Kaymer is on fire

Von Florian Regelmann
Let's go Martin! Kaymer dominiert die BMW International Open
© Getty

München - Achtung, Achtung! Dies ist eine Warnung an die Konkurrenz. Sie können den Titel bei den BMW International Open vergessen.

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Sie können gerne weiter mitspielen. Aber für sie geht es nur noch um Platz zwei. Denn es ist das passiert, was sich seit Wochen angekündigt hat: Martin Kaymer ist heiß gelaufen. Und zwar so richtig.

Fünf Schläge Vorsprung

Der deutsche Shootingstar schoss in Runde zwei eine traumhafte 63 auf den Par-72-Kurs im Golfclub München Eichenried und übernahm damit bei einem Gesamtscore von 13 unter Par deutlich die Führung.

Der 23-Jährige hat fünf Schläge Vorsprung auf den Franzosen Francois Delamontagne (66) und den Engländer Benn Barham (68).

"Ich bin natürlich sehr zufrieden. Ich habe es wieder sehr genossen, mit Bernhard Langer zu spielen. Das habe ich gestern auch schon gesagt, aber es ist einfach so. Den Druck, dass ich jetzt hier gewinnen muss, machen andere. Ich freue mich auf die beiden Schlussrunden und dann schauen wir, wo ich am Sonntag stehe", so Kaymer. 

Die besten Bilder der BMW International Open

Auf dem geteilten vierten Rang folgt mit Tino Schuster schon der nächste starke Deutsche. Schuster brachte eine 68 ins Clubhaus und liegt bei sieben unter Par gleichauf mit Henrik Stenson (68), Thomas Björn (67), Graeme Storm (69) und Mardan Mamat (71). In einer großen Gruppe bei sechs unter Par sind unter anderem die Topstars Paul Casey (68) und Retief Goosen (69) vertreten.

Perfektes Golf

Spielt Kaymer so weiter, werden sie alle keine Chance haben und es wird am Sonntagnachmittag tatsächlich den ersten deutschen Sieger in Eichenried geben.

Kaymer bot am Freitag nahezu perfektes Golf. Fairway, Grün, Putt, drin, Birdie, weiter geht's zum nächsten Loch. Er traf wie am ersten Tag 16 von 18 Grüns, benötigte aber nur 25 Putts.

 "Ich habe extrem gut geputtet. Wenn ich normal geputtet hätte, wäre es vielleicht eine 67 gewesen. Ich hatte aber auch ein paar schlechte Schläge drin. Der zweite an der 11 war 40 Meter rechts weg", sah Kaymer immer noch Verbesserungspotential.

Mit einem Birdie an der 1 ging es für ihn gleich schon gut los. Es folgten Birdies an der 3, 6, 7 und 9. Nur 31 Schläge benötigte er für die ersten neun Löcher, fünf weniger als in seiner ersten Runde.

Auch die zweiten Neun absolvierte er ohne einen einzigen Fehler. An der 10, 11, 16 und 18 spielte er weitere Birdies. Am letzten Loch sorgte er mit seinem zweiten Schlag (einem Eisen-2 aus knapp 270 Metern!) noch mal für ein Highlight. Der Ball ging genau auf die Fahne und rollte Zentimeter an einem Albatross vorbei.

"Das war mein bester Schlag heute. Den habe ich genau so getroffen, wie ich es wollte. Ich habe aber keine Ahnung, warum ich die Bälle plötzlich 20 Meter weiter schlage als sonst", konnte Kaymer angesichts solcher "Probleme" schmunzeln.   

Cejka schiebt sich nach vorne

Dass er seine Traumrunde am Nachmittag spielte, an dem aufgrund der schwierigeren Bedingungen nur wenige Spieler gut scorten, macht sie nur beeindruckender. Während der Platz in Eichenried für Kaymer sehr leicht und deshalb nach eigenen Angaben ein "Par-69"-Kurs ist, hatten viele andere Spieler Mühe, unter dem normalen "Par-72"-Standard zu bleiben.

Alex Cejka nutzte die guten Bedingungen am Vormittag und kämpfte sich mit einer starken 67 weit nach vorne. Bei drei unter Par hat er auf dem geteilten 36. Platz noch Chancen auf eine vordere Platzierung.

"Ich habe einfach besser gespielt und besser geputtet. Gestern habe ich ein paar wilde Drives gemacht, lag öfters im Rough - und wenn ich am Stock lag, habe ich drei oder vier Putts gemacht. Ich wusste, dass ich heute vier oder fünf unter Par spielen musste, um den Cut zu schaffen. Das ist mir gelungen. Ich wollte nicht morgen schon nach Hause fliegen", sagte Cejka, der außerdem klar machte, dass er seine Ziele für den Rest der Saison nach oben korrigiert hat.

Die Tourkarte in den USA hat er so gut wie sicher, da heißt es angreifen: "Ein Sieg muss jetzt mal her, ich kann es kaum mehr erwarten."  

Langer fällt zurück - Siem und Daly gescheitert 

Bernhard Langer musste sich mit einer enttäuschenden 72 zufrieden geben, schaffte aber bei zwei unter Par auf dem geteilten 50. Rang den Cut und hatte den besten Platz, um das faszinierende Spiel seines legitimen Nachfolgers zu bewundern.

"Mein Spiel hat mir keinen Spaß gemacht, aber dafür Martins umso mehr. Wenn er so weiter macht, gewinnt er mit zehn Schlägen Vorsprung", sagte Langer. 

Im Schatten von Kaymers Spektakel sorgte Amateur Stephan Gross Jr. (68, geteilter 21. Rang) für eine positive Überraschung. Nicht mehr dabei ist dagegen unter anderem Marcel Siem. Der 27-Jährige, der sich für diese Woche so viel vorgenommen hatte, notierte nach seiner 75 zum Auftakt eine 72. Sein Gesamtergebnis von drei über Par reichte nur für den geteilten 106. Rang.

Publikumsliebling John Daly verpasste den Cut nach seiner zweiten 72er-Par-Runde nur knapp um einen Schlag. Nach einem erneut guten Start (-3 nach 4) kam es, wie es bei Daly in diesen Tagen ja fast kommen muss. Er fiel zurück und ist am Wochenende wieder mal nur Zuschauer.

"Gänsehaut"-Gefühl

Wenn es aber ein Wochenende gibt, bei dem die deutschen Fans ganz locker auf "JD" verzichten können, dann dieses Mal.

Schließlich hat man die Chance, Deutschlands zukünftigen Golf-Superstar auf dem Weg zu seinem ersten großen Sieg in der Heimat zu begleiten. Schon in Runde zwei bereiteten Kaymer die Fan-Massen beim Gang aufs 18. Grün "Gänsehaut".

Dass es nicht zum Triumph reicht, erscheint im Moment völlig unvorstellbar. Es gibt nämlich Wochen, da haben manche Spieler diesen Blick in den Augen.

Kaymer hat ihn diese Woche auch. Er ist ein Mann auf einer Mission. Und diese heißt Sieg.

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