Lucky Luke auf den Spuren seiner Helden

Von Alexander Hagl
Lukas Nilsson kam im Sommer von Ystads IF HF zum THW Kiel
© imago

Das Kapitel der schwedischen Nationalspieler beim THW Kiel wird um einen Namen angereichert. Das skandinavische Supertalent Lukas Nilsson wechselte an die Förde und geht in seine erste Saison, die für den THW am Sonntag mit der Partie beim TBV 1898 Stuttgart (jetzt live auf DAZN) beginnt. Der Schwede will in die Fußstapfen von Magnus Wislander, Stefan Lövgren, Kim Andersson & Co. treten. SPOX stellt den 19-jährigen Rückraumspieler vor.

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Wer hat Angst vorm bösen Wolff? Nach der Begegnung in der Vorrunde der Handball-EM zwischen Schweden und Deutschland dürfte sich Lukas Nilsson wohl gemeldet haben. Denn der Rückraumspieler scheiterte in der Schlussphase der dramatischen Partie ein ums andere Mal am deutschen Nationaltorhüter Andreas Wolff und vergab damit den Sieg für die Skandinavier.

Normalerweise würde man den 19-Jährigen dafür kritisieren, überdreht zu haben. Doch bei Nilsson ist das anders. Er musste nämlich schon in seinem Alter die ganzen Hoffnungen der schwedischen Fans auf seinen Schultern tragen.

Insgesamt erzielte Lucky Luke, wie er in Schweden genannt wird, starke 27 Tore bei der EM in Polen und führte damit die Tre Kronor auf den achten Platz. Die logische Konsequenz aus dem ersten internationalen Auftritt folgte sogleich. Mehrere europäische Topklubs wurden auf das Ausnahmetalent aufmerksam.

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Nilsson bestätigte, dass ihm insgesamt zehn Angebote vorlagen. Die Entscheidung fiel zugunsten des deutschen Rekordmeisters THW Kiel. "Es ist eine große Ehre und eine gute Entscheidung. Hier fühlt sich alles richtig an", erläuterte der junge Mann aus Ystad die Gründe pro Zebras nach seiner Verpflichtung.

Große Fußstapfen in Kiel

Damit führt er die Riege um schwedische Nationalspieler an der Förde fort. Und Wislander, Lövgren & Co. dürften auch eine gehörige Portion zum Wechsel zu den Zebras beigetragen haben. Denn die ehemaligen Stars des THW haben den kleinen Lukas inspiriert.

"Ich habe in meinem THW-Trikot die Fernsehübertragungen verfolgt", erinnert sich Nilsson. "Papa, ich will in Kiel spielen", habe er damals gesagt. Damit ist die Entscheidung pro Kiel und gegen andere zahlungskräftigere Klubs wie Paris Saint Germain umso verständlicher.

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In Kiel muss er nun zeigen, dass die Vergleiche mit Welthandballer Mikkel Hansen nicht nur wegen der ähnlichen Haarpracht und der Rückennummer 24 gerechtfertigt sind. Nilssons Spiel ähnelt dem des Dänen doch sehr. Am wohlsten fühlt sich der Schwede, wie Hansen auch, auf der Königsposition des Handballs, im Rückraum links.

Der Mann mit dem schnellen Arm

Der unglaubliche Zug zum Tor und sein schneller Armzug zeichnen ihn aus. Trotz seiner jungen Jahre hat Nilsson zudem bereits eine hohe Spielintelligenz entwickelt und setzt dadurch auch seine Mitspieler immer wieder gekonnt in Szene.

Zur Not kann der Rechtshänder aber auch die Brechstange herausholen, bei zehn Metern vor dem Tor hochsteigen und abdrücken. In seinen ersten beiden Spielzeiten in der ersten schwedischen Liga gelangen ihm so 303 Treffer.

Die Konkurrenz ist groß

In Deutschland wird er sich aber einem ganz anderen Erwartungsdruck als bei seinem Heimatverein Ystads stellen müssen. Der hohe Anspruch beim THW Kiel wurde schon einigen vielversprechenden Talenten zum Verhängnis. Eingewöhnungsprobleme dürfte er aber wohl nicht haben, steht doch mit Niclas Ekberg ein Kollege aus der Nationalmannschaft ebenfalls bei den Zebras unter Vertrag.

"Das, was ich bisher gesehen habe, ist toll. Kiel ist ein wenig wie Ystad", sagte Nilsson: "Die Lage am Meer und die Begeisterung für Handball: Das erinnert mich in Kiel stark an meine Heimatstadt."

Von der Konkurrenz im Rückraum gleicht aber nichts der südschwedischen Provinzstadt. Domagoj Duvnjak ist als Leader gesetzt. Doch daneben ist nach dem Abgang von Joan Canellas alles offen.

Sowohl Christian Dissinger, Routinier Blazenko Lackovic als auch das österreichische Talent Nikola Bilyk rechnen sich neben Nilsson viel Einsatzzeiten aus. Zudem möchte THW-Trainer Alfred Gislason den ehemaligen Kieler Aron Palmarsson von Veszprem zurück an die Förde holen, wie er erst kürzlich den Kieler Nachrichten bestätigte.

Gislason ist begeistert

Gislason zeigt sich aber schon jetzt begeistert vom 19-Jährigen: "Lukas ist ein Ausnahmetalent. Er ist torgefährlich, hat ein für sein Alter tolles Spielverständnis und steht in der Abwehr sicher. Das Talent von Lukas Nilsson kann man auf jeden Fall mit dem von Domagoj Duvniak oder Aron Palmersson vergleichen."

Das Vertrauen beruht auf Gegenseitigkeit. "Alfred Gislason wird meine Entwicklung weiter vorantreiben. Ich freue mich auf ihn", so Nilsson.

Beim THW trifft er auf seinen Schrecken von der EM. Im Training kann er an seiner Wurfqualität und -auswahl gegen Andreas Wolff arbeiten. Beste Voraussetzung also, um sich zu einem Weltklassespieler zu entwickeln. Einer zu werden, wie es seine Helden aus früheren Zeiten in Kiel waren.

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