"Ich bin bis an die Grenzen gegangen"

Von Interview: Haruka Gruber
Heiko Schaffartzik spielt nächste Saison für Ankara in der türkischen Liga
© Getty

Erst traf er jeden Wurf, verpasste dann den Gamewinner - und jubelte am Ende doch: DBB-Point-Guard Heiko Schaffartzik über den dramatischen Sieg gegen Serbien in Kayseri und die Tücken des Australien-Spiels (17.45 Uhr im LIVE-TICKER).

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SPOX: Herr Schaffartzik, wie hoch ist der Erfolg gegen Vize-Europameister Serbien einzustufen?

Heiko Schaffartzik: In der zweiten Hälfte und in beiden Verlängerungen lagen wir immer wieder mit vier, fünf, sechs Punkten in Front und haben es dennoch geschafft, den Vorsprung wegzugeben. Deswegen war es eine umso größere Leistung, dass es uns wiederholt gelungen ist, uns von den Rückschlägen zu erholen und die Konzentration aufrechtzuerhalten. Die Serben hatten das Momentum auf ihrer Seite, weil sie in der regulären Spielzeit und in der ersten Verlängerung den Ausgleich erzielt haben - trotzdem haben wir sie niedergekämpft. Das zeugt von einer tollen Moral.

SPOX: Was ist mit dieser Mannschaft möglich?

Schaffartzik: Keine Ahnung. Ich weiß nur, dass schon gegen Argentinien ein Sieg möglich gewesen wäre, wenn wir nicht so ein schwaches drittes Viertel gespielt hätten. Wenn wir unser Niveau konstant hochhalten, können wir jeden schlagen.

SPOX: Welche Faktoren waren entscheidend für den Erfolg über Serbien?

Schaffartzik: Der ausschlaggebende Faktor war, dass jeder Verantwortung übernommen hat. Ich habe das komplette vierte Viertel auf dem Parkett gestanden und bin dabei an die körperlichen Grenzen gegangen. Daher musste ich für den Beginn der Verlängerung raus und konnte von der Bank beobachten, wie sich jeder für jeden eingesetzt hat. Außerdem kam uns gelegen, dass die Serben anders als Argentinien über das ganze Feld mit einer hohen Intensität spielen. Der abgezockte Halbfeld-Basketball der Argentinier liegt uns nicht so sehr.

SPOX: Was erwarten Sie vom nächsten Gegner Australien? Mit einem Sieg ist das Achtelfinale so gut wie erreicht.

Schaffartzik: Zunächst geht es darum, dass wir nach dem Serbien-Spiel gut essen und schlafen. Und die medizinische Abteilung darf jetzt auch mal arbeiten. (lacht) Am Montag denken wir nur an die Australier. Sie haben eine gute Mannschaft mit NBA-Spielern, von daher darf man sie nicht unterschätzen. Über den Montag hinaus zu denken macht keinen Sinn, deswegen will ich auch nicht über ein Achtelfinale spekulieren.

Der WM-Spielpan: Alle Spiele, alle Gruppen, alle Topscorer!

SPOX: Sie werden es mit Australiens wieselflinkem Point Guard Patrick Mills zu tun bekommen, der in der NBA bei Portland unter Vertrag steht.

Schaffartzik: Ehrlich gesagt weiß ich derzeit nicht so viel über ihn. Mir ist er vor zwei Jahren bei den Olympischen Spielen in Peking aufgefallen, als er dem US-Team im Viertelfinale 20 Punkte eingeschenkt hat, aber in der NBA habe ich ihn noch nicht beobachtet. Aber alleine, dass er bei den Blazers spielt zeigt, dass er ganz offensichtlich sehr gut ist.

SPOX: Sie selbst finden offenbar rechtzeitig zu Ihrer Form. Nach schwacher Vorbereitung und dem durchwachsenen Auftaktspiel gegen Argentinien haben Sie mit 14 Punkten und 4 getroffenen Dreiern gegen Serbien an die Leistungen bei der EM 2009 angeknüpft.

Schaffartzik: Ich fand mich gegen Argentinien nicht so schlecht, wie es gemacht wurde, dafür war ich gegen Serbien auch nicht so gut. Bei mir ist es eben eine Frage des Rhythmus. Manchmal geht's schief, manchmal funktioniert es. Gegen Serbien ist es halbwegs gut gegangen - aber ganz zufrieden war ich nicht. Der Dreier mit der Schlusssirene der regulären Spielzeit hätte reingehen müssen.

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