen Weg gefunden. Ich freue mich, dass wir nun im Top 16 stehen."

Jean-Marc Dupraz (Coach Limoges): "In der ersten Hälfte haben wir wirklich viele Würfe danebengesetzt, auch offene Würfe. Sie haben uns im Rebounding dominiert, weil wir nicht die richtige Einstellung an den Tag gelegt haben und das hat den Unterschied ausgemacht. Außerdem haben wir viele kleine Fehler gemacht, die auf diesem Level bestraft werden."

Jamel McLean (Alba): "Wir wussten, was dieser Sieg für uns bedeuten würde, daher haben wir alles gegeben. Sie kamen wirklich stark aus der Kabine, aber wir waren in der Lage, zurückzuschlagen. Sie sind ein starkes Team, aber wir haben es geschafft, hier den Sieg zu holen."

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Tip-Off: Berlins Coach Sasa Obradovic muss sein Team auf einer Position umstellen. Reggie Redding fehlt aufgrund eines Trauerfalls in der Familie. Er wird ersetzt durch Alex Renfroe, der zusammen mit Cliff Hammonds, Niels Giffey, Jamel McLean und Leon Radosevic auf dem Parkett steht. Für Limoges starten Leo Westermann, Ramel Curry, Nobel Boungo-Colo, Adrien Moerman und J.P. Batista.

6. Zerfahrenes Spiel zu Beginn. Beide Teams finden offensiv noch überhaupt nicht statt. Ist das die Nervosität? Viele Fehler und nur zwei Korberfolge auf beiden Seiten. Alle Punkte der Gastgeber verzeichnete bisher J.P. Batista. Alba führt 6:4 - Auszeit Limoges.

10. Das ist einfach nur unterirdisch. Alba hat im ersten Viertel schon doppelt so viele Turnover produziert wie Körbe erzielt. Der Ausfall von Redding wiegt jetzt schon schwer. Allein 3 Ballverluste gehen auf das Konto von Ersatzmann Renfroe. Da Limoges aber überhaupt nichts trifft, liegen die Berliner weiterhin in Führung - 13:11.

16. So langsam sieht das hier nach Basketball aus. Erst trifft Hammonds den Floater über Westermann, dann bestraft Renfroe die schlechte Transition-Defense der Franzosen. Giffey vollendet den Alley-Oop-Pass von Hammonds und bringt Berlin mit neun Punkten in Führung - 27:18.

19. Was ist denn jetzt los!? Vargas foult Westermann am Perimeter und schlägt noch zwei weitere Male auf den Arm des Gegenspielers. Dem CSP-Point-Guard brennen die Sicherungen durch und er stößt Vargas zu Boden. Unverständlicherweise ahnden die Refs lediglich das Foul des Berliners. Aber die Aktion macht deutlich, welches Team mittlerweile die Zügel in der Hand hat. Alba führt mit 35:28.

24. CSP kommt mit Dampf aus der Kabine! Erst punktet Boungo-Colo per Alley-Oop nach Vorlage von Curry, dann schrauben Smith und Curry jeweils einen Dreier rein. Nach dem 4. Berliner Turnover in Hälfte zwei bricht Moerman durch und stopft zur Limoges-Führung. 37:35 - Aufwachen, Berlin!

27. Alba antwortet auf seine Weise. Der BBL-Tabellenführer zieht die Defense wieder an und kommt durch Stojanovski und McLean zu einfachen Fastbreak-Punkten. Der Halbzeit-Vorsprung ist fast wieder hergestellt - 46:40 Alba.

30. Alex Renfroe! Der Guard der Albatrosse tippt einen Fehlwurf von Cliff Hammonds mit dem Viertel-Buzzer in den Korb und verhindert so eine einstellige Punktzahl der Berliner im dritten Abschnitt. Auf der Gegenseite ist der Schwung von Limoges verpufft und der Korb scheint wieder wie vernagelt. Alba führt - 52:47.

35. Alba kann den Vorsprung dank McLean und Jonas Wohlfarth-Bottermann etwas vergrößern, aber Jamar Smith hat seinen Touch jetzt gefunden. Der Topscorer von CSP läuft heiß, trifft zwei schwierige Würfe von Downtown und hält Limoges in Schlagdistanz. Das Ding ist noch nicht durch! 59:55 Berlin.

40. Vojdan Stojanovski hat die Ruhe weg. Mit zwei Dreiern bringt er Alba auf die Siegerstraße und da auch Smith sein Pulver verschossen hat, kommt CSP nicht mehr entscheidend ran. Berlin gewinnt mit 71:65, verlässt die Halle in Limoges als Sieger und steht damit sicher unter den besten 16 Mannschaften Europas.

Der Star des Spiels: Jamel McLean. In Abwesenheit von Reggie Redding war der Big Man der Albatrosse der Eckpfeiler und die Konstante im Berliner Spiel. Der US-Amerikaner traf äußert effizient (7/10 FG), kam insgesamt auf 18 Punkte, holte zudem 7 Rebounds und verteilte 4 Assists. Als es im dritten Viertel eng wurde, übernahm McLean Verantwortung und brachte wieder Ruhe ins Spiel. Ebenfalls stark: Vojdan Stojanovski,

Der Flop des Spiels: Leo Westermann. Der vom FC Barcelona ausgeliehene Point Guard der Gastgeber erwischte einen rabenschwarzen Tag. Nicht nur, dass er bei 5 Würfen ohne Punkt blieb, Westermann kam auch in der Defense ständig zu spät und leistete sich drei schnelle Fouls. Fiel eigentlich nur durch seinen Stoß gegen Vergas auf und saß in der Folge viel auf der Bank. Nach der Einwechslung folgte bald Foul Nummer vier - es war definitiv nicht sein Abend.

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Das fiel auf:

  • Beide Teams begannen mit der Defense bereits an der gegnerischen Baseline. Vom Tip-Off an sah man auf beiden Seiten häufig die "100", die Full Court Press. Das Ziel war klar: Der Gegner sollte möglichst viele Körner beim Ballvortrag lassen und - wenn möglich - den Ball direkt hergeben. Die Turnover-Zahlen (14:19) belegen den Erfolg der Verteidigungsbemühungen.
  • Im zweiten Viertel stellte Limoges kurz auf eine Zonenverteidigung um. Nach sechs schnellen Punkten von Alba beendete Coach Jean-Marc Dupraz das Experiment jedoch vorzeitig und kehrte zur Manndeckung zurück.
  • Obwohl der Dreier bei den Franzosen überhaupt nicht fiel, ballerte Limoges unaufhörlich weiter. 27 Versuche standen am Ende im Statistikbogen, getroffen hat der Euroleague-Sieger von 1993 nur 8 Würfe von Downtown. Für Alba lief es aus der Distanz aber auch nicht gut: 4/18 die magere Bilanz der Berliner.
  • Bei Limoges stimmte weder die Abstimmung, noch die Chemie. Trainer Dupraz erreichte seine Mannschaft kaum und wirkte wenig souverän. In einer Auszeit nahm der Ex-Ulmer Trent Plaisted dem Coach einfach das Taktik-Board aus der Hand und malte einen Spielzug auf.
  • Die Franzosen machten ihrem Status als offensivschwächstes Team der Euroleague alle Ehre. CSP traf nur 37,8 Prozent aus dem Feld, aber das lag nicht nur an der Berliner Verteidigung. Selbst offene Würfe fanden nur selten ihr Ziel.

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