Federer greift nach Sampras-Rekord

SID
Federer gewinnt die US-Open zum 5. Mal nacheinander
© Getty

Roger Federer hörte nicht auf, den US-Open-Pokal in New York zu küssen. Der Schweizer Tennis-Großmeister genoss nach einem sportlichen Hängejahr in Flushing Meadows endlich wieder das Triumphgefühl bei einem Grand-Slam-Turnier - und hat den Rekord von Pete Sampras in Reichweite.

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"Ich will nicht bei 13 aufhören", sagte der 27-Jährige nach dem 6:2, 7:5, 6:2 über den schottischen Endspiel-Neuling Andy Murray in New York.

"Halbfinals und Finals nutzen mir nicht mehr viel. Für mich geht es um Siege, und das hier ist ein großer. Er hat einen anderen Geschmack. Jetzt kann ich die restliche Saison entspannter angehen", sagte Federer und gönnte sich nach dem um einen Tag verschobenen Finale in der Kabine im engsten Kreis ein Glas Champagner.

Einen Titel bis zu Sampras

Federer fehlt nur noch ein weiterer großer Titel, um mit Sampras gleichzuziehen. Der Amerikaner hatte auf den Tag genau vor sechs Jahren mit dem Finalsieg über Andre Agassi seinen 14. Grand-Slam-Triumph gefeiert.

Federer holte als erster Spieler seit dem Amerikaner Bill Tilden 1924 fünf US-Open-Titel nacheinander. Weil ihm diese Serie auch in Wimbledon gelang, ist er der Erste, der zwei der vier wichtigsten Turniere fünfmal in Serie gewonnen hat.

Federer meldet sich eindrucksvoll zurück

Größer war für Federer aber die psychologische Bedeutung: Nach dem Halbfinal-Aus bei den Australian Open, den Final-Pleiten gegen Rafael Nadal bei den French Open und Wimbledon sowie dem Verlust der Nummer eins an den spanischen Olympiasieger bleibt dem Baseler nun auch 2008 Zählbares.

Drei Wochen nach Olympia-Gold im Doppel durfte Federer vor mehr als 20 000 Fans im Arthur-Ashe-Stadium wieder den silbernen Henkeltopf, 1,5 Millionen Dollar und ein Auto entgegennehmen.

"Ich habe von den Emotionen ein hartes Jahr durchlaufen", gestand der Anfang des Jahres vom Pfeiffer'schen Drüsenfieber geschwächte Federer, doch in New York fand er auch körperlich zu alter Stärke zurück, je länger das Turnier dauerte.

Bestes Tennis im wichtigsten Matchl 

"Ich hatte für eine Weile das Gefühl, dass ich wieder unschlagbar bin", befand der 237 Wochen ohne Unterbrechung an Nummer eins notierte Eidgenosse.

Das Gold von Peking habe ihn neu motiviert, sagte Federer, der nach dem Matchball im meist einseitigen Finale auf den Platz sank und sich jubelnd auf den Rücken drehte. Es mache ihn stolz, sein bestes Tennis wieder im wichtigsten Match gespielt zu haben, unterstrich er.

Federer stellte klar, dass sein diese Saison schwächeres Abschneiden angesichts der Jahre, in denen er drei Grand-Slam-Titel geholt hatte, überdramatisiert worden sei.

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Heimspiel im Davis-Cup

"Es ist nicht so schlecht, wie es dargestellt wird. Bei den Grand Slams ist es echt gut gelaufen, das darf man nicht vergessen", sagte der Weltranglisten-Zweite, der mit der Davis-Cup-Relegation gegen Belgien nun ein Heimspiel vor sich hat. Bei den Masters-Turnieren in Madrid und Paris sowie beim Masters Cup in Shanghai will er zudem weiter angreifen.

Von Verlierer Murray erhielt er noch am Netz eine Gratulation zu seiner Saison. "Ich habe gegen den Größten verloren, der dieses Spiel je gespielt hat", sagte Murray nach seinem ersten Grand-Slam-Finale.

Und er meine dies absolut ernst, weil Federer auf Sand viel stärker als Sampras sei. Der 21-Jährige hatte im 1:51 Stunden langen Endspiel nur im zweiten Satz eine Chance, als er einen 0:2-Rückstand sofort aufholte und drei Breakbälle in Serie zur 3:2-Führung besaß.

Federer wehrte alle ab und erzwang mit dem Break zum 7:5 praktisch schon die Entscheidung. Damit wartet das britische Herren-Tennis weiter auf den ersten Grand-Slam-Titel, seit Fred Perry 1936 die US Open gewann.

Dickes Trostpflaster für Murray

Als Federer vor vier Jahren nach ähnlichem Spielverlauf gegen Lleyton Hewitt seinen ersten Triumph in Flushing Meadows besiegelte, hatte Murray gerade den Junioren-Titel gewonnen.

Der künftige Weltranglisten-Vierte wollte die fehlende Pause vor dem ersten Montags-Finale seit 1987 nicht als Grund für seine Pleite anführen.

Für den Endspiel-Einzug und sein Abschneiden als zweitbester Akteur der US-Hartplatzserie gab es mit einer Million Dollar ein dickes Trostpflaster. Murray scherzte: "Das sind etwa zehn Pfund, oder?"

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