Der wilde Abend der Berliner Helden

SID
Der Jubel nach dem Einzug ins Champions-League-Final-Four kannte bei den Füchsen keine Grenzen
© spox

Silvio Heinevetter tanzte mit den Pompons einer Cheerleaderin in den Händen, Geschäftsführer Bob Hanning schüttelte ungläubig den Kopf und Iker Romero riss sich vor Freude das Trikot vom Leib: Als die Füchse Berlin die Sensation geschafft und den Einzug in das Final Four der Handball Champions League perfekt gemacht hatten, kannte der Jubel keine Grenzen mehr.

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Die 9.000 Zuschauer in der Max-Schmeling-Halle flippten völlig aus, die Stimme des Hallensprechers überschlug sich und die Spieler wussten vor lauter Freude gar nicht, wen sie zuerst herzen sollten. Nach dem 29:18 gegen Ademar Leon glich die Spielstätte der Füchse einem Tollhaus.

Kein Wunder. Denn zu aussichtslos schien die Lage nach dem 23:34 im Hinspiel bei den Spaniern, kaum jemand hatte noch eine Pfifferling auf das Team von Trainer Dagur Sigurdsson gegeben. Doch den Glauben an das Weiterkommen hatten die Berliner auch nach dem Debakel in Leon nicht verloren. "Ich wusste, dass wir Großes leisten können", sagte der Superstar im Berliner Team, Iker Romero.

"Jedes Tor wurde gefeiert wie ein Treffer bei einer Fußball-WM"

"Das ist eine wunderbare Erfahrung für unseren Klub", sagte Sigurdsson über den erstmaligen Einzug ins Final-Four-Turnier am 26. und 27. Mai in Köln. Dort wird Berlin wie schon in der Gruppenphase Außenseiter sein, auch dort wird das Sigurdsson-Team über andere Qualitäten als individuelle Klasse zum Erfolg kommen müssen. "Gegen Leon haben wir großartig gespielt", sagte Romero. Das Geheimnis? "Wir sind eine Super-Truppe, die sich blendend versteht."

"Heute gab es viele Helden. Jedes Tor wurde gefeiert wie ein Treffer bei einer Fußball-WM", fügte Sigurdsson im Hinblick auf die fast ebenso aufopferungsvoll wie die Protagonisten auf dem Spielfeld kämpfenden Zuschauer hinzu. Einer der Helden auf dem Parkett war Torwart Heinevetter, der den Grundstein für das "Wunder von Berlin" legte. "Wir haben viel auf unseren Torwart gesetzt, und der hat fast alles gehalten", sagte Sigurdsson. "Von den Emotionen her war das eines meiner größten Handball-Erlebnisse."

Die Steigerung könnte in dreieinhalb Wochen in der Kölner Arena folgen. Aber Sigurdsson versichert, dass ihm das Abschneiden beim Final Four angesichts der Klasse der Gegner kein Kopfzerbrechen bereitet. "Kopenhagen, Madrid und Kiel werden im Final Four sein - das sind nicht unbedingt Teams, die wir so nebenbei schlagen", sagt der Isländer mit einem Lächeln.

Kiel-Trainer Gislason: Final Four wichtiger als Olympia

Der zweite deutsche Vertreter, der THW Kiel, hatte seinerseits gegen den kroatischen Serienmeister RK Zagreb weitaus weniger Mühe - allerdings nach dem 31:31 im Hinspiel auch eine hervorragende Ausgangsposition.

33:27 besiegte der designierte deutsche Meister besonders dank einer starken zweiten Hälfte die Gäste vom Balkan. Entsprechend überschwänglich feierten die Norddeutschen den zweiten Einzug ins Final Four nach 2010, als man den Titel am Ende gewann.

"Das Final Four ist das Handball-Ereignis des Jahres und noch wichtiger als die Olympischen Spiele", sagte Trainer Alfred Gislason. "Gegen wen wir im Halbfinale ran müssen, ist mir völlig egal."

Die Auslosung findet am Mittwochvormittag in Köln statt. Mit dem dreimaligen Champions-League-Sieger und Vorjahresfinalisten Atletico Madrid sowie dem dänischen Meister AG Kopenhagen haben die deutschen Klubs, die auch direkt aufeinandertreffen können, auf jeden Fall schwere Gegner vor der Brust.

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