Carlsen verteidigt Spielstil

SID
Bei der WM in Chennai siegte Magnus Carlsen am Ende deutlich
© getty

Schach-Weltmeister Magnus Carlsen hat seinen Spielstil verteidigt und sieht sich teilweise als Revolutionär.

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"Ich finde es richtig, dass man sich auch am Brett anstrengt. Wenn die Stellung nicht remis ist, soll man kein Remis vereinbaren, man soll es ausspielen", sagte der 22-jährige Norweger im Interview mit der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung": "Will man eine WM gewinnen, reicht es nicht, ein oder zwei Stunden gut zu spielen, sondern vier, fünf oder sechs Stunden lang."

Am vergangenen Freitag hatte Carlsen mit einem Remis zum 6,5:3,5-Endstand den Inder Viswanathan Anand als Schach-Weltmeister abgelöst. Der deutsche Schach-Ehrenpräsident Robert von Weizsäcker hatte sich anschließend kritisch über den Norweger geäußert und im Deutschlandfunk erklärt, Carlsen habe deswegen gewonnen, "weil er der bessere Sportler ist, und nicht, weil er der bessere Schachspieler ist." Nach Angaben Carlsen sei es seine Taktik gewesen, "in jeder Partie vierzig, fünfzig gute Züge" zu spielen. "Das war mein Hauptziel", sagte er.

Fokus aufs Endspiel

Während sich andere Großmeister stundenlang in die Feinheiten der Eröffnung vertiefen, misst der Norweger dieser Phase des Spiels weit weniger Bedeutung bei. Er spielt fast jede Partie bis zum Ende und besiegt seine Gegner meist im Mittel- und Endspiel. Dabei kann er gegen seine meist älteren Kontrahenten die konditionellen Vorteile ausspielen und Fehler provozieren.

Mit seiner Herangehensweise, den Schach-Computer in seinem Training möglichst außen vor zu lassen, fühle er sich teilweise als Revolutionär. "Ja, ein bisschen", antwortete er auf eine entsprechende Frage. "Inzwischen ist es ein Trend, dass Leute aus der Eröffnung eine spielbare Position anstreben und nicht gleich einen großen Vorteil: Offensichtlich bin ich im Mittelspiel und Endspiel stärker als die meisten und kann mir ein solches Herangehen erlauben."

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Leichter als erwartet

Insgesamt sei das WM-Duell leichter gewesen, als er es sich zu Beginn vorgestellt habe. "Am Anfang spielte die Erfahrung eine gewisse Rolle. Während der ersten Partien hatte ich Nervenflattern. Ich war vielleicht nicht bereit", sagte Carlsen. Erst nach der dritten Partie habe er sich reifer gefühlt.

Als Grundlage für zukünftige Erfolge sieht Carlsen seine Motivation an: "Vor der WM habe ich alles dem Schach untergeordnet. Jetzt freue ich mich, dass ich ausspannen und ein ausgeglicheneres Leben führen kann."

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