Der grausamste Sport der Welt

Von Für SPOX in Royal Lytham & St. Annes: Florian Regelmann
Das war wohl nix: Adam Scott verspielte bei den Open einen großen Vorsprung
© Getty

Adam Scott schmeißt seinen sicheren ersten Major-Titel bei der Open Championship in Royal Lytham & St. Annes weg und ist das nächste Mitglied im Kollaps-Klub. Ernie Els profitiert und steigt in einen elitären Kreis auf. Sorgen machen muss man sich um den kriselnden Martin Kaymer.

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10. Der lässigste Titelverteidiger aller Zeiten: Darren Clarke verpasste in Royal Lytham & St. Annes den Cut. Böse formuliert könnte man sagen: So wie er seit seinem Open-Triumph 2011 ja jeden Cut verpasst. Ganz so mies ist es nicht, aber bei Clarke läuft seitdem im Großen und Ganzen nun wirklich erschreckend wenig zusammen.

Was ihn aber nicht daran hindert, einer der sympathischsten Sportler zu bleiben, die man sich nur vorstellen kann. Einige der besten Clarke-Sprüche der Woche:

"Ich glaube nicht, dass ihr das veröffentlichen könnt, was ich denke. Ich bin die 18 hoch gelaufen und habe mir gedacht: ‚Wie zum Teufel habe ich es geschafft, das Ding im letzten Jahr zu gewinnen?'"

"Geduld ist nicht eine meiner Tugenden. Ständig versuchen mir Leute zu sagen, dass ich geduldig sein soll. Toll. Wir haben ja gesehen, wie das funktioniert. Und ich Idiot höre auch noch auf sie."

"Heute Nachmittag habe ich es schon mal geschafft, vom Wein wegzubleiben. Mal schauen, wie es heute Abend läuft."

"Als ich letztes Jahr noch fünf Putts zum Sieg hatte, da dachte ich mir, das könnte ich hinbekommen. Alle erzählen immer, welche positiven Gedanken sie im Kopf haben. Das stimmt ja alles nicht. Du denkst dir ständig, hau ihn da nicht hin, hau ihn bloß dort nicht hin. Mach das nicht, mach dies nicht. Es ist schlimm."

SPOX liebt Darren Clarke.

9. Der schlafende Riese: Worauf basieren Links-Kurse? Richtig, es muss Wind haben. Ein bisschen Regen noch dazu - schon sind wir bei einer Open Championship, wie es sich gehört und schon wird die Sache lustig.

Und was passiert? Die ganze Woche laufen die Leute in Royal Lytham & St. Annes in kurzen Hemden und Sandalen durch die Gegend. Ich glaube, ich spinne! Am Finaltag frischte zumindest der Wind ein wenig auf - aber selbst das war im Endeffekt noch recht harmlos. Es war allein den extrem schwierigen Fahnenpositionen zu verdanken, dass sich der Platz trotz alledem tough spielte.

Dennoch: Beim nächsten Mal soll es bitte wieder anständig regnen und blasen. Das gehört zu einer Open einfach dazu.

8. Sorgen um Kaymer: Marcel Siem suchte sich ausgerechnet die Auftaktrunde der Open für seine schlechteste Runde des Jahres aus. Ganz schlechtes Timing, Marcel. Dass Siem letztlich mit einem Schlag am Cut scheiterte, war schade, aber es war auch nicht mehr als ein Ausrutscher. Siem spielt eine überragende Saison und ist grundsätzlich stark in Form - um ihn muss man sich aktuell keine Sorgen machen.

Das kann man vom Kollegen Martin Kaymer allerdings leider nicht behaupten. Nach der Birdie-losen 77 zum Auftakt war das Turnier für Kaymer im Prinzip schon wieder vorbei. Ganz, ganz bitter. Es ist schwierig auszumachen, was genau los ist, aber klar ist, dass irgendetwas nicht stimmt.

Kaymer will ohne Zweifel unbedingt viel besser spielen, aber im Moment bekommt er es de facto nicht auf die Reihe. Er wirkt auch mental teilweise einfach müde. Da reicht ein ärgerlicher Dreiputt und schon geht nichts mehr. Die Auswirkungen des schnellen Aufstiegs bis hin zur Nummer eins der Welt? Möglicherweise.

Kaymer muss auf jeden Fall höllisch aufpassen, dass er nicht weiter in eine Negativspirale hinein gezogen wird. Wenn er so weitermacht, schießt er sich ganz schnell aus dem europäischen Ryder-Cup-Team und rutscht in der Weltrangliste immer weiter ab. Vor Kaymer stehen entscheidende Wochen. Er braucht gute Resultate. Und zwar jetzt.

Ach ja: Im Tischtennis lief es für Kaymer in dieser Woche laut Bubba Watson auch eher bescheiden...

7. Rory hasst Zelten: Rein sportlich war die Open Championship für Rory McIlroy trotz guten Starts eine absolute Enttäuschung (T60.), aber immerhin hat sich der Nordire - nicht zum ersten Mal - als feiner Kerl gezeigt.

Am ersten Tag hatte er dem 16-jährigen Jason Blue mit seinem Drive an der 15 mehr oder weniger die Birne weggeschossen. Aua. Blue köpfte den Ball zwar dummerweise in Aus und nicht zurück aufs Fairway, aber McIlroy zeigte sich dennoch spendabel und quartierte sein Opfer in ein schönes Hotel ein. Einen signierten Handschuh gab es natürlich auch, das ist schließlich die Standard-Geste fürs Abschießen.

"Ich wollte nicht, dass er wie eigentlich geplant im Zelt schlafen muss, wenn er eine klaffende Wunde an der Seite seines Kopfes hat. Also habe ich ihn und seinen Kumpel im Hotel untergebracht und ihnen ein bisschen Cash fürs Abendessen gegeben. Das war das Mindeste, was ich tun konnte. Wenn mir jemand ein großes Loch in meinem Kopf verpassen würde, wäre ich nicht allzu glücklich. Camping mag ich eh nicht. Ich bevorzuge ganz klar Hotels", sagte McIlroy.

6. Tiger macht Yoga: Zuerst die gute Nachricht: Der geteilte dritte Platz ist Tigers bestes Major-Ergebnis seit seinem zweiten Rang bei der PGA Championship 2009 hinter Y.E. Yang. Er verbessert sich in der Weltrangliste sogar auf Rang zwei.

Die schlechte Nachricht: Es gibt Statistiken, die halten eisern. Wenn Tiger nach drei Runden nicht vorne liegt, dann gewinnt er auch kein Major. Auch diesmal schaffte er kein Comeback. Damit wartet Woods jetzt seit 17 Majors auf Major-Titel Nummer 15. Sein Wochenend-Score in den drei Majors 2012: +13.

Am Finaltag wurde Woods Opfer der schwierigsten Bahn (Nr. 6), die er an den drei Tagen zuvor immer mit einem Birdie absolviert hatte. Und die Rache der Nummer 6 war böse. Woods schlug sein Eisen-5 in den Grün-Bunker, benötigte zwei Schläge, um herauszukommen, sah dabei wie ein Yoga-Lehrer aus, wie er vor dem Bunker kniete, und kassierte am Ende ein Triple-Bogey. Sein erstes Triple-Bogey bei einem Major seit 2003, als er in Royal St. George's seinen allerersten Abschlag nicht mehr fand.

Ein Hauptgrund, warum es bei Tiger einfach noch nicht wieder ganz zum großen Sieg reicht, ist eine erstaunliche Schwäche mit den kurzen Eisen. Aus 50 bis 125 Yards bekommt er den Ball nicht nahe genug an die Fahne und lässt sich zu lange Birdie-Chancen. Das ist schon in der gesamten Saison auffällig.

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